Spektakuläre Wende: Trump will Kim Jong-un treffen

Trump und Kim Jong-un
US-Präsident nimmt Einladung des nordkoreanischen Machthabers an. USA wollen Druck Aufrecht erhalten. Japan begrüßt Gipfeltreffen.

Spektakuläre Entwicklung im Atomkonflikt mit Nordkorea: US-Präsident Donald Trump und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un wollen sich noch vor dem Sommer zu einem historischen Gipfel treffen. Die Einladung zu dem Treffen ging von Kim aus, wie der südkoreanische Sicherheitsberater Chung Eui-yong am Donnerstag in Washington sagte. Trump habe die Einladung angenommen, bestätigte das Weiße Haus.

Regierungsvertreter in Seoul teilten mit, das Treffen solle "bis Ende Mai" stattfinden. Es handelt sich um das erste Treffen eines US-Präsidenten mit einem nordkoreanischen Machthaber überhaupt. Das letzte ähnlich hochrangige Treffen gab es im Oktober 2000. In der Amtszeit von Präsident Bill Clinton traf sich Außenministerin Madeleine Albright in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang mit dem damaligen Machthaber Kim Jong-il - dem Vater Kims.

Chung hatte sich Anfang der Woche mit einer ranghohen südkoreanischen Delegation in Pjöngjang mit der nordkoreanischen Führung getroffen. Anschließend teilte er mit, Kim habe seinen festen Willen bekundet, "Trump sobald wie möglich zu treffen". Chung zufolge sagte Kim dabei zu, die nordkoreanischen Atomwaffen- und Raketentests zumindest vorläufig einzustellen. Zudem habe er gesagt, er sehe sich der Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel verpflichtet und sehe deshalb von diesen Tests ab.

Spektakuläre Wende: Trump will Kim Jong-un treffen
South Korea's National Security Office head Chung Eui-yong, Cho Yoon-je, the South Korean Ambassador to the U.S. and National Intelligence Service chief Suh Hoon, (L), make an announcement about North Korea and the Trump administration outside of the West Wing at the White House in Washington, U.S. March 8, 2018. REUTERS/Leah Millis TPX IMAGES OF THE DAY

Nordkorea verspricht: Vorerst keine Raketentests

Chung war nach einem Zwischenstopp in Seoul nach Washington weitergereist, wo er am Donnerstag die US-Regierung über das Treffen informierte. Anschließend trat er vor dem Weißen Haus vor die Presse, um das Gipfeltreffen anzukündigen.

Trump bezeichnete das geplante Treffen mit Nordkoreas Machthaber als "großen Fortschritt" in den Bemühungen um ein Ende des nordkoreanischen Atomprogramms. Im Kurzbotschaftendienst Twitter erklärte er, Kim Jong-un habe mit den südkoreanischen Vertretern "über Denuklearisierung gesprochen, nicht nur über ein Einfrieren". Zudem werde es "in dieser Phase keine Raketentests von Nordkorea geben". Die US-Sanktionen würden aber bestehen bleiben, "bis eine Vereinbarung erzielt worden ist", erklärte Trump.

Das Weiße Haus teilte mit, es halte vorerst an der Strategie des "höchsten Drucks" fest. "Wir erwarten eine atomare Abrüstung Nordkoreas." In der Zwischenzeit sollten alle Sanktionen bestehen bleiben.

Zufriedenes Japan

Japans Ministerpräsident Shinzo Abe begrüßte das geplante Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim. Er schätze den Wandel Nordkoreas sehr, Gespräche mit dem Ziel einer atomaren Abrüstung zu beginnen, sagte Abe in Tokio. Solange Nordkorea aber keine konkreten Schritte in Richtung Denuklearisierung vornehme, die "überprüfbar und unumkehrbar" seien, werde Japan den höchsten Druck auf das Land beibehalten.

Der Konflikt um das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm hatte sich im vergangenen Jahr gefährlich zugespitzt und zu gegenseitigen Kriegsdrohungen zwischen den USA und Nordkorea geführt. Im September testete das international isolierte Land eine Wasserstoffbombe. Ende November brüstete sich Nordkorea mit dem Test einer Interkontinentalrakete und erklärte, das gesamte US-Festland liege nun in Reichweite nordkoreanischer Raketen.

Säbelrasseln

Trump drohte in einer Rede vor den Vereinten Nationen, die USA würden das Land "völlig zerstören", sollte Pjöngjang im Konflikt um sein Atom- und Raketenprogramm nicht einlenken. Mehrfach verspottete Trump Kim als "Raketenmann". Kim wiederum nannte Trump einen "geistig umnachteten senilen Amerikaner" und drohte noch in seiner Neujahrsansprache mit einem Einsatz von Atomwaffen. "Der Atomknopf ist immer auf meinem Tisch", sagte er in einer Rede an die Nation. All dies löste international die Sorge vor einem Atomkrieg aus.

In seiner Neujahrsansprache deutete Kim jedoch auch an, dass Nordkorea eine Delegation zu den Olympischen Winterspielen in Südkorea entsenden könnte. Damit begann eine Annäherung zwischen Süd- und Nordkorea, die in der Teilnahme Nordkoreas an den Winterspielen in Pyeongchang mündete.

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