USA

Trump will Globalisierung Einhalt gebieten

Donald Trump hat die Präsidentschaftskandidatur der republikanischen Partei angenommen. In seiner Rede forderte er Sanktionen für abwandernde Firmen. Hillary Clinton sei mitverantwortlich für IS-Terror.

Mit der Rede des nun offiziellen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump endete der viertägige Parteitag der Republikaner in Cleveland/Ohio.

Die rund 75-minütige Rede begann mit Verspätung, erst nach 22 Uhr Ortszeit. Und sie begann mit einer weiteren Intrige des an Turbulenzen reichen Parteitags. Die Rede wurde aus dem innersten Parteizirkel im Wortlaut an eine Polit-Plattform geleakt, von wo sie in Windeseile alle Medien erreichte.

Abrechnung in gemäßigtem Ton

Inhaltlich war die Rede ein Frontalangriff auf Hillary Clinton und eine Abrechnung mit den Ergebnissen der Obama-Regierung. Allerdings vermied Trump, Clinton weiterhin abwertend "crooked Hillary" (krumme Hillary) zu nennen, sondern sprach durchwegs von "my opponent" (Gegenspieler). Trumps Ausdrucksweise hat für viel Verstimmung an der konservativen Basis gesorgt.

Die Abrechnung mit der Regierungszeit von Barack Obama formulierte Trump so: Die Morde in Amerikas 50 größten Städten hätten um 17 Prozent zugenommen, in der Hauptstadt Washington sogar um 50 Prozent. Die Zahl der illegalen Immigranten sei jetzt, im Juli 2016, schon höher als im gesamten Vorjahr. Vier von zehn afro-amerikanischen Kindern würden in Armut leben, 58 Prozent der afro-amerikanischen Jugend sei arbeitslos, und zwei Millionen Latinos mehr als vor acht Jahren leben in Armut. Die Haushaltseinkommen der Amerikaner würden sinken, die Staatsverschuldung erreiche Rekorde.

Trumps wohl schwerster Vorhalt an Hillary Clinton lautet: Sie habe als Außenministerin die Regimewechsel im Irak, in Libyen, in Ägypten und in Syrien gefördert. Das Ergebnis sei, dass sich die Terrororganisation IS in der gesamten Region ausgebreitet habe und von dort in die ganze Welt. Trump: "Clintons Hinterlassenschaft ist Tod, Zerstörung und Terror."

"Manipuliertes System"

Weiters warf Trump Clinton vor, "die Marionette eines manipulierten Systems" zu sein, eines Systems, das sich Wenige zu ihrem eigenen Profit hergerichtet hätten, etwa mit für den amerikanischen Arbeitsmarkt desaströsen Handelsabkommen.

Trump will bei der Globalisierung den Retourgang einlegen: "America First", heißt sein Credo. Er will die Freihandelsverträge neu verhandeln, und er will Firmen mit Sanktionen belegen, die aus den USA abwandern "und unterwegs amerikanische Arbeitnehmer entlassen".

Recht und Ordnung

Einen großen Teil seiner Rede widmete Trump der Sicherheit. "Ich bin der Law & Order-Kandidat", rief er in die jubelnde Menge. Er erneuerte seine Ankündigung, eine Mauer zu Mexko zu bauen, um die illegale Immigration, das Einsickern von Banden und Drogen abzustellen. Das Wiederherstellen von Recht und Ordnung werde seine erste Aufgabe als Präsident sein. "Ohne Recht und Ordnung keine Prosperität", sagte er.

Zur Aufnahme von Flüchtlingen sagte er, er werde niemanden ins Land lassen, der nicht "die amerikanischen Werte unterstützt und die Amerikaner liebt".

Trump will Globalisierung Einhalt gebieten
The family of Republican presidential candidate Donald Trump watch the balloon drop at the conclusion of the Republican National Convention in Cleveland, Ohio, U.S. July 21, 2016. REUTERS/Jim Young
Die Rede war von dauerndem Applaus und viel Zustimmung der tausenden Delegierten begleitet. Am Ende betratdie ganze Trump-Familiedie Bühne und gratulierte ihm. Von der Decke der Parteitagsarena regnete es Papierfähnchen und Ballons in den amerikanischen Farben rot, blau und weiß. Auf dem großen Videowürfel, der von der Decke hing, war ein Feuerwerk eingespielt. Der Abschluss des von Misstönen begleiteten Republikaner-Kongresses schien doch noch gelungen.

Heute, Freitag, oder spätestens morgen, Samstag, wird Hillary Clinton ihren Vizepräsidenten bekannt geben. Am Montag beginnt in Philadelphia die ebenfalls viertägige Convention der Demokraten.

Zu seiner auf dem Republikaner-Parteitag wiederholten Aussage, eine Mauer an der US-Grenze zu Mexiko errichten zu wollen, schrieb sie: "Ja, wir werden eine Mauer bauen - zwischen dich und die Präsidentschaft, Donald Trump."

Trump hatte zuvor auf dem Parteitag in Cleveland die Nominierung als Präsidentschaftskandidat angenommen. Seine Rede kommentierte Clinton auf Twitter und zum Beispiel versah sie seinen Satz "Ich bin mit euch" mit einem Anmerkungssternchen: "*Nicht inbegriffen: Frauen, Afro-Amerikaner, LGBT-Leute, Muslime, Latinos, Einwanderer..." Es wird erwartet, dass Clinton in der kommenden Woche auf dem Parteitag der Demokraten in Philadelphia offiziell als Präsidentschaftskandidatin nominiert wird.

(APA/dpa)

  • ZERRISSENE PARTEI: Die Republikaner bleiben bei allem Bemühen um inszenierte Einigkeit auch nach dem Konvent tief gespalten über Donald Trump und ihre Zukunft.
  • EINENDER HASS: Nichts konnte die Partei in Cleveland so emotionalisieren und zusammenführen wie ständige Angriffe auf Hillary Clinton. "Sperrt sie ein" wurde akzeptiertes Gemeingut.
  • KINDER IM WARTESTAND: Unabhängig vom Wahlausgang wird man Trumps Kinder im Auge behalten müssen. Politische Karrieren etwa von Donald Junior und Ivanka sind gut vorstellbar.
  • MÄSSIGES MANAGEMENT: Rund dreieinhalb Monate vor der Wahl lassen der Umgang mit Plagiatsvorwürfen, die Programmgestaltung und vieles im Ablauf stark zweifeln, wie Trumps Team organisatorisch wie inhaltlich mit wirklich großen Aufgaben umginge.
  • SELBSTBEZUG: Außenpolitik oder internationale Beziehungen spielten kaum eine Rolle, konkrete Politik oder Programme auch nicht. Cleveland definierte sich ganz aus der Warte eines bedrohten Amerika.

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