Trump im steilen Sinkflug

Wo sind die Stimmen hin? Trump im Umfragetief
Nach den jüngsten Ausrutschern stürzen die Umfragewerte des Präsidentschaftswerbers ab.

Eigentlich ist er auf dem Weg zur Präsidentschaftskandidatur der Republikaner nicht mehr zu stoppen. Donald Trump hat nach den Vorwahlen locker die notwendigen Delegiertenstimmen eingesammelt, um in vier Wochen beim Parteitag in Cleveland gekürt zu werden. Doch während sich der Milliardär langsam auf die dortige Party einstimmt, wächst in seiner Partei die Panik. Denn die Umfragewerte Trumps stürzen plötzlich dramatisch ab.

Seine jüngsten Ausrutscher machen sich allmählich bemerkbar. In allen aktuellen Umfragen liegt der Republikaner rund um zehn Prozent hinter seiner demokratischen Konkurrentin Hillary Clinton, mehr als 40 Prozent Zustimmung bei den Wählern - und damit die auch nur theoretische Chance auf einen Wahlsieg - scheinen derzeit außer Reichweite. Als Hauptgrund vermuten politische Beobachter Trumps völlig verunglücktes Auftreten nach dem Massaker von Orlando. Während immer deutlicher wurde, dass der Attentäter ein offensichtlich selbst homosexueller psychotischer Schwulenhasser war, der sich in seiner psychischen Zerrüttung Zuflucht bei radikalen islamistischen Ideologien gesucht hatte, schürte Trump die Panik vor dem organisierten islamistischen Terror in den USA und griff wieder einmal ganz tief in seine Kiste mit rassistischen Attacken gegen US-Muslime. Sie alle müssten quasi unter polizeiliche Beobachtung gestellt, neue Einwanderer aus muslimischen Ländern gar nicht mehr ins Land gelassen werden, wiederholte Trump immer und immer wieder geäußerte Forderungen. Dazu kommen neue peinliche Patzer, wie etwa jener, dass Trump Belgien öffentlich als Stadt bezeichnete.

Keine Chance bei Frauen

Die Folgen sind nicht nur in den allgemeinen Umfragen deutlich sichtbar. Viel schlimmer wird es noch bei bestimmten Zielgruppen. In manchen Wählergruppen ist sein Rückhalt kaum noch messbar. 96 Prozent der Afroamerikaner halten den Zahlen der Washington Post zufolge nichts von ihm, 89 Prozent der Hispanics und 77 Prozent aller Frauen. Laut CBS News liegt Trump in allen Altersgruppen inzwischen teils deutlich hinter Clinton. Bei Amerikanern unter 30 Jahren kommt er nur auf eine Zustimmung von 29 Prozent. Auch an seine Eignung als Präsident glaubt gerade einmal ein Drittel der Amerikaner. Die Angst bei den Republikanern geht also um, in ein historisches Wahldesaster zu schlittern. Jene Vertreter der frustrierten, vom sozialen Abstieg bedrohten weißen Mittelklasse, die bei den Vorwahlen Trumps wachsend fanatisierte Anhängerschaft gebildet haben, könnten bei den Wahlen im Herbst nur eine begrenzte Rolle spielen. Die politische Mitte aber würde sich zuletzt aus Vernunftgründen für die wenn auch ungeliebte Hillary Clinton entscheiden.

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