Trump droht Nordkorea: Waffen "geladen und entsichert"

Der US-Präsident droht mit militärischen Lösungen, während sein Verteidigungsminister, China und Angela Merkel weiter auf Diplomatie setzen.

Im eskalierenden Streit zwischen den USA und Nordkorea hat US-Präsident Donald Trump direkt mit einem militärischen Vorgehen gedroht.

"Die militärischen Lösungen sind nun vollständig vorbereitet, geladen und entsichert, sollte Nordkorea sich unklug verhalten", schrieb Trump am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter. US-Verteidigungsminister James Mattis war indes um Entspannung bemüht.

Washington und Pjöngjang hatten die gegenseitigen Drohungen zuletzt immer weiter verschärft. Trump hatte am Dienstag zunächst gedroht, die USA würden "mit Feuer und Zorn" auf weitere Provokationen reagieren. Nordkorea drohte daraufhin mit einem Angriff nahe der US-Pazifikinsel Guam.

Zusätzlich twitterte Trump noch Bilder von amerikanischen B-1-Bombern auf Guam und erklärte, dass diese bereit wären.

Trump legte am Donnerstag nach und erklärte, seine Botschaft sei "vielleicht nicht hart genug" gewesen. "Nordkorea sollte sich lieber zusammenreißen, sonst wird es Ärger kriegen wie nur wenige Staaten zuvor." Nordkorea sollte "sehr, sehr nervös" sein. Am Freitag dann erklärte er die "militärische Lösung" für "vollständig vorbereitet". Mit Blick auf den nordkoreanischen Machthaber fügte er hinzu: "Hoffentlich findet Kim Jong-un einen anderen Weg."

Verteidigungsminister für Diplomatie

US-Verteidigungsminister Mattis bezeichnete einen Krieg mit Nordkorea dagegen am Donnerstag als "katastrophal". Er setze weiter auf Diplomatie. "Die Tragödie des Kriegs ist allgemein bekannt, und wir brauchen keine weitere Beschreibung über die Tatsache hinaus, dass dies katastrophal wäre", sagte Mattis. Es seien bereits "diplomatische Ergebnisse" zu sehen, und diesen Weg wolle er fortsetzen. Welche Ergebnisse er meinte, ließ Mattis offen.

Am Mittwoch noch hatte Mattis Pjöngjang vor allen "Aktivitäten, die zum Ende des Regimes und zur Vernichtung seines Volkes führen würden", gewarnt. Am Donnerstag schien er das abschwächen zu wollen und erklärte, seine Aufgabe und Verantwortung sei es, militärische Optionen in Vorbereitung zu haben, "sollten diese gebraucht werden". Die US-Bemühungen konzentrierten sich aber derzeit auf eine diplomatische Lösung.

Im Fall eines bewaffneten Konflikts hat Trump allein die Vollmacht, den Einsatz der US-Atomwaffen anzuordnen. Sollte es zu einem Angriff Nordkoreas kommen, würde der Koffer geöffnet, der die nuklearen Optionen beinhaltet und ständig von einem Militär in Trumps Nähe aufbewahrt wird. Trump muss sich mit zwei Generälen, dem Chef des Strategic Command und dem des Nationalen Militärkommandozentrums beraten. Sie können versuchen, dem Präsidenten den Einsatz auszureden, dennoch genügt Trumps Wort für den Einsatz.

China mahnt

Das chinesische Außenministerium erklärte am Freitag, die USA und Nordkorea sollten "vorsichtig" mit Worten und Taten umgehen. Beide Seiten sollten "die Spannungen abbauen". "Demonstrationen der Stärke" seien nicht angebracht.

Das Außenministerium in Peking äußerte überdies scharfe Kritik an einem US-Marinemanöver im Südchinesischen Meer. Die Souveränität und Sicherheit der Volksrepublik seien dadurch "ernsthaft" beeinträchtigt worden, Peking werde offiziell Protest in Washington einlegen. Das chinesische Verteidigungsministerium erklärte, der US-Einsatz gefährde den "Frieden und die Stabilität in der Region".

Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte am Freitag, dass die Rhetorik zwischen Washington und Pjöngjang "übertrieben" sei. Moskau hoffe, dass sich "gesunder Menschenverstand" durchsetzen werde.

Merkel gegen militärische Lösung

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte im Nordkorea-Konflikt vor einem Einsatz des Militärs. "Ich sehe keine militärische Lösung des Konfliktes" und eine solche halte sie auch "nicht für geboten", sagte sie am Freitag in Berlin. "Eskalation der Sprache halte ich für die falsche Antwort". Deutschland werde "hier bei den Lösungsmöglichkeiten, die wir sehen - nicht-militärischer Art - sehr intensiv mit dabei sein", kündigte die Kanzlerin an. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Freitag, eine militärische Eskalation der Krise hätte unvorstellbare Risiken.

Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat US-Präsident Donald Trump eine Mitverantwortung für die Eskalation des Nordkorea-Konfliktes gegeben. "Jeder Tropfen Öl, der beim Thema Nordkorea ins Feuer gegossen wird, ist zu viel", sagte von der Leyen den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland mit Blick auf die Äußerungen des US-Staatschefs. "Präsident Trump hätte besser geschwiegen".

Trump sage "zu vielen Themen in einem Moment das eine und im nächsten das Gegenteil", kritisierte die Verteidigungsministerin. Selbst Insider in Washington wüssten nicht mehr, "was vom Handeln des Präsidenten Strategie und was impulsiv" sei. Als Konsequenz sieht von der Leyen einen Einflussverlust der USA in der Weltpolitik: "Das sprunghafte und teils widersprüchliche Agieren des amerikanischen Präsidenten führt bereits dazu, dass viele Akteure das Thema Sicherheit verstärkt unabhängig von ihm angehen."

Auch der deutsche SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz kritisierte die verbale Eskalation des Konflikts durch den US-Präsidenten. "Alle unsere Befürchtungen, die wir verbunden haben mit der Unberechenbarkeit der Politik von Donald Trump, werden bedauerlicherweise jetzt bestätigt", sagte er am Freitag in Berlin. Russland und China forderte der SPD-Chef auf, ihre "besondere Verantwortung" wahrzunehmen und mäßigend auf Nordkorea einzuwirken. "Ich glaube, jetzt ist die Stunde der Diplomatie."

In südkoreanischen Medien wurden unterdessen Rufe nach eigenen Atomwaffen laut. Das Vertrauen in den nuklearen Schutzschild der USA sei nicht unerschütterlich, schrieb der "Korea Herald". Das Blatt "Chosun" verlangte, angesichts einer "drohenden Katastrophe" müssten "sämtliche Optionen, selbst die bisher undenkbaren, auf den Tisch".

Russland und China haben nach Angaben des russischen Außenministers Sergej Lawrow einen Plan zur Entschärfung der Nordkorea-Krise ausgearbeitet. Dieser sehe vor, dass Nordkorea auf weitere Raketentests verzichte und die USA und Südkorea ihre Großmanöver einstellten, sagte Lawrow am Freitag in Moskau. "Die Seite, die stärker und klüger" sei, sollte den ersten Schritt tun.

Die Wortwahl aus Washington und Pjöngjang sei übertrieben, die gegenseitigen Angriffsdrohungen sehr beunruhigend. Russland hoffe, dass der gesunde Menschenverstand wieder die Oberhand gewinne.

Nach der Ankündigung Nordkoreas, es werde kommende Woche den Einsatzplan für Raketenabschüsse in Richtung der US-Pazifikinsel Guam fertig haben, hatte US-Präsident Donald Trump Nordkorea abermals mit dem Einsatz des Militärs gedroht. Die militärischen Lösungen seien geladen und scharf gemacht für den Fall, dass die Führung in Pjöngjang unklug handeln sollte.

"Hoffentlich findet Kim Jong-un einen anderen Weg!", schrieb Trump auf Twitter. Am Donnerstag hatte er gedroht, Nordkorea sollte sich zusammenreißen, sonst würde es Probleme bekommen, wie sie nur wenige Länder erlebt hätten.

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