Trump-Dossier: Tödliche Wende
26. Dezember 2016: In Moskau wird ein Mann tot auf der Rückbank seines schwarzen Lexus gefunden. An sich nichts Außergewöhnliches in der russischen Hauptstadt, die als heißes Pflaster gilt. Doch nach und nach wird klar, um wen es sich handelt: Oleg Erovinkin war Ex-KGB-General und Mitarbeiter der Nachfolge-Organisation FSB – und er soll laut Medien die Zentralfigur gewesen sein, die dem ehemaligen britischen MI6-Agenten Christopher Steele geholfen hat, das brisante Material über Donald Trump zusammenzutragen.
Rückblende: Elf Tage vor dessen Amtseinführung veröffentlichte das Online-Portal Buzzfeed das Dossier, in dem unter anderem von Sex-Spielchen des nunmehrigen US-Präsidenten die Rede ist. Außerdem soll Trump eine bis zu 19-prozentige Beteiligung an dem russischen Öl-Konzern Rosneft für den Fall in Aussicht gestellt worden sein, dass er als neuer Herr im Weißen Haus die Sanktionen gegenüber Russland aufhebt.
Pikant ist, dass Erovinkin offenbar eng mit Igor Setschin zusammengearbeitet hat, dem Präsidenten von Rosneft, der wiederum über enge Kontakte zu Trump-Unterstützern in Moskau verfügt haben soll, wie Steele in seinem Dossier schreibt. Zudem soll, so Medien, Erovinkin eine Schlüsselrolle zwischen dem Rosneft-Manager, der mehrfach in der Zusammenfassung des früheren MI6-Mitarbeiters vorkommt, und Kreml-Chef Wladimir Putin eingenommen haben.
Spionage-Thriller
In diesem Spionage-Thriller lenkt nun die britische Zeitung The Telegraph den Verdacht auf das russische Epizentrum der Macht: Möglicherweise sei Erovinkin im Auftrag des Kremls aus dem Weg geschafft worden. Christo Gruzev, er gilt als Experte für russische Geheimdienstarbeit, sieht das ähnlich: "Ich habe keinen Zweifel, dass Putin Steeles Dossier auf seinem Tisch hatte, als Erovinkin starb. Ganz gleich, ob wahr oder nicht: Putin hatte in jedem Fall einen Grund, den Maulwurf zu finden", zitiert der Telegraph den Bulgaren.
Der Leichnam des russischen Agenten wurde jedenfalls nach der Auffindung in eine FSB-Einrichtung gebracht. Zunächst spekulierten russische Medien über eine Ermordung. Später hieß es lapidar: Herzinfarkt.
Laut dem US-Magazin Time erhielt Christopher Steele schon im Vorwahlkampf aus Washington den Auftrag, in Trumps Vorleben zu stöbern. Angeblich kam dieser Auftrag von den Republikanern, um den Immobilien-Tycoon als Präsidentschaftskandidaten zu verhindern. Steele, der nach seinem Abgang vom MI6 die private Firma "Orbis Business Intelligence" in London gegründet hat, nützte seine alten Kontakte nach Moskau – und fand offenbar Erovinkin. Sein Dossier stufte der US-Geheimdienst als glaubwürdig ein. Nach Bekanntwerden der brisanten Details tauchte der ehemalige britische Agent unter – und ist bis heute verschollen.
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