Trump auf Kollisionskurs mit Lateinamerika

Schon jetzt schwer überwindbar: Grenze zwischen Mexiko und den USA
Der US-Präsident plant Mauerbau an Grenze zu Mexiko. Das dürfte die politischen Verbindungen nach Süden kappen.

Es waren historische Bilder, die um die Welt gingen: US-Präsident Barack Obama und Kubas Machthaber Raul Castro reichten sich die Hände. Obama hielt eine gefeierte Rede in Havanna, Lateinamerikas Linksregierungen lobten den Mut des US-Präsidenten, auf Kubas Machthaber zuzugehen.

Doch damit ist es jetzt vorbei. Den neuen US-Präsidenten Donald Trump interessieren solche diplomatischen Fortschritte nicht. Stattdessen setzt er mit dem Bau der gigantischen Mauer zwischen den USA und Mexiko auch den letzten Rest politischer Verbundenheit und Freundschaft zwischen den beiden Regionen aufs Spiel. Kosten laut jüngsten Schätzungen bis zu 15 Mrd. US-Dollar.

Bis auf Kolumbien ist den USA kein Verbündeter in der Region geblieben. Der Bruch mit Lateinamerika wird endgültig. So groß die Mauer zwischen den USA und dem Rest der Neuen Welt werden mag, so unwiederbringlich wird das Vertrauen der Menschen jenseits des Rio Bravo in die USA verloren sein. Dabei ist es gar nicht so sehr das Bauwerk an sich, für das viele in Lateinamerika angesichts sozialer Unruhen und Konflikte mit Flüchtlingen sogar Verständnis aufbringen. Es ist die Art und Weise wie Trump dieses Jahrhundertbauwerk durchsetzen und finanzieren lassen will.

Demütigungen

Trump wird mit seinem demütigenden Politikstil gegenüber Mexiko Emotionen zwischen Mexiko-Stadt und Feuerland entfachen. Dass Trump den bisher noch nach Auswegen suchenden mexikanischen Präsidenten, Enrique Pena Nieto, sogar ausladen will, wenn Mexiko nicht bereit ist, die Mauer zwischenzufinanzieren, ist ein politischer Anschlag auf die diplomatischen Beziehungen beider Länder. Pena Nieto hat gar keine andere Wahl mehr, als selbst in Kampfmodus zu gehen.

Schon jetzt sind die USA ihren moralischen Führungsanspruch in der Region los. Besonders deutlich wird das, wenn die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) in politischen Krisen zu vermitteln versucht. Die OAS-Initiativen verpuffen wirkungslos. Venezuelas Sozialisten kontern alle OAS-Initiativen mit dem süffisanten Hinweis, der Staatenbund sei vom Imperium gesteuert. Lateinamerikas Linksregierungen liebäugeln ohnehin damit, dass der OAS-Sitz aus Washington in ein südamerikanisches Land verlegt wird, damit er den Stempel eines US-Anhängsels verliert.

Die Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko dokumentiert die selbst gewählte Isolation der USA gegenüber dem Rest Amerikas. Die politischen Konsequenzen sind schon jetzt zu spüren: Der Einfluss der USA auf die politischen Prozesse in der Nachbarschaft nimmt immer mehr ab. Hinzu kommen Handelsbeschränkungen wie das jüngste Importverbot für argentinische Zitronen oder angedrohte Strafzölle gegen die mexikanische Autoindustrie.

China im Vormarsch

Schon jetzt hat sich China, der Lieblingsrivale Trumps, riesige Ländereien in der Region gesichert. Peking hat Zugriff auf Rohstoffe und Nahrungsmittelproduktion.

Trumps Anti-Lateinamerika-Politik wird Proteste und Ablehnung provozieren: Wahlen in der Region könnten die alte Feindschaft mit Washington wachrufen. Ecuador, Brasilien, Mexiko – dort werden in den nächsten Jahren die Weichen dafür gestellt, ob das Pendel in Lateinamerika nach links oder rechts ausschlägt.

Schwer vorstellbar, dass im Präsidentschaftswahlkampf in Mexiko 2018 ein Kandidat gewinnt, der freundlich gegenüber Washington auftritt. Das zerschlagene Porzellan wird nicht mehr zu kitten sein. Der Bruch zwischen Washington und dem Rest Amerikas wird so feststehen, wie das Jahrhundertbauwerk des Donald Trump. Ein hoher Preis für ein Wahlkampfversprechen.

Kommentare