Tote bei Messerattacken von Palästinensern

Sicherheitskräfte am Tatort.
Angst vor neuem palästinensischem Aufstand. Israelisches Sicherheitskabinett berät am Montag.

Zwei Messerangriffe auf Israelis in Jerusalem haben am Wochenende Sorgen vor einer Eskalation des Konflikts mit den Palästinensern geschürt. Am Samstag erstach ein Palästinenser einen Soldaten, der mit Frau und Kindern unterwegs war und einen jüdischen Geistlichen, der ihnen zu Hilfe eilte. Der Angreifer wurde von der Polizei erschossen. Die Gruppe Islamischer Jihad bekannte sich zur Tat.

Am Sonntag stach dann ein Palästinenser einen 15-Jährigen nieder. Das Opfer wurde verletzt in ein Krankenhaus gebracht, der Angreifer ebenfalls von Polizisten erschossen.

Altstadt für Palästinenser gesperrt

Als Reaktion auf die tödlichen Messerangriffe in Jerusalem ließ die Regierung erstmals die Altstadt zwei Tage lang für Palästinenser sperren. Am Sonntag und Montag dürften nur Bewohner der Altstadt, israelische Staatsbürger, Touristen, Ladeninhaber und Besucher von dortigen Bildungsstätten die Altstadt betreten, verfügte die israelische Polizei. Das Verbot betrifft damit einen Großteil der 310.000 palästinensischen Einwohner des von Israel besetzten Ostteils Jerusalems.

Am Samstagabend erstach zunächst ein Palästinenser im muslimischen Viertel der Altstadt einen 21-jährigen ultraorthodoxen Juden und einen zu Hilfe eilenden 41-jährigen Rabbiner. Anschließend griff er sich die Schusswaffe eines der Getöteten, bevor er selbst von Polizisten erschossen wurde. Das zweijährige Kind und die Frau des 21-Jährigen, ein Armee-Gefreiter, der nicht im Dienst war, wurden verletzt. Bei dem Angreifer handelte es sich um einen 19-jährigen Palästinenser aus dem Dorf Surda nördlich von Ramallah.

Kurz vor Morgengrauen verletzte ein weiterer 19-jähriger Palästinenser westlich der Altstadtmauern einen israelischen Jugendlichen mit einem Messer. Der Angreifer aus dem Ost-Jerusalemer Stadtteil Issawija wurde kurz darauf von heraneilenden Polizisten erschossen.

Angespannte Lage

Seit drei Wochen ist die Lage rund um den Tempelberg in der Altstadt besonders angespannt, immer wieder gibt es Zusammenstöße zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei. Der Ort, an dem bis ins 1. Jahrhundert der Jüdische Tempel stand und wo vor 1.300 Jahren der islamische Felsendom und die Al-Aksa-Moschee errichtet wurden, gilt beiden Religionen als zentrale heilige Stätte. Wegen einer Häufung religiöser Feste, die am Montagabend enden, kam es jetzt verstärkt zu Nutzungskonflikten.

Nach dem ersten Messerangriff marschierten rechtsradikale jüdische Demonstranten am späten Samstagabend in Richtung der Jerusalemer Altstadt und riefen Parolen wie "Krieg" oder "Das Volk fordert Rache". Mehrere Palästinenser wurden geschlagen, Autos von Palästinensern wurden angegriffen, wie ein AFP-Reporter beobachtete.

Auch im Westjordanland war die Lage am Wochenende stark angespannt. Dort hatten am Donnerstagabend bisher unbekannte Täter ein jüdisches Siedlerpaar in einem fahrenden Auto erschossen, während dessen vier kleine Kinder auf dem Rücksitz saßen.

Bei nachfolgenden Racheakten israelischer Siedler, Razzien und Straßenblockaden der Armee sowie Protesten dagegen, erlitten nach Angaben des Roten Halbmonds am Wochenende 77 Palästinenser Schusswunden. Schwerpunkte der Zusammenstöße waren die Nachbarschaft von Ramallah, Nablus und das Flüchtlingslager Jenin, alle im nördlichen Westjordanland gelegen.

Krisensitzung

Ministerpräsident Benjamin Netanyahu berief eine Krisensitzung mit seinen Sicherheitsberatern ein. Am Montag soll das Sicherheitskabinett über die Gewalt beraten. Geheimdienstminister Israel Katz drohte angesichts der Terrorwelle mit einer neuen breiten Militäroperation. "Wir werden unsere Maßnahmen gegen die Palästinenser verschärfen", sagte er dem israelischen Armeesender.

Die palästinensische Regierung beschuldigte Israel am Sonntag, die Lage willentlich zu eskalieren. "Die Regierung verurteilt die Eskalationsstrategie der israelischen Besatzungsbehörden gegen unsere Bevölkerung in Jerusalem und dem Westjordanland", hieß es in einer Stellungnahme aus Ramallah.

Die Zeitung Yediot Acharonot schrieb indes auf ihrer Titelseite von einer dritten Intifada - auch wenn die Gewalt nicht so stark eskaliert ist wie bei den bisherigen palästinensischen Aufständen. Seit Juli wächst die Sorge, dass sich der Konflikt verschärft, nachdem ein palästinensisches Kleinkind und seine Eltern bei einem Brandanschlag ums Leben gekommen waren. Vor allem in der Jerusalemer Altstadt, wo heilige Stätten des Judentums und des Islams stehen, kommt es immer wieder zu Spannungen.

Die USA zeigten sich beunruhigt über die Spannungen. Der Sprecher des Washingtoner Außenministeriums, John Kirby, rief alle Seiten auf, eine Eskalation der Lage zu verhindern.

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