Terror stürzt Ägypten tiefer in die Krise

Unter Ägyptens Christen geht nach den Mordanschlägen die Angst um, und das gerade vor den Osterfeierlichkeiten und dem Papstbesuch.
Ausnahmezustand als Antwort auch auf wirtschaftliche und soziale Konflikte.

Ausnahmezustand, wieder einmal. Ägyptens Machthaber Abdel Fattah al-Sisi demonstriert Härte als Antwort auf den Terror am Wochenende. Mehr als 40 Menschen sind bei zwei Selbstmordanschlägen auf koptische Kirchen im Norden des Landes getötet worden. Der Militär Al-Sisi tut das für ihn nächstliegende: Er lässt die Armee aufmarschieren. Soldaten sollen öffentliche Einrichtungen schützen. Dazu kommen die üblichen Maßnahmen des Ausnahmezustandes, wie Verhaftungen auf bloßen Verdacht.

Den Rechtsstaat hat al-Sisis Militärdiktatur ohnehin untergraben. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten gibt es heute deutlich mehr Menschenrechtsverletzungen als unter der Militärdiktatur von Hosni Mubarak, die 2011 gestürzt wurde. Hunderte Regimekritiker sind in den Gefängnissen verschwunden, von denen mehr als 20 in den letzten Jahren neu gebaut wurden. Selbst ausländische Hilfsorganisationen sind unter strikte Kontrolle gestellt worden.

Dem islamistischen Terror ist das Regime mit diesen Maßnahmen nicht Herr geworden. Die Halbinsel Sinai wird von Gruppen kontrolliert, die sich dem IS offiziell angeschlossen haben. Auf den Aufmarsch der Armee am Sinai reagieren sie mit wachsendem Terror, gegen Polizeistationen, aber auch gegen Touristen, wie die Sprengung einer russischen Chartermaschine 2015 auf schreckliche Weise demonstrierte.

Teure Lebensmittel

Im übrigen Land aber sind es schlicht Armut und Hunger, die die Menschen in die Arme von Islamisten treiben. Die Muslimbruderschaft, die ja bis zum Sturz von ihrem Präsident Mursi durch al-Sisi 2013 das Land regierte, ist in Ägypten seit jeher eine Anlaufstelle für die Ärmsten der Armen. Bei ihr gibt es Essen und Hilfe beim Schulbesuch für die Kinder. Doch die Muslimbruderschaft hat auch radikale, militante Flügel, die Terroranschläge verüben.

Millionen von Ägyptern haben keine andere Möglichkeit, als die Hilfe der Muslimbruderschaft zu suchen. Das Regime hat wegen massiver Budgetnöte die staatliche Unterstützung für viele Grundnahrungsmittel drastisch zusammengestrichen. Die Preise sind explodiert.

Sorge um Tourismus

Dazu kommt, dass der Tourismus, wichtigster Wirtschaftszweig Ägyptens seit Jahren von Terrorangst beeinträchtigt wird. Das deutsche Außenministerium hat nach den Anschlägen auf das erhöhte Terrorrisiko im ganzen Land hingewiesen.

Die Behörden in Wien bleiben vorerst bei den bestehenden Reisenwarnungen. Die gibt es für den Sinai, die Saharagebiete und die Grenzbereiche zu Libyen und Sudan. Für die Badeorte am Golf von Akaba gilt "nur" ein hohes Sicherheitsrisiko. Die meisten für Österreicher interessanten touristischen Bereiche von Sharm el-Sheikh bis Hurghada werden vom Außenamt mit "erhöhtem Sicherheitsrisiko" benotet.

Jörg Redl von Raiffeisen-Reisen rechnet damit, dass es erneut zu Rückschlägen für den Tourismus kommen könnte: "Dabei war Ägypten gerade wieder am Aufstieg. Allerdings ist Hurghada nicht unsicherer als Stockholm oder Nizza." Der Nil ist derzeit für Kreuzfahrten offen, allerdings sind diese nur zu rund fünf Prozent gebucht.

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