Sechs weitere Personen in Belgien festgenommen
Im Zusammenhang mit den Anschlägen in Brüssel sind am Donnerstagabend in Belgien sechs Menschen festgenommen worden. Dies teilte die Staatsanwaltschaft in Brüssel mit. Bei den Anschlägen waren am Dienstag mehr als 30 Menschen getötet und 300 weitere verletzt worden.
Laut einem unbestätigten Medienbericht gab es wieder Hausdurchsuchungen. Wie der Sender VRT am späten Donnerstagabend berichtete, wurden die sechs Verdächtigen in der belgischen Hauptstadt festgenommen. Über deren Identität sei noch nichts bekannt.
Offenbar Attentat in Frankreich verhindert
Auch französische Sicherheitskräfte haben am Donnerstagmorgen nach Regierungsangaben einen Terrorverdächtigen verhaftet. Damit habe man Vorbereitungen für einen Anschlag durchkreuzt. Der Plan sei in einem "fortgeschrittenen Stadium" gewesen, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am späten Abend in einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache.
Zeitgleich zu seiner Stellungnahme lief demnach in Argenteuil bei Paris ein Anti-Terror-Einsatz, bei dem ein Wohngebäude und eine Garage geräumt wurden.
Es gebe Durchsuchungen, die noch im Gange seien, sagte Cazeneuve weiter. Mit Blick auf den Einsatz am Morgen sprach der Minister von einer bedeutenden Festnahme. Die verdächtige Person sei Franzose. Zuvor habe es über Wochen hinweg intensive Ermittlungen gegeben.
Indes gehen die belgischen Ermittler davon aus, dass der am vergangenen Freitag festgenommene Terrorverdächtige Salah Abdeslam gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Terrornetzwerks ein Blutbad mit Schusswaffen in Brüssel anrichten wollte. Dies berichtet am Donnerstag der flämische Sender VRT unter Berufung auf Ermittlerkreise.
Demnach habe Abdeslam gemeinsam mit dem am 15. März bei einem Polizeieinsatz im Brüsseler Stadtteil Forest getöteten Mohamed Belkaid sowie einem dritten Mann ein Schusswaffengefecht mit Kalaschnikows und Riot Guns in der belgischen Hauptstadt geplant. Die Terroristen hätten demnach ein ähnliches Szenario vorgehabt wie bei den Anschlägen von Paris vom 13. November, bei denen 130 Menschen getötet wurden.
Nach den Terroranschlägen in Brüssel vom Dienstag mit mehr als 30 Toten und über 300 Verwundeten will Abdeslam "so schnell wie möglich" nach Paris ausgeliefert werden.
Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei den Anschlägen von Paris und Brüssel um teilweise dasselbe Netzwerk handelt. Im Dezember seien ein internationaler und europäischer Haftbefehl gegen den Brüsseler Selbstmordattentäter Khalid El Bakraoui erlassen worden, teilte die belgische Bundesstaatsanwaltschaft am Donnerstag mit.
Khalid El Bakraoui hatte sich am Dienstag in einer U-Bahn-Station im Brüsseler Europa-Viertel in die Luft gesprengt. Sein Bruder Brahim war einer der Selbstmordattentäter am Brüsseler Flughafen. Insgesamt wurden durch den Doppelanschlag mindestens 31 Menschen getötet und 300 verletzt.
Suche nach zweitem Metro-Attentäter
Ermittler vermuten laut Medienberichten einen zweiten Attentäter beim Anschlag auf die Brüsseler Metro. Überwachungskameras hätten den Mann mit einer schweren Tasche gefilmt. Seine Identität sei jedoch unbekannt. Auch sei unklar, ob er getötet wurde oder entkommen sei.
Laachraoui zweiter Selbstmordattentäter
Bei dem zweiten Selbstmordattentäter am Flughafen handle es sich nach Aussage aus Sicherheitskreisen um den mutmaßlichen Bombenbauer von Paris Najim Laachraoui. Auf den Aufnahmen der Überwachungskamera ist er an der Seite von Brahim El Bakraoui zu sehen, der sich ebenfalls in der Abflughalle in die Luft sprengte. Der Mann neben ihnen flüchtete nach Angaben der Staatsanwaltschaft vor den Explosionen.
Spionageangriff gegen Atomforscher
Die Brüsseler Terrorzelle steckte nach belgischen Medienberichten auch hinter einem Spionageangriff gegen einen Atomforscher. Die Brüder El Bakraoui wurden laut der Tageszeitung La Derniere Heure als diejenigen Männer identifiziert, die eine heimlich vor dem Wohnhaus des Wissenschaftlers angebrachte Überwachungskamera abmontierten. Anti-Terror-Fahnder hatten die Aufnahmen dieser Kamera im November bei Ermittlungen zu den Terroranschlägen in Paris entdeckt. Eine Theorie lautet, dass die Islamisten von ihm radioaktives Material für eine sogenannte schmutzigen Bombe erpressen wollten.
Erdogans Kritik zurückgewiesen
Die belgische Regierung wies Kritik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zurück, dessen Land Brahim El Bakraoui im vorigen Jahr nahe der syrischen Grenze festgenommen und im Juli abgeschoben hatte. Erdogan hatte den belgischen Behörden vorgeworfen, türkische Warnungen in Bezug auf den 29-Jährigen in den Wind geschlagen zu haben. Die belgische Regierung konterte, Bakraoui sei nicht nach Belgien, sondern in die Niederlande abgeschoben worden. Die europäischen Sicherheitsbehörden weisen immer wieder darauf hin, dass sie von der Türkei abgeschobene mutmaßliche Dschihadisten ohne Beweise für eine Straftat nicht einfach festnehmen können.
Bakraoui sei 2014 aus einem belgischen Gefängnis entlassen worden, nachdem er vier Jahre einer zehnjährigen Haftstrafe wegen bewaffneten Raubes abgesessen hatte, berichtete der flämische Sender VRT. Im Juni sei er zu zwei Treffen mit seinem Bewährungshelfer nicht erschienen, im August hätten die Behörden daraufhin seine erneute Inhaftierung angeordnet. Die Polizei habe ihn jedoch nicht mehr finden können.
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