Berlin-Terror: Diese Fehler machte die Polizei

Der Tatort am Weihnachtsmarkt am Breitscheid-Platz
Im Zuge der Ermittlungen nach dem Anschlag von Berlin traten ein paar Ungereimtheiten und Missgeschicke auf.

Die Suche nach dem mutmaßlichen Attentäter von Berlin läuft auf Hochtouren. Im Zuge der schwierigen Polizeiarbeit haben sich ein paar Ungereimtheiten und Missgeschicke eingeschlichen, die kurier.at gesammelt hat. Beim davor erfolgten Asylverfahren und bei der nachrichtendienstlichen Behandlung des derzeitigen Hauptverdächtigen fällt auf, dass der Tunesier bereits als "Gefährder" eingestuft gewesen ist.

  • Ein erster Verdächtiger, der nach dem Anschlag geflüchtet sein soll, wird noch am Montagabend nahe der Siegessäule festgenommen. Der als mutmaßliche Täter geführte Pakistaner konnte gestellt werden, weil ein Augenzeuge den flüchtenden Mann verfolgte und die Polizei per Handy über dessen Standort informierte. Der Mann bestreitet eine Tatbeteiligung.
  • Kurz vor Dienstag, 19 Uhr, also rund 24 Stunden später, gibt der Generalbundesanwalt die Freilassung des festgenommenen Verdächtigen bekannt. Es bestehe kein dringender Tatverdacht mehr gegen den Mann. Die Augenzeugen hätten den Lastwagenfahrer nach dem Anschlag nicht durchgehend vom Tatort weg verfolgt, die kriminaltechnischen Untersuchungen hätten außerdem keinen Beleg erbracht, dass der Mann im Führerhaus des Lastwagens gewesen sei.
  • Ein Hackerangriff hat vorübergehend das Hinweisportal des Bundeskriminalamts (BKA) lahmgelegt, wie das BKA später bestätigt. Demnach war das Website am frühen Dienstagabend für rund zweieinhalb Stunden nach einem sogenannten DDoS-Angriff nicht erreichbar. Über das Portal können Zeugen Fotos und Videos vom Tatort hochladen.
  • Am Vormittag des 21. Dezembers melden Medien übereinstimmend eine erste heiße Spur der Polizei. Im Lkw, der in die Menschenmenge gesteuert wurde, seien Ausweisdokumente gefunden worden. Der Mann sei mehreren Sicherheitsbehörden bereits als "Gefährder" bekannt gewesen und durch Kontakt zu einer radikalislamistischen Szene aufgefallen", sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD).
  • Laut Angaben des Linken-Politikers Frank Tempel ist die Geldbörse mit Ausweispapieren bereits am Dienstag im Führerhaus des Lkw entdeckt worden.
  • Der neue Tatverdächtige ist den Ermittlern auf hoher Ebene spätestens seit November bekannt. Der den Behörden unter dem Namen Anis Amri bekannte Tunesier sei damals Gegenstand einer Sitzung des gemeinsamen Terrorabwehrzentrums von Bund und Ländern gewesen, hieß es am Mittwoch aus Sicherheitskreisen in Berlin. Jäger zufolge kam der Gesuchte im Juli 2015 nach Deutschland und hielt sich dann in Baden-Württemberg, Berlin, Nordrhein-Westfalen (NRW) und schließlich ab Februar 2016 hauptsächlich wieder in Berlin auf.
  • Der tatverdächtige Tunesier hätte nach Worten von Jäger schon abgeschoben sein sollen. Er sei ein abgelehnter Asylbewerber, der wegen fehlender Ausweispapiere aber nicht nach Tunesien gebracht werden konnte.
  • Tunesien habe zunächst bestritten, dass er Staatsbürger des Landes sei. Die Ausweispapiere für ihn habe man nun aber "zufälligerweise heute" erhalten. "Ich will diesen Umstand nicht weiter kommentieren", sagte Jäger am Mittwoch.
  • Die großangelegte Polizei-Aktion am Mittwochnachmittag im Raum Emmerich in Nordrhein-Westfalen verzögert sich wegen Formalfehlern in den Beschlüssen. Das berichtet die Welt. Aufgrund der Schreibfehler hätten die Beschlüsse keine Gültigkeit. Der Verdächtige soll in einer Asylunterkunft in Emmerich gemeldet gewesen sein.
  • Am Ort des geplanten und verschobenen Polizeinsatzes in NRW sind bereits mehrere Journalisten eingetroffen, ein großes Polizeiaufkommen gab es aber noch nicht. In einer Twitternachricht wird die etwas ungewöhnliche Szenerie beschrieben:

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