Taliban-Überfall: Pakistan will "Vergeltung"

Särge werden aus der Schule getragen; 130 Kinder sind bei dem Überfall gestorben.
Pakistan führt die Todesstrafe nach dem Massaker an 130 Kindern wieder ein.

Nach dem blutigen Überfall islamistischer Taliban auf eine vom Militär betriebene Schule in Pakistan hat im Land am Mittwoch eine dreitägige Trauer um die Toten begonnen. Taliban-Extremisten hatten eine Schule überfallen - hunderte Schüler und Lehrer wurden als Geiseln genommen. Nach stundenlangen Gefechten konnte der Anschlag beendet werden, alle sechs Angreifer wurden getötet.

Die traurige Bilanz: mehr als 150 Todesopfer, die meisten davon Kinder im Alter von zehn bis 20 Jahren; man spricht von 130 toten Kindern. Etwa 250 weitere Menschen wurden zudem verletzt. Die Taliban-Kämpfer hatten die Schule in der Früh in Armeeuniformen gestürmt, das Feuer auf die Schüler eröffnet und Sprengsätze gezündet. Die Gefechte dauerten fast sieben Stunden. Ein Sprecher der radikalen Islamisten sagte, auch Selbstmordattentäter seien unter der Gruppe gewesen. Der Anschlag war so beispiellos, dass sich sogar die Taliban in Afghanistan von der Tat distanzieren; der Anschlag sei unislamisch, meinen diese.

Vergeltung und Todesstrafe

Mit der Attacke wollte sich die pakistanische Miliz für eine Offensive der Regierungstruppen rächen. Armeechef Raheel Sharif kündigte am Dienstagabend Vergeltung "bis zur vollständigen Eliminierung" der militanten Islamisten in Pakistan an. Die Luftwaffe flog am Abend nach Medienberichten mehrere Angriffe gegen Stellungen der Taliban.

Pakistans Regierung führt zudem die Todesstrafe wieder ein. Das bisher geltende Moratorium werde aufgehoben, teilte Regierungschef Nawaz Sharif mit. Für terroristische Straftaten werde die Todesstrafe wieder eingeführt.

Die afghanischen Taliban verurteilte den Anschlag auf die Schule. Es verstoße gegen die "Grundsätze des Islam", Unschuldige, Frauen und Kinder vorsätzlich zu töten, erklärten die afghanischen Taliban am Dienstagabend. Die afghanischen sind mit den pakistanischen Taliban locker verbündet, beide bekennen sich zum Taliban-Anführer Mullah Omar. Die afghanischen Taliban distanzieren sich oft von Anschlägen, bei denen viele Zivilisten getötet werden, greifen selbst aber auch Zivilisten an.

Zusammenschluss von Extremisten

Die Gruppe Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) hatte die Verantwortung für den Angriff übernommen. Es ist eine 2007 gegründete Dachorganisation von mindestens einem Dutzend militanter Gruppen, die Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida haben. Die Attacke sei eine Reaktion auf die Militäroffensive der Armee gegen die Taliban. Dabei wurden seit dem Sommer mehr als 1.600 Rebellen getötet. "Weil sie auch unsere Familien angreifen. Wir wollen, dass sie den Schmerz fühlen, den wir fühlen", sagte ein Sprecher. Das Militär betreibt die Schule, die meisten Schüler sind Kinder von Armeeangehörigen. Auch das Datum hat für Pakistan eine besondere Bedeutung: Am 16. Dezember 1971 kapitulierte die Armee, das Rückgrat des Staates, im Bangladesch-Krieg mit Indien.

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Schoolchildren cross a road as they move away from
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Students walk near the Army Public School that in
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A soldier escorts schoolchildren after they were r
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An army helicopter flies over the Army Public Scho

Peshawar ist die Hauptstadt der Region Khyber Pakhtunkhwa und die wiederum ist Teil der Stammesgebiete unter Bundesverwaltung (FATA), in denen die Regierung in Islamabad aber bestenfalls punktuell Einfluss hat. Das Sagen haben Stammesführer, Clans, die TTP sowie verschiedenste extremistische Organisationen, die in der Region Trainingslager sowie Nachschubbasen für den Krieg in Afghanistan unterhalten. Die TTP kämpfen aus der Region heraus wiederum für den Sturz der pakistanischen Regierung. Seit Monaten läuft gegen dieses extremistische Geflecht im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan eine Militäraktion der pakistanischen Armee.

Malala schockiert

Der Anschlag löst international Bestürzung aus, mehrere Staaten verurteilten die Tat. Die jüngste Friedensnobelpreisträgerin, Malala Yousafzai, zeigte sich schockiert. Ihr Herz sei gebrochen wegen dieses sinnlosen und kaltblütigen Terroranschlags in Peshawar", zitierte sie CNN. Malala war selbst 2012 Opfer der Taliban geworden. Man hatte der jungen Aktivistin in den Kopf geschossen, sie überlebte nur knapp.

Das schlimmste aller Geiseldramen war Beslan. Mehr dazu lesen Sie hier.

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