Vor 71 Jahren kapitulierte die deutsche Wehrmacht

Überlebende deutsche Soldaten verlassen nach der Kapitulation Stalingrad.
Deutschland unterzeichnete am 8. Mai nach fast sechs Jahren Krieg die bedingungslose Kapitulation. Eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse.

Es ist ein dünnes rosafarbenes Papier, ein Telegramm-Formular mit einer aufgeklebten Telex-Nachricht auf beiden Seiten. Großadmiral Karl Dönitz, nach Adolf Hitlers Suizid am 30. April 1945 letztes Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches, schickt es von seinem provisorischen Regierungssitz in der Marinebasis Flensburg-Mürwik ab. Adressiert ist es an den Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Generalfeldmarschall Robert von Greim.

Dönitz informiert darin offiziell über die Kapitulation Deutschlands: "Am 7. Mai 1945 0241 Uhr ist gesamte Kapitulation durch Oberkommando der Wehrmacht fuer alle Streitkraefte zu Lande, zu Wasser und in der Luft an Oberkommando der Alliierten Expeditionsstreitkraefte und gleichzeitig an sowjetisches Oberkommando unterschrieben."

Kapitulation Deutschlands

Dönitz ordnete an, dass "mit dem 9. Mai 1945 0100 Uhr deutscher Sommerzeit jede aktive Kampftaetigkeit einzustellen" sei. Die knapp zweitägige Frist bis zum Eintreten der Waffenruhe war das einzige Zugeständnis, das die provisorische Reichsregierung dem US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower hatte abringen können. Dönitz wurde ein knappes Jahr später beim Nürnberger Prozess zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Er büßte die Strafe vollständig ab und verstarb 1980 im Alter von 89 Jahren.

Heute vor 71 Jahren endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Deutschland unterzeichnete nach fast sechs Jahren Krieg die bedingungslose Kapitulation. Alleine in Europa starben mindestens 45 Millionen Menschen. Die größten Opfer verzeichneten die Sowjetunion (27 Millionen Tote), Deutschland (sieben Millionen), Polen (fünf Millionen) und Jugoslawien (1,5 Millionen). Durch die Massenverbrechen der Nationalsozialisten kamen sechs Millionen Juden, 200.000 Roma, 3,3 Millionen Kriegsgefangene, 3,3 Millionen Zwangsarbeiter und tausende nichtjüdische KZ-Häftlinge ums Leben.

1939

01.09: Deutschland greift Polen ohne vorherige Kriegserklärung an. Adolf Hitler hält vor dem deutschen Reichstag eine Rede, sie gipfelt in den Worten: "Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen. Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!" (Tatsächlich begann der Angriff bereits um 4:45 Uhr).

03.09: Frankreich und Großbritannien erklären Deutschland den Krieg, bleiben aber vorerst passiv.

10.09: Kanada erklärt Deutschland den Krieg, zuvor haben sich mehrere Staaten zur Neutralität deklariert.

17.09: Sowjetische Truppen marschieren in Polen ein.

28.09: Polen kapituliert und durch den deutsch-sowjetischen Freundschaftsvertrag geteilt.

8.11: Das Bombenattentat des Widerstandskämpfers Georg Elsersauf auf Hitler im Bürgerbräukeller in München scheitert.

1940

9.04: Deutschland besetzt die neutralen Länder Dänemark und Norwegen ohne Kriegserklärung. Norwegen kapituliert am 10.04.

10.05: Beginn eines "Blitzkrieges", durch den Belgien, die Niederlande und Frankreich unterworfen werden. Paris wird am 14.06. kampflos eingenommen. Bei Dünkirchen retten sich 340.000 britische Soldaten über den Ärmelkanal.

13.08: Hitler beginnt Luftschlacht um England.

27.09: Deutschland, Italien und Japan unterzeichnen den Dreimächtepakt, nach vorangegangenen Bündnissen Achse Berlin-Rom und Antikominternpakt (beide 1936) sowie Stahlpakt (1939).

November: Rumänien, Ungarn und die Slowakei treten dem Dreimächtepakt bei.

1941

Februar: NS-General Erwin Rommel beginnt den Afrikafeldzug

1.03: Bulgarien tritt dem Dreimächtepakt bei.

06.04: Wehrmacht marschiert in Jugoslawien und Griechenland ein.

22.06: Beginn des "Unternehmen Barbarossa", bei dem die Wehrmacht mit drei Millionen Soldaten in die Sowjetunion einfällt. Schneller Vormarsch wird mit Einbruch des Winters gestoppt.

14.08: US-Präsident Franklin D. Roosevelt und Großbritanniens Premier Winston Churchill verkünden mit Atlantikcharta gemeinsame Kriegsziele.

07.12: Japan greift den US-amerikanischen Marinestützpunkt in Pearl Harbor an, gefolgt von deutscher Kriegserklärung an die USA am 11.12..

1942

20.01: Auf der Wannseekonferenz wird "Endlösung der Judenfrage" beschlossen.

Juni: Niederlage in der Seeschlacht von Midway leitet Ende der japanischen Überlegenheit in Ostasien ein.

23.10: Britische Gegenoffensive bei El Alamein zwingt das Afrika-Korps, das bereits weniger als 100 Kilometer vor Alexandria gestanden hatte, zum Rückzug.

22.11: Die 6. Armee der Wehrmacht wird von sowjetischen Truppen bei Stalingrad eingeschlossen.

1943

31.01: Schlacht um Stalingrad endet mit Kapitulation der 6. Armee. 90.000 Mann der 6. Armee gehen in Gefangenschaft.

13.05: Mit Kapitulation endet der Afrikafeldzug der Achsenmächte. Rund 250.000 Deutsche und Italiener kommen in Kriegsgefangenschaft.

19.04: Beginn des Aufstands im Warschauer Ghetto, der nach wochenlangen Kämpfen am 16.05 endgültig zusammenbricht.

24.05: Der deutsche U-Boot-Krieg gegen Geleitzüge im Nordatlantik wird aufgrund großer Verluste abgebrochen.

11.06: Die Alliierten beginnen mit einem Angriff auf Düsseldorf die auf der Konferenz von Casablanca (14.-24.01.) beschlossenen Flächenbombardements deutscher Städte.

9./10.07: Landung britischer und amerikanischer Truppen auf Sizilien, anschließend Sturz Mussolinis.

03.09: US-amerikanische Truppen landen auf italienischem Festland, Italien schließt sich den Westmächten an und erklärt am 13.10. Deutschland den Krieg;

28.11: Beginn Konferenz der "Großen Drei" in Teheran zur Planung militärischer Ziele und Neuregelung Nachkriegseuropas.

1944

06.06: Landung der Alliierten in der Normandie.

20.07: Das Attentat Stauffenbergs auf Hitler schlägt fehl.

Dezember: Letzte Offensive der Wehrmacht scheitert in den Ardennen. Bereits am 21.10. haben die Amerikaner als erste Großstadt Aachen besetzt.

1945

27.01: Auschwitz wird von der Roten Armee befreit.

13./14.02: Die deutsche Dresden wird von den Alliierten angegriffen.

05.-11.02: Jalta-Konferenz legt unter anderem Entmilitarisierung und Reparationszahlungen für Nachkriegsdeutschland fest.

29.03: Sowjetischen Truppen erreichen Österreich. Die Westalliierten betreten erst einen Monat später, am 28. April, in Tirol Österreich.

5.04: Beginn der Schlacht um Wien, das am 13. 04 befreit wird.

20.04: Mit Artilleriebeschuss beginnen insgesamt 2,5 Millionen sowjetische Soldaten den "Sturm auf Berlin".

27.04: In Wien proklamiert die provisorische Staatsregierung die "Wiederherstellung der Republik Österreich".

29.04: Konstituierende Sitzung der Regierung Karl Renner.

30.04: Hitler begeht Selbstmord in Berlin. Sein Nachfolger wird Admiral Dönitz.

03.05: Die ersten US-Truppen erreichen Innsbruck.

04.05: US-Truppen besetzen Salzburg.

05.05: Als letztes Konzentrationslager des Naziregimes wird Mauthausen in Oberösterreich von alliierten Truppen befreit. Die 7. US-Armee rückt in Linz ein.

08.05: Die deutsche Wehrmacht kapituliert bedingungslos.

09.05: Die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht tritt an allen Fronten in Europa in Kraft.

22.06: Die letzten Verteidiger der zum japanischen Mutterland gehörenden Insel Okinawa ergeben sich.

06.08: USA werfen erste Atombombe auf Hiroshima, gefolgt von zweiter Bombe am 09.08. auf Nagasaki.

02.09: Japan kapituliert.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor 71 Jahren war auch das Schicksal der politischen Führer der Nazi-Diktatur entschieden. Viele wurden in den Nürnberger Prozessen als Kriegsverbrecher zum Tode oder zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, einige begingen Selbstmord.

ADOLF HITLER (1889-1945): Der "Führer" erschoss sich am 30. April 1945 im Bunker unter der Berliner Reichskanzlei. Seine Leiche wurde verbrannt, die Reste von russischen Soldaten verscharrt.

MARTIN BORMANN (1900-1945): Als Chef der Parteikanzlei und vor allem als Hitlers Sekretär gehörte er zu den "grauen Eminenzen". Er fiel angeblich in den letzten Kriegstagen in Berlin. Seine Leiche wurde nie gefunden.

KARL DÖNITZ (1891-1980): Als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine genoss er Hitlers Vertrauen und wurde nach dessen Tod Reichspräsident und "Führer". Dönitz wurde in Nürnberg zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, er starb 1980.

ADOLF KARL EICHMANN (1906-1962): Der SS-Obersturmbannführer und "Leiter des Judenreferates" im Reichssicherheitshauptamt gilt als Chef-Organisator des Holocausts. Er entkam nach Südamerika und wurde 1960 durch den Geheimdienst Mossad nach Israel entführt. In einem Prozess wurde Eichmann dort 1962 zum Tode verurteilt und gehenkt.

JOSEPH GOEBBELS (1897-1945): Goebbels gehörte als "Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda" und von 1944 an als "Generalbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz" zum engsten Kreis um Hitler. Goebbels und seine Frau begingen Ende April 1945 im Führerbunker mit Zyankali Selbstmord, nachdem sie ihre sechs Kinder vergiftet hatten.

HERMANN GÖRING (1893-1946): Göring befehligte im Krieg die Luftwaffe und gehörte als Reichsmarschall zum engsten Kreis um Hitler. Göring versuchte zu fliehen, wurde aber von US-Soldaten festgenommen. In Nürnberg wurde er 1946 zum Tode verurteilt und verübte dann in seiner Zelle Selbstmord mit Zyankali.

RUDOLF HEß (1894-1987): Heß wurde 1925 Hitlers Privatsekretär und schon 1933 "Stellvertreter des Führers". Er wurde in Nürnberg zu lebenslanger Haft verurteilt. 1987 beging er im Gefängnis Selbstmord. Rechtsextremisten sehen ihn als Märtyrer.

HEINRICH HIMMLER (1900-1945): Als "Reichsführer SS", Chef der GeStaPo, Polizeichef und Innenminister kontrollierte Himmler alle Bereiche des totalitären Staates und beaufsichtigte die Konzentrationslager. 1945 misslang ihm die Flucht. Er beging in britischer Kriegsgefangenschaft Selbstmord.

ERNST KALTENBRUNNER (1903-1946): Der SS-Führer in Österreich wurde später Chef des SS-Reichssicherheitshauptamtes. Er wurde als Kriegsverbrecher in Nürnberg zum Tode verurteilt und exekutiert.

JOACHIM VON RIBBENTROP (1893-1946): Von Ribbentrop war ab 1938 Außenminister. In Nürnberg wurde er zum Tode verurteilt und 1946 gehenkt.

BALDUR VON SCHIRACH (1907-1974): Der "Jugendführer des Deutschen Reiches" gilt als Verführer der Jugend im Nazi-Staat. 1940 ernannte Hitler ihn zum Gauleiter und Reichsstatthalter in Wien. Von Schirach wurde 1946 zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, er starb 1974.

ARTHUR SEYSS-INQUART (1892-1946): Der österreichische Politiker wurde nach dem so genannten Anschluss an das Deutsche Reich 1938 Reichsstatthalter der "Ostmark", bis Hitler ihn 1940 zum Reichskommissar für die besetzen Niederlande berief. 1946 wurde er in Nürnberg zum Tode verurteilt.

ALBERT SPEER (1905-1981): Der Architekt sollte die prunkvollen Riesenbauten für die NSDAP errichten; verwirklicht wurde kaum ein Projekt. Speer übernahm 1942 das Ministerium für Bewaffnung und Munition. Ende 1944 begann er sich den sinnlosen Zerstörungsbefehlen Hitlers zu widersetzen. Speer saß bis 1966 als Kriegsverbrecher im Gefängnis. 1981 starb er in London.

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