Syrien: Panzer wurden abgezogen

Syrien: Panzer wurden abgezogen
Beobachter der Arabischen Liga haben Homs erreicht. Kurz vor ihrer Ankunft verließen Panzer die Stadt, in der es Montag Dutzende Tote gab.

In der syrischen Protesthochburg Homs sind am Dienstag Beobachter der Arabischen Liga eingetroffen. Wie das Staatsfernsehen berichtete, erreichte die Delegation am Vormittag die Unruheregion 160 Kilometer nördlich der Hauptstadt Damaskus. Noch in den frühen Morgenstunden war die drittgrößte Stadt des Landes nach Angaben von Oppositionsaktivisten unter heftigem Beschuss gestanden.

Vor dem Eintreffen der Delegation haben Armeepanzer nach Angaben von Oppositionellen die Stadt verlassen. Elf Panzer wurden demnach am Dienstagvormittag aus dem Stadtteil Baba Amro abgezogen, wo am Vortag rund dreißig Zivilisten von den Streitkräften erschossen worden sein sollen. Unklar sei, ob in Baba Amro noch Truppenfahrzeuge stationiert seien.

Umstrittener Leiter

Der Leiter der arabischen Beobachtermission, der sudanesische General Mohammed Ahmed Mustafa al-Dabi bescheinigte unterdessen den syrischen Behörden, sie verhielten sich "sehr kooperativ". Gegenüber Reuters sagte al-Dabi: "Unsere syrischen Brüder kooperieren sehr gut und bisher ohne Einschränkungen." Al-Dabis Eignung als Beobachter wird von Medien bezweifelt, da er - so wird ihm vorgeworfen - an Kriegsverbrechen in Darfur beteiligt gewesen sein soll.

150 Beobachter bis Monatsende

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Nach Angaben von Oppositionellen wurden am Dienstag in Homs mindestens vier Menschen getötet. Seit Montag habe es dort insgesamt etwa 60 Tote gegeben. 50 Mitglieder der Beobachtermission der Arabischen Liga waren am Montag in Damaskus eingetroffen. Bis Ende des Monats sollen insgesamt 150 Diplomaten und Experten in Syrien sein. Ihre Aufgabe ist es, den Abzug der syrischen Armee aus den Städten und die Freilassung politischer Gefangener zu überwachen. Damit soll das seit März andauernde Blutvergießen beendet werden. Nach UNO-Schätzungen sind seit Beginn des Aufstands gegen das Regime von Präsident Bashar al-Assad mehr als 5000 Menschen getötet worden.

Menschenrechtsorganisationen, die syrische Opposition und auch Frankreich hatten am Montag gefordert, die Beobachter der Arabischen Liga müssten nach ihrer Ankunft in Syrien umgehend nach Homs reisen. In der Metropole mit rund 1,6 Millionen Einwohnern liefern einander Regierungstruppen und Gegner von Präsident Bashar al-Assad schon seit Wochen heftige Gefechte. Die Opposition befürchtet, dass die Situation sich weiter zuspitzt und hat bereits vor einem Massaker gewarnt. Sie forderte die Beobachter deshalb auf, sich "unverzüglich" nach ihrer Ankunft in die von Regierungskräften belagerten Viertel der Stadt zu begeben, "um das Töten zu beenden".

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45 Tote am Montag

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Am Montag waren Regierungstruppen indes weiter mit massiver Gewalt gegen die Opposition vorgegangen. Wie Aktivisten sagten, stand insbesondere der Stadtteil Baba Amro schon seit den frühen Morgenstunden unter Dauerbeschuss. Zunächst war von landesweit 45 Toten berichtet worden, 33 davon in Homs. Die tatsächliche Opferzahl dürfte aber höher sein. Wegen der Medienblockade sind Meldungen aus Syrien von unabhängiger Seite nur schwer nachzuprüfen.

Dutzende Menschen sollen in Homs verletzt worden sein, vor allem Frauen und Kinder, hieß es. Wegen der gefährlichen Situation könnten sie nicht in Krankenhäuser gebracht werden.

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