Luftangriff auf Zivilisten vor Bäckerei

Bei einem Angriff auf die Stadt Halfaya soll es Dutzende Tote gegeben haben. Laut Opposition setzt das Regime Giftgas an.

Bei einem der blutigsten Luftangriffe seit Beginn des Aufstands in Syrien sind am Sonntag Dutzende Zivilisten getötet worden. Allerdings schwankte die Zahl der Todesopfer je nach Angaben. Anrainer zufolge kamen bei der Bombardierung einer Bäckerei in der Stadt Halfaya in der zentralsyrischen Provinz Hama etwa 90 Menschen ums Leben, die in einer Schlange standen, um Brot zu kaufen. Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von 60 Toten. In ersten Berichten war sogar von bis zu 200 Todesopfern die Rede gewesen war.

Unter ihnen befanden sich demnach viele Frauen und Kinder. Die Stadt war vor kurzem von Rebellen eingenommen worden. Von Aktivisten ins Internet gestellte Videos zeigten zahlreiche blutüberströmte Leichen, die zwischen Trümmern lagen.

Der Kameramann sagt: "Schau, Welt, schau Dir das Massaker von Halfaya an." Stadtbewohner wühlten mit bloßen Händen im Schutt nach Überlebenden, während Tote und Schwerverletzte inmitten des Chaos auf offenen Pritschenwagen abtransportiert wurden - professionelle Rettungskräfte waren offenbar zunächst nicht vor Ort

40.000 Tote durch Bürgerkrieg

Insgesamt sollen mehr als tausend Menschen vor der Bäckerei angestanden sein. Angesichts der Lieferengpässen bei Treibstoff und Mehl können die Bäcker in ganz Syrien nur noch sehr unregelmäßig produzieren. Die Einwohner müssen manchmal stundenlang warten, um an Brot zu gelangen. Seit Beginn des Bürgerkriegs sind in Syrien mehr als 40.000 Menschen ums Leben gekommen.

Giftgas im Einsatz

Im Kampf ums Überleben setzt die syrische Führung nach Berichten von Aufständischen Giftgas ein. Sechs Rebellen seien bei Kämpfen in der Stadt Homs durch die Chemiewaffen getötet worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Regierungssoldaten hätten mit Granaten gefeuert, die nach dem Aufprall auf eine Wand einen weißen, geruchlosen Rauch freigesetzt hätten, hieß es. Kämpfer hätten über Schwindel und Kopfschmerzen geklagt. Eine unabhängige Bestätigung für die Angaben lag nicht vor.

Vorherige oppositionelle Angaben über einen angeblichen Einsatz von Giftgas hatten sich nach Einschätzung von Militärexperten als falsch herausgestellt. Die Beobachtungsstelle forderte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz dazu auf, ein Medizinerteam zur Untersuchung des Vorfalles zu schicken.

Die Regierung in Damaskus hatte noch am Sonntag bekräftigt, sie werde nicht auf Chemiewaffen zurückgreifen. Der Westen hatte Präsident Bashar al-Assad wiederholt vor deren Einsatz gewarnt und mit Konsequenzen gedroht. Syriens Vorräte an Chemiewaffen gelten als die größten in der Region und sollen unter anderem aus Sarin, Senfgas und VX bestehen.

Der internationale Syrien-Vermittler Lakhdar Brahimi traf im Bemühen um eine friedliche Lösung des Konflikts am Montag mit Assad zusammen. Brahimi sagte nach dem Treffen, er habe Assad seine Sichtweise dargelegt, wie der seit 21 Monaten andauernde Konflikt zwischen Aufständischen und Regierung beigelegt werden könne. Die Lage im Lage gebe weiter Anlass zu großer Sorge. In dem Bürgerkrieg sind nach Oppositionsangaben mehr als 44.000 Menschen ums Leben gekommen.

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