Dschihadisten wollen Versorgungsroute nach Aleppo öffnen

A general view shows rising smoke from burning tyres, which activists said are used to create smoke cover from warplanes, in Aleppo, Syria August 1, 2016. REUTERS/Abdalrhman Ismail
In der syrischen Stadt sind weiterhin bis 300.000 Menschen eingschlossen. Regierungstruppen haben mit Hilfe Russlands eine Gegenoffensive der Rebellen verlangsamt.

Die Offensive Dschihadistischer Kämpfer zur Befreiung der syrischen Metropole Aleppo ist nach Angaben von Aktivisten durch russische Luftangriffe deutlich gebremst worden. Die ganze Nacht über hätten die "intensiven russischen Angriffe" auf Aleppos Südwesten angehalten, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag.

Das habe die "Gegenoffensive verlangsamt" und den Regierungstruppen geholfen. Der Organisation zufolge wurden am Montag fast 30 Zivilisten durch Rebellenangriffe getötet.

250.000 Menschen sitzen fest

Russland unterstützt die syrische Führung, die ihrerseits erbittert versucht, die geteilte Stadt Aleppo zurückzuerobern. Syrische Regierungstruppen hatten den Belagerungsring um die östlichen Rebellenviertel Mitte Juli vollständig geschlossen. Schätzungsweise 250.000 Menschen sitzen derzeit im Ostteil Aleppos fest. Die internationale Gemeinschaft forderte die Regierungstruppen auf, die Belagerung der Rebellenviertel zu beenden. Hilfsorganisationen warnen seit Tagen vor einer humanitären Katastrophe in Aleppo.

Dschihadisten wollen Versorgungsroute nach Aleppo öffnen
A view shows the damage inside Anadan Hospital, sponsored by Union of Medical Care and Relief Organizations (UOSSM), after it was hit yesterday by an airstrike in the rebel held city of Anadan, northern Aleppo province, Syria July 31, 2016. REUTERS/Ammar Abdullah

Am Sonntag schließlich lehnten sich die Rebellen und verbündete dschihadistische Kämpfer in einer Gegenoffensive auf. Die Aufständischen wollen den Belagerungsring aus regierungstreuen Verbänden durchbrechen. Ihr wichtigstes Ziel ist die Einnahme des von den Regierungstruppen gehaltenen Bezirks Ramussa, um eine neue Versorgungsroute zu öffnen. Beteiligt an der neuen Offensive sind etwa die einflussreiche Islamistengruppe Ahrar al-Sham und Dschihadisten wie die frühere Al-Nusra-Front, die sich nun Fateh-al-Sham-Front nennt.

Den Aufständischen sei es zwar gelungen, an Boden zu gewinnen, erklärte die Beobachtungsstelle. Sie schafften es jedoch nicht, ihre Stellungen zu halten. Mit Hilfe der russischen Angriffe hätten die Regierungstruppen fünf Stellungen zurückerobert, die die Rebellen seit Sonntag unter ihre Kontrolle gebracht hätten. Die Beobachtungsstelle ist in Syrien breit vernetzt, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite aber schwer überprüfbar.

"Dieser Kampf ist die letzte Chance für die Rebellen."

Seit dem Beginn der jüngsten Offensive wurden den Angaben zufolge 50 Rebellen und verbündete Dschihadisten sowie dutzende Regierungssoldaten getötet. "Dieser Kampf ist die letzte Chance für die Rebellen", erklärte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman.

"Wenn sie verlieren, wird es schwierig für sie sein, einen neuen Angriff zu starten, um die Belagerung zu durchbrechen." Auch für die Regierung sei der Kampf um Aleppo eine "Frage von Leben und Tod". Seit Monaten laufe die Vorbereitung für die Rückeroberung und ein Verlust der Stadt wäre ein "herber Rückschlag", hob Rahman hervor.

20 getötete Zivilisten

Syrischen Militärangaben zufolge sind rund 5.000 Regierungssoldaten und verbündete Truppen an der Offensive beteiligt. Darunter sind auch iranische Kräfte und Mitglieder der libanesischen Hisbollah-Miliz. Nach Angaben der Beobachtungsstelle stehen sie in und um Aleppo ebenfalls mehreren tausend aufständischen Kämpfern gegenüber.

Die islamistischen Kämpfer töteten nach Angaben der oppositionsnahen Organisation unterdessen am Montag mindestens 28 Zivilisten bei Angriffen auf zwei Bezirke, die von Regierungstruppen gehalten werden. Demnach waren unter den Getöteten mindestens sechs Kinder. Dutzende Menschen wurden verletzt. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana sprach von 20 getöteten Zivilisten am Sonntag und Montag bei Angriffen durch Rebellen.

Kommentare