Südstaaten-Flagge hat ausgedient

Das Banner der Konföderierten erinnert im Süden der USA oft an Kriegshelden, aber auch an die Zeit der Sklaverei.
Gouverneurin von South Carolina will Flagge abhängen, die auch für Unterdrückung von Afroamerikanern steht.

Nach der offenkundig rassistischen Attacke mit neun Toten auf eine von Afroamerikanern besuchte Kirche steht der US-Staat South Carolina vor einem historischen Kurswechsel im Umgang mit der umstrittenen Südstaaten-Flagge (mehr dazu siehe unten). Die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, startete am Montag eine Initiative, das vor dem Parlaments- und Regierungssitz des US-Staates wehende Banner abzuhängen.

Abgeordnete entscheiden

Die Entscheidung darüber liegt aber bei den Abgeordneten. 150 Jahre nach Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges sei es an der Zeit, die Flagge der Konföderierten vom Gelände des Kapitols in South Carolinas Hauptstadt Columbia zu entfernen, sagte Haley in einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache. Die Republikanerin trat mit einer Reihe von Politikern beider Parteien vor die Kameras, darunter der republikanische Senator und Präsidentschaftsbewerber Lindsey Graham. Graham erklärte, die Verbannung der Flagge sei "nur angemessen" nach dem "tragischen, hasserfüllten" Angriff auf die Emanuel African Methodist Episcopal Church in Charleston.

Nur auf Privatgrundstücken

Haley war allerdings bemüht, den unterschiedlichen Einstellungen zu der Flagge Rechnung zu tragen. "Für viele Leute in unserem Staat steht die Flagge für ehrenvolle Traditionen", sagte sie. Das Banner sei ein "Andenken" an Vorfahren, die ihrem Staat in Kriegszeiten gedient hätten. "Zugleich ist die Flagge für viele andere ein beleidigendes Symbol für brutale Unterdrückung in der Vergangenheit", fügte die Gouverneurin hinzu. Auf ihrem Privatgrundstück dürften Bürger das Banner weiter "stolz" hissen, vor dem Kapitol habe es aber keinen Platz.

Neunfach-Mord als treibende Kraft

Der 21-jährige Weiße Dylann Roof hat am vergangenen Mittwoch in Charleston aus rassistischen Motiven neun Schwarze während einer Bibelstunde erschossen (Details: siehe hier). Roof hatte auf Fotos mit der Südstaaten-Flagge posiert. Bis zum Jahr 2000 wehte die Flagge auf dem Dach des Kapitols in Columbia. Dann entschied das Parlament von South Carolina, sie auf einem Kriegerdenkmal vor dem Gebäude zu hissen. Nun soll sie auch von dort verschwinden.

Obama kommt zu Gottesdienst

Das Weiße Haus teilte unterdessen mit, dass Präsident Barack Obama, seine Frau Michelle und Vizepräsident Joe Biden am Freitag an der Beerdigung des erschossenen Pastors der Emanuel African Methodist Episcopal Church teilnehmen würden. Obama werde die Trauerrede für Clementa Pinckney halten, hieß es. Der Präsident sorgte am Montag für Aufsehen, als er mit dem Tabu-Wort "Nigger" in die Rassismusdebatte eingriff (Details: siehe hier).

Mit dem Austritt von anfangs elf Bundesstaaten aus den Vereinigten Staaten von Amerika begann 1861 der amerikanische Bürgerkrieg. Die so genannte, Konföderation, also die Vereinigung jener Bundesstaaten, die die Sklaverei beibehalten wollten, bekam eine eigene Flagge. Die wurde mehrfach umgeändert, enthält aber im Kern immer die Anzahl der Mitgliedsstaaten der Konföderation auf einem blauen Andreaskreuz vor rotem Hintergrund.

Als Flagge der Armee der Südstaaten-Generals Lee wurde die Flagge schließlich auf dieses Symbol reduziert. So blieb sie auch nach dem Ende des Bürgerkriegs und der Auflösung der Konföderation erhalten. Bis heute ist sie im Süden der USA überall präsent, wird sogar auf Amtsgebäuden und Regierungssitzen gehisst. Im Bundesstaat Mississippi ist sie sogar Teil der Flagge. Für die Südstaatler ist sie Symbol der Eigenständigkeit, aber auch der Ablehnung der Zentralregierung in Washington. Mit den Yankees da oben, so hört man oft, wolle man nichts zu tun haben. Rassistische Vereinigungen wie der verbotene Ku-Klux-Clan oder das Council of Conservative Citizens benützen die Flagge als Ausdruck ihrer politischen Grundhaltung - und die ist, offene Ablehnung des Zusammenlebens von Weißen und Schwarzen.

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