Streit über Merkels Dachau-Besuch

epa03831764 German chancellor Angela Merkel (C), Bavarian Culture Minister Ludwig Spaenle (R) and Holocaust survivor Max Mannheimer (2-L) lay a wreath at the concentration camp memorial in Dachau, Germany, 20 August 2013. Merkel's visit to the memorial has sparked controversy. She visited the concentration camp quickly between two other election campaign events in Erlangen and Dachau. The German federal elections will be held on 22 September 2013. EPA/INGA KJER
Dass die Kanzlerin kurz vor einem „Bierzelt-Termin“ bei der Gedenkstätte war, sorgt für Kritik.

Einen Monat vor der deutschen Bundestagswahl besucht Kanzlerin Merkel die KZ-Gedenkstätte Dachau - zwischen zwei Wahlkampfreden. Geschmacklos, wettern die Grünen. Lobenswert, sagt dagegen die Israelitische Kultusgemeinde München am Dienstag.

"Trauer und Scham"

Merkel selbst sagte während des Besuchs, "die Erinnerung an diese Schicksale erfüllt mich mit tiefer Trauer und Scham.“ Sie traf auch Überlebende in dem früheren Konzentrationslager in Bayern. Für sie sei der Besuch ein "sehr besonderer Moment" gewesen.

Nach Angaben aus Parteikreisen war Merkel von dem Holocaust-Überlebenden und Vorsitzenden der Lagergemeinschaft Dachau, Max Mannheimer, zu dem Gedenkstätten-Besuch eingeladen worden. Die Einladung sei nach Bekanntwerden des Wahlkampftermins ausgesprochen worden, hieß es.

CSU-Bierzelt-Auftritt

Die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast meinte, Merkel solle den Besuch "ernst nehmen". "Das sind wir den Opfern schuldig", erklärte sie der Nachrichtenagentur AFP in Berlin. Die Kanzlerin dürfe "nicht den Eindruck erwecken, der Besuch in Dachau und das Gespräch mit Überlebenden sei bestimmt durch den eine Viertelstunde später stattfindenden Auftritt im CSU-Bierzelt", sagte Künast. "Wir müssen zur Verantwortung vor unserer Geschichte stehen - auch im Wahlkampf."

Demgegenüber rechtfertigte CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt das Programm der Kanzlerin. "Mit ihrem Besuch in der"KZ-Gedenkstätte setzt die Bundeskanzlerin ein eindrucksvolles und ernsthaftes Zeichen", erklärte sie in Berlin.

Kultusgemeinde lobt Merkel

Die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, verteidigte Merkel dagegen: Es sei "lobenswert, dass die Kanzlerin die Gelegenheit ihres Besuchs in der Region wahrnimmt, um die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers zu besuchen", sagte sie. "Wir befinden uns im Wahlkampf. Jeder Politiker hat das Recht, sich und seine politischen Ziele und Visionen wo auch immer öffentlich zu präsentieren."

Das KZ diente den Nationalsozialisten als Modell für alle späteren Konzentrationslager. In den zwölf Jahren seines Bestehens wurden dort und in zahlreichen Außenlagern mehr als 200.000 Menschen aus ganz Europa gefangen gehalten. Mehr als 43.000 Häftlinge wurden ermordet.

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