Streifzug durch Trumps Tower of Power

Beliebtes Fotomotiv: Der Trump Tower mitten in Manhattan
In seinem Wolkenkratzer mitten in Manhattan plant der künftige US-Präsident für die Zukunft des Landes und der Welt. Ein KURIER-Lokalaugenschein.

5th Avenue zwischen 56. und 57. Straße, Trumps Power-Tower. Hier in New York im 66. Stockwerk residiert The Donald samt Familie. Hier tüftelt der künftige US-Präsident an seinem Team, gehen potenzielle Kandidaten ein und aus. Dementsprechend hoch ist die Security. Die 56. Straße darf nicht gequert werden. Anfänglich waren auch die Gehsteige von der 58. bis zur 50. mit Gittern zur Straße hin abgesperrt. Jetzt beschränkt man sich auf das unmittelbare Gebiet vor dem Tower.

Und das Gebäude selbst? Der KURIER wollte es wissen, beginnend auf der 50. Straße. Dort, bei Saks auf der 5th Avenue, stauen sich die Leute. Menschenmassen auch vis-à-vis rund um den Christbaum mit Swarovski-Stern vor dem Rockefeller Center. Geht man weiter Richtung Trump Tower, nimmt die Zahl der Passanten ab. Die meisten Geschäfte sind leer.

Die 56. Straße überquert man problemlos, ist sie doch für Fahrzeuge geradewegs verbarrikadiert. Dann ist auch der Gehsteig gesperrt. Man wird von einem Polizisten an das Ende einer kleinen Schlange verwiesen und beim Vorrücken gefragt: "Wohin wollen Sie?" "Zu Tiffany", ist das beste Passwort. Daraufhin darf man den rechten von Gittern begrenzten Teil des Gehsteiges benutzen. Zuvor wird die Handtasche kontrolliert.

Eine Frau sagt: "Ich möchte flanieren." Sie wird von der Polizistin in den linken Teil des Gitterweges geschickt, der am Trump Tower und dem benachbarten Tiffany-Gebäude vorbei auf die 57. ins Freie führt. "Ich arbeite im Trump Tower", behauptet der Nächste. "Zeigen Sie mir Ihren Ausweis", sagt die Polizistin kühl. Er greift nach dem Handy und wird auf die Seite geschickt.

Freundliche Polizisten

Ein paar Schritte und man ist vor dem Eingang des Trump Towers. Schwer bewaffnetes Security-Personal steht davor, lächelt freundlich, lässt sich bereitwillig fotografieren.

In der marmor-goldenen Halle wird die Handtasche wie am Flughafen durch eine Maschine geschickt. Wenige Schritte weiter spannt sich ein dickes Seil um eine Art Presseabteilung, wo Fotografen und Journalisten sitzen und eine einzige TV-Kamera steht. Sie ist auf die vier Lifte gerichtet. Diese dürfen nur von Hausbewohnern und Angestellten benützt werden. Jeder muss dort seine ID vorlegen.

Auf www.c-span.org/video/?419310-1/watch-pool-feed-trump-tower-lobby ist man live dabei: Stundenlang kann man zusehen, wie Menschen die Lifte besteigen und verlassen, gefilmt von Kameramann Steven von Pool Feed Network. Ja, er habe Trump schon gesehen. Am vergangenen Dienstag um 14.30 Uhr zum Beispiel betrat der President elect die Halle mit einem japanischen Businessman. Besucher werden vor Trumps raren Auftritten von der Security aus der Halle verwiesen.

Gleich neben den Liften kann man in einem Geschäft Schmuck von Ivanka Trump, der Tochter des designierten US-Staatschefs, kaufen. Auf der anderen Seite der Halle wird in Glaskästen für Trump-Devotionalien Werbung gemacht. T-Shirts kosten 25 Dollar und können nur von Einheimischen gekauft werden. "Das Geld geht in die Trump-Kampagne", sagt die Verkäuferin. Unter anderem soll damit die Wiederwahl finanziert werden. Von den Make-America-Great-Again-Kappen gibt es noch drei. Pullover aus der Trump Golf Collection "by Greg Norman" sind "Made in India" und kosten 75 Dollar. Eine rote Weste aus der Trump Signature Collection um 80 Dollar ist "Made in China". Hat Trump solche Herstellungsmethoden nicht verteufelt?

Bezüglich der Ausstattung von Donald Trumps Frau gab es schon unterschiedlichste Absichtserklärungen bekannter Modeschöpfer. Sophie Theallet war die Erste, die verkündete, sie werde Melania nicht einkleiden, und die Kollegen sollten das auch nicht tun. Daraufhin beeilte sich Tommy Hilfiger zu verkünden, die First Lady würde seine Sachen großartig aussehen lassen. Marc Jacobs hingegen will lieber Leuten helfen, die durch Trump und seine Unterstützer Probleme bekämen.

Gähnende Leere

Schauplatzwechsel zu Tiffany. Nur drei Leute wollen gerade in den Luxustempel für Schmuck. Finanzchef Mark Erceg macht sich Sorgen, ob die vor der Wahl nach oben zeigenden Verkaufsergebnisse wegen der neuen Situation durch Nachbar Trump nicht gekippt werden. Man könne die neue Situation im Bezug auf die sonst übliche Zahl an Passanten nicht übersehen.

Auf der anderen Seite der 5th Avenue im Geschäft von Prada – gähnende Leere, nicht eine Kundin ist im Laden. Dafür macht Paul Rossen draußen auf dem Gehsteig "seit sechs Monaten tolles Business". Der ansonsten für einen Comedy Club zuständige New Yorker verkauft täglich sechs bis sieben Stunden lang Anstecker mit der Aufschrift "Dump! Trump" und "Not My President". Fünf Dollar kostet einer, für zehn Dollar bekommt man drei Pins.

Eine Gruppe von Demonstranten hat sich inzwischen in jenen ebenfalls von Gittern umgebenen Bereich vis-à-vis des Trump-Tower-Eingangs "einquartiert", der ansonsten voll mit TV-Kameras und Medienleuten ist: Auf der einst ersten Fahrbahn der 5th Avenue. Aktivist Mark Viverito verkündet die Wichtigkeit von Immigranten. Trumps Ankündigung, Immigranten auszuweisen, bezeichnet er als "Affront". Außerhalb des Gitters hat sich ein Trump-Fan aufgebaut und brüllt Viverito nieder: "Donald Trump is a hero!"

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