Stargast Kerry war schwer zu kriegen

Kurz, Kerry und Botschafterin Alexa Wesner am Mittwoch in Schwechat
Die Frist für ein neues Abkommen läuft bald aus. Die USA wollen den Deal vorher perfekt machen.

Ein Termin mit Außenminister Sebastian Kurz war vereinbart, und auch Bundeskanzler Werner Faymann durfte zu Wochenbeginn noch mit einem Besuch von US-Außenminister Kerry rechnen. Schließlich hatten den auch die Amerikaner laut KURIER-Recherchen fix auf ihrer Agenda.

Doch wie so oft gestalteten sich die Verhandlungen zum iranischen Atomprogramm zäher als erwartet. Wenige Wochen vor dem endgültigen Ablauf der Frist für ein Abkommen am 24. November trennen die Verhandlungspartner weiterhin wesentliche Punkte zur umstrittenen Urananreicherung und zu möglichen militärischen Aspekten des Atomprogramms. Im Laufe der Verhandlungen im Wiener Palais Coburg wurden die Einschätzungen zunehmend pessimistischer. Beobachter rechnen inzwischen mit einer weiteren Verlängerung des Übergangsabkommens aus dem Vorjahr.

Kerry, der ohnehin schon Donnerstagfrüh Wien wieder verlassen sollte, hatte also Gespräche am laufenden Band zu absolvieren – und keine Zeit für die österreichischen Gastgeber. Also ergriff Sebastian Kurz selbst die Initiative. Nachdem sich kein Termin mit dem Außenminister in der Stadt vereinbaren ließ, begab sich Kurz Mittwoch Früh zum Flughafen, um den hohen Gast wenigstens dort zu empfangen und nach Wien zu begleiten. So hatte man zumindest eine Autofahrt lang Zeit, um aktuelle weltpolitische Probleme zu besprechen.

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FILE IRAN NUCLEAR DEVELOPMENTS
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FILES IRAN NUCLEAR
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View of the Arak heavy-water project southwest of
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FILE IRAN IAEA NEW URANIUM CENTRIFUGES
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To match Special Report IRAN-USA/NUCLEAR
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IRAN NUCLEAR PROTEST
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File photo of Russian and Iranian operators monito

Zu Jahresbeginn, da wurde es noch als Gerücht gehandelt: Die Atomgespräche mit dem Iran – offiziell natürlich in der Wiener UNO-City angesiedelt – fänden in Wahrheit hinter verschlossenen Türen im Palais Coburg in der Wiener Innenstadt statt. Lange ließ es sich ohnehin nicht verheimlichen, dass Irans Außenminister Javad Zarif, EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton und bei einem der Wien-Gipfel sogar US-Außenminister John Kerry ständig vor dem klassizistischen Prunkbau vorfuhren. Lediglich für die abschließenden Statements vor der Presse fuhr man noch rasch über die Donau und bei der UNO vor. "Einige Journalisten haben das bald mitgekriegt und das Palais belagert", erinnert man sich im Wiener Außenamt an die Bald-nicht-mehr-so-Geheimgespräche. Irgendwann habe man als Gastgeber beschlossen, mit der "Schimäre" Schluss zu machen.

Genug Dächer für Scharfschützen

Inzwischen ist das Coburg offizieller Tagungsort, auch für die heute, Dienstag, eröffnete nächste Runde der Atomgespräche – in eben der genannten hochrangigen Besetzung. Dass sich die notorisch Sicherheits-bewussten Amerikaner mit dem Coburg angefreundet haben, liegt unter anderem an der inzwischen perfekt eingespielten Logistik bei der Überwachung. Das Zusammenspiel zwischen Österreichs Verfassungsschützern und den US-Sicherheitskräften klappt offensichtlich lückenlos. Die Amerikaner, so erzählt ein Insider, hätten rundherum genügend Dächer in bester Lage, um Scharfschützen zu postieren. Dass sich in Sichtweite, im Gebäude des Marriott-Hotels, das US-Konsulat befindet, kommt da logistisch auch nicht ungelegen.

Für die Iraner dagegen ging es um einen demonstrativ neutralen Austragungsort. Es war schon ein Kompromiss gewesen, die Gespräche in einem EU-Mitgliedsland stattfinden zu lassen, und nicht, wie lange Zeit, in der Schweiz. Also hält sich das Wiener Außenministerium als Gastgeber bewusst zurück. Offizielle Konferenzorte, wie sie die Republik sonst nützt, würden da – meint man im Ministerium – nur als politische Belastung verstanden.

Zähe Verhandlungen

Anders als die bekannten Wiener Business-Hotels gibt sich das Hotel im Palais Coburg demonstrativ diskret. Da das Palais neben dem Hotel auch den Firmensitz des Inhabers – Finanzmagnat und Multimillionär Peter Pühringer – beherbergt, gibt es Möglichkeiten für Gespräche in jeder Größenordnung. Man kann ungestört unter vier Augen zusammentreffen, aber auch in großer Delegation, oder vor den Augen Dutzender Journalisten. Iranische Reporter werden ja dutzendfach eigens eingeflogen. Für drei Tage sind die Gespräche in Wien anberaumt – und die dürften, so die Erwartungen politischer Beobachter, bis zum Rand voll mit mühsamem Tauziehen um heikle technische Details sein.

In wenigen Wochen, am 24. November, soll eine endgültige Einigung über das iranische Atomprogramm stehen. Doch statt des Optimismus der letzten Runden dominiert inzwischen wieder das gegenseitige Misstrauen. Dass der Iran einen US-Experten der UN-Atombehörde IAEO nicht ins Land lassen wollte, verärgert den Westen. Dass der dagegen statt auf Stilllegung auf Demontage iranischer Atomanlagen besteht, will Teheran nicht hinnehmen. Präsident Rohani sprach Montag Abend denn auch von einer möglichen Verlängerung der Verhandlungen.

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