Soziale Unruhen in Argentinien

Soziale Unruhen in Argentinien
Die Polizei hat Hunderte Menschen nach Plünderungen festgenommen. Mindestens zwei Menschen sind tot.

Bei sozialen Unruhen in Argentinien sind mindestens zwei Menschen getötet worden. Nach dem Beginn von Plünderungen von Supermärkten in der Stadt Bariloche im Westen des Landes am Donnerstag weiteten sich die Übergriffe im Laufe des Freitags auf insgesamt sechs Städte aus, wie die Behörden mitteilten. Im nordöstlichen Rosario starben zwei Menschen. Landesweit wurden rund hundert weitere verletzt. Die Polizei nahm mehrere hundert Menschen fest. Die Regierung von Präsidentin Christina Kirchner und Gewerkschaften machten sich gegenseitig für die Plünderungen verantwortlich.

Eines der Todesopfer in Rosario sei erschossen worden, das andere durch eine Stichwaffe getötet worden, teilten die Behörden in der drittgrößten Stadt Argentiniens mit. Die genauen Umstände waren unklar. Plünderungen gab es am Freitagnachmittag unter anderem auch in San Fernando, einer Vorstadt der Hauptstadt Buenos Aires. Der Sicherheitsminister der Provinz Santa Fe, Raul Lamberto, bezeichnete die Plünderer als "sehr jung", sie würden "vor allem alkoholische Getränke" stehlen und von "Anstiftern" angetrieben.

Großprotest

Ministerpräsident Juan Manuel Abal Medina warf den Gewerkschaften vor, die Plünderungen zu organisieren. Mehrere Gouverneure hätten mitgeteilt, dass hinter ihnen Gruppen steckten, die Verbindungen zur Lkw-Fahrer-Gewerkschaft hätten, sagte er. Der Vorsitzende der Gewerkschaft CGT, Hugo Moyano, wies dies zurück. Die Unruhen zeigten die wirtschaftliche Not der Bevölkerung in dem inflationsgeplagten Land, sagte er. "Es gibt Menschen, die schlafen unter Autobahnen oder Bäumen."

Erst am Mittwoch hatten Gewerkschaften den zweiten Großprotest binnen eines Monats gegen Präsidentin Kirchner abgehalten. An ihm beteiligten sich Zehntausende Menschen. Im November hatte es bereits einen Generalstreik gegeben. Die Gewerkschaften forderten eine niedrigere Einkommensteuer für Beschäftigte, nachdem die Inflation in dem Land nach Expertenschätzungen zum Jahresende rund 25 Prozent erreichen dürfte.

Kirchner war 2007 als Nachfolgerin ihres Mannes Nestor Kirchner zur Präsidentin gewählt und im vergangenen Jahr mit 54 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt worden. Nach zwei Amtszeiten dürfte sie nach argentinischem Recht bei der Wahl 2015 nicht noch einmal antreten, doch ihre Partei strebt eine entsprechende Verfassungsänderung an. Dagegen gibt es breiten Widerstand in der Bevölkerung.

Vor genau zwölf Jahren - 1980, als das südamerikanische Land pleiteging - hatten in Argentinien mit Plünderungen soziale Unruhen begonnen, die schließlich zum Rücktritt des damaligen Präsidenten Fernando De la Rua führten.

Kommentare