Söder-Biograf: "Den Höhenflug, so ganz nah an der Sonne, wird er nicht halten können"

Söder-Biograf: "Den Höhenflug, so ganz nah an der Sonne, wird er nicht halten können"
Roman Deininger, Reporter der Süddeutschen Zeitung, über Markus Söders Krisenmanagement, mögliche Kanzlerkandidatur und das CSU-Verhältnis zu Sebastian Kurz.

Es gibt Parteien, die erfordern mehr oder eine ganze spezielle Zuwendung. Für die CSU etwa, eine Regionalpartei, die nur in einem Bundesland antritt, aber gelegentlich die ganze Republik in Atem hält, braucht es neben dem bekannten journalistischen Rüstzeug auch ein bisschen Sympathie und Humor. Es kann schon mal passieren, dass man in Zeiten von dramatischen Runden, wenn die CSU einen Streit mit der Bundeskanzlerin vom Zaun bricht oder ihren Vorsitzenden vom Hof jagen will, mehr Zeit mit Horst Seehofer oder Markus Söder verbringt als mit der eigenen Frau. Roman Deininger, politischer Reporter bei der Süddeutschen Zeitung, weiß davon zu berichten. Und klärt den Leser gleich im ersten Kapitel seines neuen Buchs "CSU - Bildnis einer speziellen Partei" über das ebenso spezielle Verhältnis zwischen Journalist und Partei auf.

KURIER: „Mit der CSU wird es einem Journalisten nicht langweilig, man blickt von einem Logenplatz aufs bayerische Welttheater“, liest man gleich zu Beginn Ihres neuen Buches. Mit welchem Protagonisten ist es unterhaltsamer: Seehofer oder Söder?

Roman Deininger: Beide Herren sind dankbare Objekte der Berichterstattung. Die CSU hat ja traditionell einen Sinn für Theatralik, auch eine gewisse Neigung zum Größenwahn. Seehofer und Söder haben zu den Dramen ihrer Partei gut beigetragen. Seehofer hat sogar eine neue Variation des bayerischen Landesvaters erfunden: den politischen Monaco-Franze, den Filou der Macht. Das hat viele gut unterhalten, manche aber auch verstört. Gerade außerhalb von Bayern. Auch für Söder ist Ironie ein Mittel der Politik. Es könnte halt gern öfter Selbstironie sein. Er bemüht sich jetzt jedenfalls auch, in eine Landesvater-Rolle hinein zu finden. Da ist noch nicht raus, welche Färbung das bekommt.

Unklar ist ja auch, wie sich sein gewandeltes Image verfestigt. Sie stellen dazu die Frage, was passiert, wenn er vorher mal richtig geprüft wird. Wird die Corona-Krise noch zu Söders großer Prüfung?

Die Corona-Krise hat es Söder zunächst ermöglicht, sich als Macher-Typ zu zeigen, da ist er in seinem Element. Die harten Maßnahmen haben ihm viel Zustimmung gebracht, 94 Prozent in Bayern laut einer Umfrage. Da hätten sich fast Selbsthilfegruppen gegründet mit Leuten, die Söder bisher furchtbar fanden – und plötzlich entgeistert feststellten, dass sie sich bei ihm gut aufgehoben fühlen. Vielleicht ist das der identitätsstiftende Moment, der seiner Karriere bislang gefehlt hat. Aber die Krise ist noch lange nicht vorbei. Die Prüfung ist jetzt die Wiederöffnung der Gesellschaft. Wie stark Söder am Ende dasteht, halte ich deshalb für offen.

Kommentare