Sizilien: Bergdorf verschenkt Steinhäuser
Wer träumt nicht von einem Haus im Süden zum Schnäppchenpreis von einem Euro? Der Bürgermeister der sizilianischen Gemeinde Gangi, Giuseppe Ferrarello, verschenkt verfallene Steinhäuser im Ort – mit der Bedingung, sie binnen drei Jahren zu renovieren. Mit dem Ausverkauf der verfallenen Häuser will er den Tourismus ankurbeln und den Ort, der unter massiver Abwanderung leidet, wiederbeleben.
Hilfe für lokale Handwerker
Der Käufer muss sich verpflichten, binnen drei Jahren die Renovierung des Hauses in Angriff zu nehmen. Dadurch finden lokale Handwerker, die am besten mit der traditionellen Bauweise der Häuser vertraut sind, neue Jobs. "Ein Mann aus Florenz hat gleich fünf Häuser gekauft und plant ein Hotel", freut sich Ferrarello.
Bisher wurden bereits hundert Häuser vergeben, mehr als die Hälfte davon an Italiener. "Wir haben aber auch Belgier, Schweizer und sogar jemanden aus Abu Dhabi", berichtet der Bürgermeister. Die Bewohner Gangis würden die Neuankömmlinge sehr willkommen heißen. "Die neuen Hausbesitzer sind glücklich und fühlen sich hier wohl. Ein Schweizer Freund wollte einige Monate wegbleiben, kehrte aber schon nach zwei Wochen im Norden wieder zurück", berichtet Giuseppe Ferrarello im KURIER-Gespräch.
Große Nachfrage
Insgesamt gibt es mehr Nachfrage als Angebot. Im Juni 2014 wurde das erste Haus eingeweiht. Das auf tausend Meter Höhe gelegene Bergdorf Gangi ist etwa 120 Kilometer von Palermo und 70 Kilometer vom Küstenort Cefalù entfernt. Knapp zwei Stunden Autofahrt über enge, kurvige Bergstraßen muss man bis zum Meer zurücklegen. "Für sizilianische Maßstäbe sind wir sehr weit weg von der Küste", sagt der Bürgermeister.
Das idyllisch auf einer Bergkuppe gelegene Gangi zählt zu den "borghi più belli", ein Ranking, das jährlich die 202 schönsten Dörfer Italiens nominiert. Auch andere verlassene Ortschaften wie Salemi (Sizilien) und Carrega Ligure (Piemont) starteten ähnliche Schnäppchenhaus-Initiativen, um den Tourismus zu beleben und die Abwanderung zu bekämpfen.
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