Sizilien: Bergdorf verschenkt Steinhäuser

ein-euro-häuser italien - gangi, sizilien
Interessierte müssen einen symbolischen Preis von einem Euro zahlen – und das Haus renovieren.

Wer träumt nicht von einem Haus im Süden zum Schnäppchenpreis von einem Euro? Der Bürgermeister der sizilianischen Gemeinde Gangi, Giuseppe Ferrarello, verschenkt verfallene Steinhäuser im Ort – mit der Bedingung, sie binnen drei Jahren zu renovieren. Mit dem Ausverkauf der verfallenen Häuser will er den Tourismus ankurbeln und den Ort, der unter massiver Abwanderung leidet, wiederbeleben.

Sizilien: Bergdorf verschenkt Steinhäuser
bürgermeister ferrarello
Das Interesse an der Ein-Euro-Häuser-Aktion, über die der KURIER bereits berichtete, ist groß. "Besucher aus aller Welt kamen hierher, um die Häuser zu besichtigen", erzählt der Bürgermeister dem KURIER. Wer an einem Objekt interessiert ist, muss bei der Gemeinde einen Antrag stellen und ein Konzept einreichen, das beschreibt, was er mit dem Haus vorhat. Gesucht werden Projekte, die die lokale Wirtschaft ankurbeln und Arbeitsplätze in der Region schaffen – etwa die Eröffnung eines Restaurants oder einer Frühstückspension.

Hilfe für lokale Handwerker

Der Käufer muss sich verpflichten, binnen drei Jahren die Renovierung des Hauses in Angriff zu nehmen. Dadurch finden lokale Handwerker, die am besten mit der traditionellen Bauweise der Häuser vertraut sind, neue Jobs. "Ein Mann aus Florenz hat gleich fünf Häuser gekauft und plant ein Hotel", freut sich Ferrarello.

Sizilien: Bergdorf verschenkt Steinhäuser
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Die berüchtigte italienische Bürokratie, die Hauskauf und Renovierung begleiten, schreckt viele von einem Hauskauf ab. "Wir lassen die Leute nicht alleine, nachdem wir ihnen das Haus verkauft haben", versichert Immobilienmakler Alessandro Cilibrasi, der die Gemeinde unterstützt. Für die neuen Hausbesitzer sei die Prozedur von Genehmigungen und Autorisierungen bei Renovierung "radikal vereinfacht" worden. Die Renovierungskosten eines 50 Quadratmeter großen Steinhauses betragen rund 50.000 Euro.

Bisher wurden bereits hundert Häuser vergeben, mehr als die Hälfte davon an Italiener. "Wir haben aber auch Belgier, Schweizer und sogar jemanden aus Abu Dhabi", berichtet der Bürgermeister. Die Bewohner Gangis würden die Neuankömmlinge sehr willkommen heißen. "Die neuen Hausbesitzer sind glücklich und fühlen sich hier wohl. Ein Schweizer Freund wollte einige Monate wegbleiben, kehrte aber schon nach zwei Wochen im Norden wieder zurück", berichtet Giuseppe Ferrarello im KURIER-Gespräch.

Große Nachfrage

Insgesamt gibt es mehr Nachfrage als Angebot. Im Juni 2014 wurde das erste Haus eingeweiht. Das auf tausend Meter Höhe gelegene Bergdorf Gangi ist etwa 120 Kilometer von Palermo und 70 Kilometer vom Küstenort Cefalù entfernt. Knapp zwei Stunden Autofahrt über enge, kurvige Bergstraßen muss man bis zum Meer zurücklegen. "Für sizilianische Maßstäbe sind wir sehr weit weg von der Küste", sagt der Bürgermeister.

Das idyllisch auf einer Bergkuppe gelegene Gangi zählt zu den "borghi più belli", ein Ranking, das jährlich die 202 schönsten Dörfer Italiens nominiert. Auch andere verlassene Ortschaften wie Salemi (Sizilien) und Carrega Ligure (Piemont) starteten ähnliche Schnäppchenhaus-Initiativen, um den Tourismus zu beleben und die Abwanderung zu bekämpfen.

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