"Selbstschutzgruppe" jagt Flüchtlinge

Dinko Valev (auf einem seiner alten Panzer) sieht sich als Kämpfer gegen Terroristen
Bulgariens Premier gratuliert und dankt den Wächtern.

Athletisch gebaut, mit Bart, kurz rasiertem Haar und einem riesigen Kreuz, das er sich auf die linke Brustseite tätowieren ließ: So präsentiert sich Dinko Valev, ein 29-jähriger Autoschrotthändler, den viele in Bulgarien als tapferen Patrioten feiern. Im Fernsehen nennt man Valev einen "Superhelden" – weil er "in wenigen Monaten mit eigenen Hände mindestens 20 Migranten festgenommen hat". Das waren Flüchtlinge, die es aus der Türkei über die Grenze nach Bulgarien geschafft haben, darunter Frauen und Kinder.

Flüchtling an Baum gefesselt

"Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich mit dem Gesicht nach unten legen sollen, sonst bringe ich einen von denen um", erzählt Valev voller Stolz dem bulgarischen Fernsehsender bTV. Einmal habe er einen Mann zwei Kilometer lang verfolgen müssen. Einen anderen habe er an einem Baum gefesselt, bis die Polizei gekommen sei.

Bulgarien ist bisher abseits der Flüchtlingswelle geblieben. Im Vorjahr kam fast eine Million Flüchtlinge aus der Türkei über Griechenland in die EU. Über die bulgarisch-türkische Landesgrenze wagten sich weniger als 30.000. Menschenrechtsorganisationen haben Bulgarien oft dafür kritisiert, dass es Flüchtlinge schlecht behandelt.

Seit August 2015 soll Valev nach eigenen Angaben mehrere Jagd-Aktionen auf Flüchtlingen veranstaltet haben. Er sehe es als seine bürgerliche Pflicht, dort einzuschreiten, wo die staatlichen Institutionen ausfielen. Angefangen habe alles zufällig, als er eines Tages mit seinem Quad (Geländefahrzeug, Anm.) in einem Feld neben Jambol, seiner Heimatstadt, etwa 50 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt, gefahren ist. "Einer sprang aus dem Gebüsch heraus", erinnert sich Valev. Später behauptete er, ein Flüchtling habe ihn angegriffen und er musste in Selbstverteidigung handeln.

Eine Fernsehreportage über Valev Ende Februar brachte ihm Hunderte Fans im Internet und inspirierte andere im Balkanland zu ähnlichen Taten, berichten bulgarische Medien.

Anzeige gegen Valev

Anfang März wurde Valev von der Menschenrechtsorganisation "Helsinki Committee for Human Rights" wegen Menschenrechtsverletzungen gegen Flüchtlinge angezeigt. Der Bulgare ist empört: "Es ist unerträglich, dass man mich beschuldigt, weil ich ein paar potenzielle Terroristen festgenommen habe", sagte er nach einer Befragung durch die Polizei und versprach noch mehr eigenmächtige Einsätze an der Grenze.

Er habe mit Valev und anderen Bürgergruppen, die Migranten fangen, gesprochen, sagte vor wenigen Tagen Bulgariens Regierungschef Borisow in der Schwarzmeer-Stadt Burgas. "Ich habe mich bei ihnen bedankt und den Direktor der Grenzpolizei zu ihnen geschickt, damit sie ihre Informationen und alles Nötige miteinander koordinieren. Der Staat gehört uns allen. Jeder, der hilft, hat ein ,Dankeschön‘ verdient", sagte der bulgarische Premier.

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