"Hoffe, Putin zieht die richtigen Schlüsse"

Außenminister Kurz: Sollten ukrainische Separatisten die Maschine abgeschossen haben, dann muss sich Moskau von ihnen distanzieren
Österreichs Außenminister drängt auf eine rasche Aufklärung der Tragödie.

Wurde Flug MH 17 tatsächlich von einem aus Russland stammenden Flugabwehr-System abgeschossen? Und wenn ja: Wer trägt für den Abschuss letztlich die Verantwortung? Um Fragen wie diese zu klären, versuchten am Samstag Gesandte der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, kurz OSZE, die ersten Untersuchungen vor Ort vorzubereiten.

Der Umstand, dass ukrainische Separatisten dies – wie auch den Abtransport der noch in den Feldern liegenden Leichen – offenkundig behindern, empört Österreichs Außenminister Sebastian Kurz.

"Bei einer derartigen Tragödie sind eine schnelle Bergung der Opfer und eine ordentliche Bestattung das Mindeste, was man für die Angehörigen tun kann", sagte Kurz am Samstag zum KURIER. Es sei "inakzeptabel und menschlich dramatisch", wenn Opfer zwei Tage nach einem Absturz noch an der Unglücksstelle verbleiben.

"Die rasche Bergung" und eine "lückenlose Aufklärung" des Unglücks sind für Kurz nun "prioritär."

Die Rolle Russlands bei der Tragödie ist zwar noch unklar. Gegenüber dem KURIER lässt Kurz aber keinen Zweifel daran offen, dass er sich von Moskau eine deutliche Reaktion erwartet: "Es gibt vorerst nur starke Indizien, dass das Flugzeug von ukrainischen Separatisten abgeschossen worden ist", sagt Kurz. "Sollten sich diese Indizien aber bewahrheiten, dann hoffe ich sehr, dass Präsident Wladimir Putin daraus die richtigen Schlüsse zieht, sich von den Separatisten distanziert, und jegliche Unterstützung von russischer Seite einstellt."

Dessen ungeachtet werde Österreich alles dazu beitragen, dass "alle Gesprächskanäle mit Russland offen bleiben".

Minister Kurz: "Wir haben uns in der EU immer für durchaus offene, aber auch harte Gespräche eingesetzt. Diesen Kurs verfolgen wir selbstverständlich weiter."

Die Hinterbliebenen der Insassen des malaysischen Passagierflugzeugs haben sich am Flughafen Amsterdam-Schiphol versammelt, um zum Absturzort zu reisen. Es sei aber "unklar", wann die Reise der Hinterbliebenen in das Konfliktgebiet starten könne, sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft Malaysia Airlines am Samstag.

Eine Maschine stehe zum Abflug bereit, aber der Zugang zum Absturzort sei nicht geklärt, hieß es. Der Absturzort liegt 500 Kilometer von der ukrainischen Hauptstadt Kiew entfernt. "Wenn viele Menschen da hin wollen, ist ein großer Organisationsaufwand erforderlich." Eine konkrete Zahl der auf den Flug zum Unglücksort wartenden Hinterbliebenen wollte sie nicht nennen.

Zugang verweigert

Der Absturzort bei Grabowe in der Ukraine wird von prorussischen Separatisten kontrolliert. Sie verweigerten Journalisten am Samstag den Zugang zu dem weiträumigen Gelände, auf dem Leichen- und Trümmerteile der Maschine mit der Flugnummer MH 17 verstreut liegen. Die ukrainische Regierung beschuldigt die Aufständischen, das Flugzeug abgeschossen zu haben. Am Samstag warf sie den Rebellen vor, Beweismittel vom Absturzort zu entfernen.

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