Schulz stößt nach: Trump "in den Weg stellen"

SPD-Chef Martin Schulz
Nachdem Merkel gegenüber den USA auf Distanz gegangen ist, meldete sich nun auch der SPD-Kanzlerkandidat zu Wort: "Europa ist der beste Schutz für Demokratie"

Nach den vielbeachteten Worten der CDU-Kanzlerin Angela Merkel ist der deusche SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz nun nachgezogen.

Nach dem enttäuschenden G-7-Gipfel rief er alle Demokraten in Europa auf, US-Präsident Donald Trump seine Grenzen aufzuzeigen. Es sei "das Gebot der Stunde, sich diesem Mann mit allem, was wir vertreten, in den Weg zu stellen, übrigens auch seiner fatalen Aufrüstungslogik, die er uns aufzwingen will", sagte Schulz am Montagabend in Berlin.

Europa sei der beste Schutz für die Demokratie, für die Wirtschaft und den sozialen Zusammenhalt, erklärte Schulz bei einer SPD-Veranstaltung. Zuvor war Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach dem G-7-Gipfel in Taormina, bei dem Trump die Partner weitgehend brüskiert hatte, auf Distanz zu den USA gegangen. "Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei", sagte sie. "Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in unsere eigene Hand nehmen."

"Späte Erkenntnis in Bierzelten"

Der frühere EU-Parlamentspräsident Schulz hob hervor, dass er seit Jahrzehnten für ein starkes Europa eintrete. Mit Blick auf Merkel, der die SPD seit langem zu wenig Leidenschaft für die EU vorhält, sagte er: "Anderen kommt die Erkenntnis über die Notwendigkeit der starken Europäischen Union ein bisschen später - den einen auf Gipfeln, den anderen in Bierzelten. Egal, Hauptsache es kommt irgendwann so weit, dass man sich zu diesem Europa bekennt. Besser spät als nie."

Schon am Sonntag hat Schulz die europäischen Staaten zu einer engeren Zusammenarbeit aufgerufen. "Europa ist die Antwort. Eine stärkere Kooperation der europäischen Staaten auf allen Ebenen ist die Antwort an Donald Trump", sagte der SPD-Vorsitzende dem ARD-Hauptstadtstudio. "Und vor allen Dingen dürfen wir uns nicht der Aufrüstungslogik von Trump unterwerfen."

"Autoritärer Herrscher"

Schulz verlangte zudem eine entschiedenere Haltung Europas gegen Trump: "Ich glaube, man hätte sich auch schon auf dem NATO-Gipfel, aber ganz sicher auf dem G-7-Gipfel sehr deutlich positionieren müssen. Gegen einen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, der ja andere demütigen will. Der ja im Stile eines autoritären Herrschers auftritt." So habe der damalige SPD-Kanzler Gerhard Schröder gegenüber US-Präsident George W. Bush, der sich ähnlich verhalten habe, klar Haltung bezogen. Er erwarte, "dass wir auch jetzt wieder eine solche Haltung einnehmen", sagte Schulz.

Die deutschen Sozialdemokraten haben den Abwärtstrend in der Wählergunst noch immer nicht gestoppt. Nach dem Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut Emnid für Bild am Sonntag (BamS) erhebt, verliert die SPD einen weiteren Punkt auf jetzt 25 Prozent. Die Union bleibt unverändert bei 38 Prozent.

Die FDP gewinnt einen Zähler dazu und kommt jetzt auf acht Prozent. So gut stand die Partei laut BamS zuletzt im Mai 2010 da. Sie ist damit jetzt gleichauf mit den Grünen (plus ein Punkt), Linke (minus ein Punkt) und AfD (unverändert), die ebenfalls acht Prozent erreichen. Auf die sonstigen Parteien entfallen wie in der Vorwoche fünf Prozent.

In der Direktwahlfrage liegt Martin Schulz weiterhin abgeschlagen zurück. 29 Prozent würden sich für Schulz entscheiden, wenn der Bundeskanzler direkt gewählt werden könnte. 52 Prozent würden für Angela Merkel stimmen. Anfang Februar hatte Martin Schulz noch mit 46 Prozent vor Angela Merkel mit 40 Prozent gelegen.

Emnid hat für den Sonntagstrend 1703 repräsentativ ausgewählte Personen befragt.

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