Schicksalsschläge des Kennedy-Clans

In den USA spricht man von einem Fluch, der über dieser Familie lastet.

Sie gehören dem mächtigsten Clan Amerikas an. Ihnen wurde viel geschenkt. Aber es ist ihnen auch nichts erspart geblieben. Ein Fluch, sagt man in den USA, laste über der Familie Kennedy.

Es war das Ehepaar Rose und Joseph Kennedy , das den Grundstein zu der Dynastie legte, die aus neun Kindern, mehr als 70 Enkeln und Urenkeln bestand. Doch das Schicksal schlug unbarmherzig zu: Zwei Söhne ermordet, zwei Kinder und mehrere Enkel tödlich verunglückt, ein Enkel starb durch Drogen, andere lebten oder leben mit schweren Behinderungen.

„Huren für die Freizeit“

Während der erste Kennedy 1848 als armer Bauer aus Irland eingewandert war, machte sein Enkel Joseph – der Vater John F. Kennedys – durch Börsenspekulationen und illegalen Alkoholhandel ein Vermögen. Er gründete eine Filmproduktion und brachte durch seine Affäre mit Filmstar Gloria Swanson den Namen Kennedy erstmals ins Gerede. Proteste von Ehefrau Rose prallten an ihm ab, hatte er doch von Anfang an klargestellt, wie es in der Ehe eines Kennedy zuzugehen hat: „Die Heiligen sind fürs Kinderkriegen, die Huren für die Freizeit.“

JFK: Ein Porträt

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Handout photo of then U.S. President Kennedy with
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Education specialist Esther Kohn gestures towards
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USA JOHN F KENNEDY 45TH ANNIVERSARY OF ASSASSINATI
Schicksalsschläge des Kennedy-Clans

RR Auction image of Vintage glossy Dallas Police D

Dementsprechend wurden die Kinder erzogen: „Gott liebt die Starken, wer versagt, muss ohne Essen ins Bett.“ Schließlich vereinen sich im Schicksal der Töchter und Söhne des Hauses Kennedy Triumph und Tragödie eines Clans:

Behindert Tochter Rosemary kommt 1918 geistig behindert zur Welt.

Kriegsopfer Der älteste Sohn Joseph Kennedy jun., Pilot der US-Navy, fällt 29-jährig im Zweiten Weltkrieg, als sein mit Bomben beladenes Flugzeug über dem Ärmelkanal explodiert.

Flugzeug-Tragödie Tochter Kathleen Kennedy stirbt bei einem Flugzeugabsturz 1948 über Frankreich.

Nach dem Tod des ältesten Sohnes werden alle Energien in John gesteckt. Macht steht bei den Kennedys an vorderster Stelle, politischer Einfluss lässt sich kaufen.

Schon Vater Joseph hatte Präsident Roosevelt unterstützt, dann aber – weil er für ein Arrangement mit Hitler plädierte – den Sprung in die erste Reihe verpasst. Sohn John F. (für Fitzgerald) schafft ihn. Er wird Senator und 1961 Präsident der Vereinigten Staaten. Der dem Land, an der Seite seiner Frau Jacqueline, zu neuen Perspektiven und zu wirtschaftlichem Aufschwung verhilft.

Das Attentat Knapp drei Jahre später folgt ein Mordanschlag, der die Welt erschüttert: Am 22. November 1963 wird John F. Kennedy in Dallas/ Texas erschossen.

Ein Kennedy muss, den ehernen Gesetzen des Clans zufolge, hoch hinaus. Und so bewirbt sich, knapp fünf Jahre nach Johns Tod, dessen Bruder Robert um das Amt des Präsidenten.

Das zweite Attentat Und auch Robert fällt einem Mordanschlag zum Opfer. Am 5. Juni 1968 wird der 42-jährige Senator während einer Wahlveranstaltung in Los Angeles von dem Palästinenser Shirhan Bishara Shirhan angeschossen. Robert Kennedy stirbt am nächsten Tag.

Die Ermordung der Brüder hält Edward, den jüngsten Kennedy, nicht davon ab, ebenfalls Präsident werden zu wollen. Doch er scheitert an seiner Lebensweise. Wie John und Robert in Frauenaffären verwickelt, kommen bei ihm Alkoholexzesse dazu:

Tödlicher Unfall In der Nacht zum 19. Juni 1969 stürzt er mit seinem Wagen auf der Insel Chappaquiddick vor Massachusetts mit überhöhter Geschwindigkeit von einer Brücke. Während „Ted“ sich retten kann, ertrinkt seine Sekretärin Mary Jo Kopechne hilflos. Der Senator verständigt die Polizei erst nach zehn Stunden. Damit ist der Traum, jemals Präsident werden zu können, ausgeträumt.

Knochenkrebs Auch „Teds“ Sohn Edward jun. hat ein schweres Los. An Knochenkrebs erkrankt, wird ihm 1973 das rechte Bein amputiert. Der 52-Jährige hat sein Schicksal bewundernswert gemeistert.

Selbstmord Wie aber werden die Kinder eines Mordopfers damit fertig, den Vater auf so tragische Weise verloren zu haben? Der eine nur schwer, der andere gar nicht: Robert Kennedy jun. wird 1983 wegen Drogenmissbrauchs festgenommen, findet aber in ein bürgerliches Leben zurück. Seine zweite Ehefrau Mary begeht 2012 Selbstmord, als ihr Mann die Scheidung eingereicht hat.

Drogentod Auch Roberts jüngerer Bruder David Kennedy ist ins Drogenmilieu geschlittert. Er wird 1984 in Florida tot aufgefunden. Mit 28 Jahren gestorben an einer Überdosis Kokain.

Schicksalsschläge des Kennedy-Clans
WAS08:KENNEDY:BOSTON,1JAN98 - FILE PHOTO 14MAR81 - The death of Michael Kennedy December 31 is the latest tragedy to strike the family dynasty founded in the early years of the 20th century by Boston financial baron Joseph Kennedy and his wife Rose. David Kennedy, another son of the late Robert Kennedy, is seen here at the wedding of his brother Michael in New York City, March 14, 1981. David Kennedy died of a drug overdose at the age of 28 in Palm Beach, Florida. (FOR ONE TIME USE ONLY. NO ARK, NO SALES) cm/Photo by Antonio Carozza/Archive Photos REUTERS
Prozess Sieben Jahre später steht sein 31-jähriger Cousin William Kennedy-Smith vor Gericht, da er am Strand von Palm Beach ein Mädchen vergewaltigt haben soll. Er wird trotz erdrückender Zeugenaussagen freigesprochen. Die Macht der Kennedys reicht bis in den Gerichtssaal. Übrigens entkam auch Williams Onkel Edward‚ nachdem er seine Sekretärin in den Tod gefahren hatte, einer vom Staatsanwalt verlangten Verurteilung wegen Totschlags.

Die Witwe John F. Kennedys Witwe Jacqueline findet in ihrer zweiten Ehe mit dem Reeder Aristoteles Onassis kein Glück. Und sie muss mit der Demütigung leben, ständig in den Medien die Affären ihres ermordeten Mannes präsentiert zu bekommen. Jackie stirbt 1994 mit 64 Jahren Jahren an Krebs.

John jun. Mit ihrem Tod blieb Jacqueline Kennedy wenigstens jene Tragödie erspart, die sie wohl am meisten getroffen hätte: Im Juli 1999 stürzt ihr Sohn John F. Kennedy jun. mit einem Privatflugzeug vor der Insel Martha's Vineyard in den Atlantik. Er, seine Frau Carolyn und deren Schwester Lauren werden tot geborgen.

Tödlicher Skiunfall Auch Robert Kennedys Sohn Michael kam tragisch ums Leben. Der 39-Jährige starb 1997 bei einem Skiunfall in Colorado.

Keine Trauer Rose Kennedy hat alle Tragödien ihrer Kinder und so manches Unglück ihrer Enkel erleben müssen, ehe sie 1995 im Alter von 104 Jahren stirbt. Nach außen hin hat sie alles emotionslos ertragen. Sie zeigte in der Öffentlichkeit nie, wie nahe ihr die Schicksalsschläge gingen. Und so ist sie ihrem Lebensmotto bis zum Schluss treu geblieben: „Was immer passiert, Gott will, dass wir glücklich sind. Er will nicht, dass wir trauern.“

Edwards Tod 2009 stirbt Edward Kennedy im Alter von 77 Jahren an Krebs. Als einziger der vier Kennedy-Brüder eines natürlichen Todes.

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