Saudischer König Salman regelt Thronfolge neu

Der saudische König Salman
Zum Kronprinzen ernannte der Monarch seinen Neffen Innenminister Prinz Mohammed bin Naif.

In einem überraschenden Schritt hat der saudische König Salman rund drei Monaten nach seiner Machtübernahme die Thronfolge im Königreich neu geregelt. Zum Kronprinzen ernannte der Monarch am Mittwoch in einem Erlass seinen Neffen Innenminister Prinz Mohammed bin Naif. Der 55-Jährige löst den bisherigen Thronfolger Muqrin ab, der auch den Posten als erster Vize-Ministerpräsident verlor.

Die Entscheidung ist von großer Tragweite. Mit Mohammed bin Naif könnte nach Salmans Tod erstmals ein Enkel des ersten saudischen Monarchen Abdelaziz Ibn Saud König werden und einen Generationswechsel in dem streng islamisch-konservativen Land einleiten. Bisher waren nur Söhne des Staatsgründers auf den Thron gestiegen.

"Dies ist ein politisches Erdbeben größten Ausmaßes", sagte Khalil Jahshan, Direktor des Arab Centre of Washington dem arabischen Nachrichtensender Al-Jazeera. "Das Saudi-Arabien, was wir vor ein paar Stunden kannten, gibt es nicht mehr."

Thronfolge neu

Mohammed bin Naif war in den vergangenen Jahren für die Anti-Terror-Politik Saudi-Arabiens verantwortlich. Er genießt einen Ruf als effizienter Administrator. "Seine Ernennung ist eine gute Nachricht, da sich die Königsfamilie auf einen jüngeren Kandidaten einigen konnte", sagte der Golf-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik, Guido Steinberg, der Deutsche Presse-Agentur.

Mit Aktienkäufen honorierten die Anleger an der saudi-arabischen Börse am Mittwoch die Neuregelung der Thronfolge. Der Leitindex stieg um ein Prozent auf 9811,42 Punkte. Zu den größten Gewinnern zählten der Chemiekonzern Saudi Basic Industries mit einem Plus von 2,5 Prozent.

König Salman ernannte zudem seinen Sohn Prinz Mohammed bin Salman zum stellvertretenden Kronprinzen. Er ist zugleich Verteidigungsminister. Außerdem wurde Außenminister Saud al-Faisal durch den bisherigen Botschafter des ölreichen Königreiches in Washington, Adel al-Jubeir, ersetzt. Er ist damit der erste saudische Chefdiplomat, der nicht dem Königshaus angehört.

Saudische Medien meldeten, der bisherige Kronprinz Muqrin habe um seine Ablösung gebeten, während Al-Faisal seinen Posten aus gesundheitlichen Gründen abgab. Der 75-Jährige hatte das Amt 1975 übernommen. Das Volk wurde in einer offiziellen Mitteilung aufgefordert, dem neuen Kronprinzen und dem Stellvertreter die Treue zu schwören, meldete die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA.

Die Frage, wer nächster König Saudi-Arabiens wird, beschäftigt das Land seit Jahren - auch jetzt, obwohl König Salman erst im Jänner auf den Thron stieg. Doch der Regent ist 79 Jahre alt, seine Gesundheit gilt als angeschlagen. Mit der Bestimmung eines neuen Kronprinzen hat König Salman nun die Kernfrage der saudi-arabischen Thronfolge geregelt.

1953 starb der erste König der islamisch-konservativen Monarchie, Abdelaziz Ibn Saud. Alle Herrscher danach waren Kinder des Staatsgründers, der 43 Söhne zeugte. Bisher hatte immer der älteste Bruder des bisherigen Königs die Macht übernommen, soweit er als qualifiziert angesehen wurde. Deswegen kamen zuletzt immer Männer in betagtem Alter ans Ruder.

Mit dieser Tradition wird jetzt gebrochen. Neuer Kronprinz Mohammed bin Naif ist 55. Salman und der neue Kronprinz gehören zu einem mächtigen Block innerhalb der Königsfamilie, den "Sudairis". Dabei handelt es sich um die Söhne, die der Staatsgründer mit seiner Lieblingsfrau Hissa bint Sudairi hatte, sowie um deren Nachkommen. Vertreter dieses Blocks nehmen nun die wichtigsten Positionen in dem Königreich ein.

Salman hatte bei seiner Thronbesteigung angekündigt, die Politik seines Vorgängers fortsetzen zu wollen. Mit dem militärischen Eingreifen im Nachbarland Jemen begann Saudi-Arabien nur wenige Wochen später eine deutlich aggressivere Regionalpolitik.

Die saudische Luftwaffe und ihre arabischen Verbündeten bombardieren seit Ende März Stellungen der schiitischen Houthi-Rebellen im Jemen. Damit unterstützt die Koalition den jemenitischen Präsidenten Abed Rabbu Mansour Hadi, der vor den Houthis ins Ausland geflohen ist. Die Luftangriffe richten sich indirekt aber auch gegen den ebenfalls schiitischen Iran. Das sunnitische Saudi-Arabien wirft Teheran vor, die Rebellen im Jemen zu unterstützen.

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