Jüngster Verteidigungsminister der Welt schmiedet Militär-Allianz

Unter der Führung des Golfstaates schließen sich 34 muslimische Staaten gegen den Terror zusammen.

Er ist jung, dynamisch und – ehrgeizig. Zudem versteht es Mohammed bin Salman, mit seinen 30 Jahren der jüngste Verteidigungsminister der Welt, perfekt, auf der modernen Medien-Klaviatur zu spielen. In gezielt lancierten Kampagnen wird er seinen saudischen Landsleuten als neuer starker Mann verkauft, der die Muskeln spielen lässt und seinem Land international wieder mehr Ansehen verleiht. Das kommt an in der Golf-Monarchie, die seit Jahresbeginn von seinem Vater, König Salman ibn Abd al-Aziz Al Saud, geführt wird.

Nur Wochen nach seinem Amtsantritt, bei dem er auch zum Kronprinzen ernannt worden war, befahl der Ressortchef Luftangriffe auf die schiitischen Houthi-Rebellen im benachbarten Jemen. Es handelt sich um die größte Militäroperation des Golfstaates seit dessen Gründung 1932. Der gewünschte Erfolg stellte sich bis heute zwar nicht ein, dennoch hat Mohammed bin Salman in seiner Heimat einen Status fast wie ein Popstar.

Shootingstar

Und jetzt legte der Shootingstar des Königshauses nochmals nach: Er schmiedete eine Militär-Koalition von Staaten mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung sunnitischen Glaubens. 34 Länder, darunter die Türkei, Ägypten, aber auch die Malediven, die über keine Streitmacht im herkömmlichen Sinn verfügen, folgen nun dem Feldherren in Riad. Ziel der Allianz: Den Terror bekämpfen, wo immer er auftritt – nicht allein die Extremisten des "Islamischen Staates" stünden im Visier.

Der Iran und der Irak mit schiitischen Mehrheiten sind nicht Teil dieses Bündnisses. Womit sich die Kluft zwischen Teheran und Riad weiter vertiefen dürfte. Im Jemen fechten sie bereits einen Stellvertreterkrieg um die Vorherrschaft in der Region aus: Saudi-Arabien ist eine Waffenbruderschaft mit der bedrängten Regierung eingegangen, der Iran unterstützt mehr oder weniger offen die schiitischen Aufständischen.

"Impulsive Interventionspolitik"

In einer früheren Analyse des deutschen Bundesnachrichtendienstes haben Experten in ungewöhnlich klaren Worten auf die Kursänderung in der Monarchie hingewiesen. "Die bisherige vorsichtige Haltung der älteren Führungsmitglieder wird durch eine impulsive Interventionspolitik ersetzt." Es bestehe die Gefahr, dass Mohammed bin Salman "beim Versuch, sich zu Lebzeiten seines Vaters in der Thronfolge zu etablieren", den Bogen überspanne.

Den Jungstar, der als gewiefter Taktiker der Macht beschrieben wird, lässt derartige Kritik kalt. Er will ganz nach oben – und als erster der Enkelgeneration Saudi-Arabien regieren (bisher waren ausschließlich Söhne von Staatsgründer Abd al-Aziz al-Saud an der Staatsspitze). Bei den Jungen – zwei Drittel der Saudis sind unter 30 – kommt der umtriebige Minister jedenfalls gut an. Diese gut ausgebildete Generation ist via Internet mit der ganzen Welt verbunden (Saudi-Arabien hat die meisten Twitter-User pro Kopf weltweit). Diese Jungen wollen Reformen. Mit Mohammed bin Salman haben sie eine Identifikationsfigur.

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