Saudi-Arabien bekommt eigene Frauen-Städte

Saudi-Arabien bekommt eigene Frauen-Städte
Aufgrund der strikten Geschlechtertrennung können saudi-arabische Frauen in der Arbeitswelt kaum Fuß fassen. Das soll sich jetzt ändern.

Im Königreich Saudi-Arabien, in dem der sunnitische Islam besonders orthodox ausgelegt wird, herrscht strikte Geschlechtertrennung. Frauen ist es nicht nur nicht erlaubt, ein Auto zu steuern und sie müssen sich an strenge Kleidervorschriften halten, auch der Zugang zum Arbeitsmarkt bleibt dem Großteil der weiblichen Bevölkerung verwehrt: Nur 15 Prozent der Erwerbstätigen sind der britischen Zeitung Guardian zufolge Frauen - und diese arbeiten fast ausschließlich in Unternehmen, in denen Männer nicht tätig sein dürfen. Nur sehr wenige Betriebe lassen gemischte Arbeitsräume zu.

Unabhängigkeit

Um Frauen mehr Unabhängigkeit zu ermöglichen, hat eine Gruppe von saudi-arabischen Geschäftsfrauen nun die Idee geboren, ganze Industriestädte nur für Frauen zu gründen. Laut Guardian ist die erste Frauen-Stadt in der östlichen Provinz Hofuf bereits in Planung. 2013 soll sie eröffnet werden, rund 5.000 Arbeitsplätze in der Textil-, Pharma- und Lebensmittel-Branche sollen bis dahin entstehen. Auch ein Ausbildungszentrum soll gebaut werden.

„Die neue Industriestadt sollte ein besonderes Trainingszentrum haben, in dem Frauen ihre Talente entwickeln und lernen können, wie man in einer Fabrik arbeitet", erklärte Hussa al-Aun, eine der Initiantinnen, gegenüber der arabischen Zeitung al-Eqtisadiah. Und stieß damit nicht auf taube Ohren: "Ich bin sicher, dass Frauen ihre Produktivität in vielerlei Hinsicht zeigen und in jenen Berufszweigen glänzen können, die ihren Interessen, ihrem Wesen und ihren Fähigkeiten am besten entsprechen", zeigte Saleh al-Raschid, Vizechef der zuständigen Behörde Modon, Anerkennung für die Idee.

Sanfte Reformen

Saudi-Arabien bekommt eigene Frauen-Städte

Die Diskriminierung von Frauen in dem Ölstaat wird von Menschenrechtsorganisationen immer wieder scharf kritisiert. Im September letzten Jahres unternahm König Abdallah erstmals einen vorsichtigen Vorstoß in Richtung Lockerung der strengen Gesetze: Bei den lokalen Wahlen 2013 sollen auch Frauen das Stimmrecht erhalten. Eine weitere Reform strengte die Regierung im heurigen Jänner an: Bis dato konnten Frauen ihre Unterwäsche ausschließlich bei Männern einkaufen. Mehr als 28.000 Frauen sollten nach der Reform eine Stelle als Verkäuferin annehmen und ihre männlichen Kollegen ablösen.

Positives gab es erst unlängst zu berichten: Nach langen Diskussionen wurden mit Judoka Wodjan Ali Seraj Abdulrahim Shahrkhani und 800-Meter-Läuferin Sarah Attar erstmals saudi-arabische Athletinnen zu den Olympischen Spielen nach London geschickt. Ab 2014 soll Frauen übrigens erstmals der Besuch von Fußballspielen erlaubt sein.

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