Sadiq Khan ist Londons neuer Bürgermeister

Sadiq Khan schaffte es von einer Kindheit in Armut zum Londoner Bürgermeister.
Damit stellt die Labour-Partei nach acht Jahren Tories wieder das Oberhaupt der Metropole.

Der neue Bürgermeister Londons heißt Sadiq Khan von der Labour Party. Mit 44 Prozent der Stimmen setzte er sich nach ersten Auszählungen klar gegen seinen Herausforderer Zac Goldsmith durch, der auf rund 35 Prozent der Stimmen kam. Damit folgt der gebürtige Pakistani und Vertreter der Labour-Party dem populären konservativen Bürgermeister Boris Johnson nach, der für das Amt nicht mehr kandidierte. Der oft exzentrisch auftretende Johnson, dem Ambitionen auf die Nachfolge des britischen Premiers David Cameron nachgesagt werden, überließ die Kandidatur für die konservative Tory-Partei dem Milliardärs-Sohn Zac Goldsmith. Damit war das Duell um die Stadt perfekt: Arm gegen reich, echter Brite gegen Einwanderersohn. Jude gegen Muslim.

Chancengleichheit für Londoner

Sadiq Khan ist damit der erste muslimische Bürgermeister einer europäischen Hauptstadt. Der 45-Jährige ist der Sohn pakistanischer Einwanderer, aufgewachsen in einer Londoner Sozialwohnung. Sein Vater versuchte die 10-köpfige Familie als Busfahrer über Wasser zu halten, Sadiqs Mutter arbeitete als Schneiderin. Dass er es als unterprivilegiertes Kind von Einwanderern nun zum Bürgermeister einer der größten Städte Europas gebracht hat, macht er zum Leitmotiv seiner Kampagne: "Ich bin Londoner, Brite, ein stolzer Muslim. Ich bin asiatischer Herkunft mit pakistanischem Erbe - aber das Großartige an dieser Stadt ist, dass ein Londoner jeden Glauben oder keinen Glauben haben kann, und er wird respektiert", sagte Khan vor den Wahlen. Als Bürgermeister wolle er sich dafür einsetzen, dass andere Londoner dieselben Aufstiegschancen erhielten wie er.

Goldsmith und seine Wahlkampf-Strategen orteten Khans Schwachpunkt in seiner muslimischen Herkunft und deren Potenzial zur Spaltung der Einwanderer-Community. So ließ er Flugblätter an Londoner Familien mit Hindu-Nachnamen verschicken, die vor einer angeblich von Khan geplanten Steuer auf vererbten Familienschmuck warnten. Goldsmith bezeichnete den aus der gemäßigten Labour-Mitte kommenden Khan beharrlich auch als "radikal" und "gefährlich" und sprach von einem "Extremisten" an der Spitze der Labour Party.

Wahlkampf als Schlammschlacht

Der Wahlkampf artete immer mehr zu einer Schlammschlacht aus. Khan wertete die Versuche von Goldsmith, ihn mit radikalen Muslimen in Verbindung zu bringen, als zunehmende Verzweiflung: Er bedauere es, dass sich Goldsmith und seine Partei für eine derart "negative und spalterische Kampagne" entschieden hätten, sagte Khan. Derweil hagelte es Kritik aus den Reihen der konservativen Tories zur Wahlkampagne ihres eigenen Kandidaten: So kritisierte Andrew Boff, der Vorsitzende der konservativen Gruppierung im Londoner Parlament die Strategie der Kampagne als „empörend“, und „schädlich“.

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