Russland und USA reden über Feuerpause für Aleppo

So sieht Aleppo heute aus.
Der UN-Sicherheitsrat will am Montag über eine einwöchige Feuerpause für die Stadt abstimmen. Derweil rückt das syrische Regime weiter vor.

Russland und die USA wollen nach Angaben aus Moskau über eine Waffenruhe für die schwer umkämpfte nordsyrische Stadt Aleppo verhandeln. Die Expertengespräche würden in Genf vermutlich an diesem Dienstag oder spätestens am Mittwoch beginnen, sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow.

Ihm zufolge soll es um den Abzug aller bewaffneten Gruppen aus dem von Rebellen kontrollierten Ostteil Aleppos gehen. Der UN-Sicherheitsrat will am Montag über eine einwöchige Feuerpause für die Stadt abstimmen.

Truppen regieren Westen, Rebellen den Osten

Die frühere Handelsmetropole gehört im fast sechs Jahre dauernden syrischen Bürgerkrieg zu den umkämpftesten Gebieten. Truppen des Regimes kontrollieren den Westen Aleppos, Rebellen bisher den Osten. Die Armee und verbündete Milizen konnten jedoch in den vergangenen Tagen große Teile des bisherigen Oppositionsgebietes einnehmen.

Russland und USA reden über Feuerpause für Aleppo
Die Besetzung des UNO-Sicherheitsrates wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Die ständigen Mitglieder bleiben dieselben.

Am Montag hätten sie nahe der Zitadelle ein weiteres Viertel erobert, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Demnach kontrollieren Regimetruppen jetzt mehr als zwei Drittel des Gebietes, das bis vor kurzem in den Händen von Milizen der Opposition war.

Einwohner berichteten von heftigen Kämpfen und Artilleriebeschuss. "Es gibt keine Worte, um die Lage zu beschreiben", erklärte ein Aktivist aus Ost-Aleppo über Internetnachrichten. "Bomben, Bomben, Bomben. Das Regime rückt aus vielen Richtungen vor, die Menschen haben Angst vor einem Völkermord."

Zehntausende auf der Flucht

Zehntausende Menschen sind in Aleppo auf der Flucht vor Kämpfen, Beschuss und Luftangriffen. Weil die Rebellengebiete seit Wochen blockiert werden, herrscht dort akuter Mangel an Trinkwasser, Nahrungsmittel und medizinischer Versorgung. Nach UN-Angaben gibt es kein funktionierendes Krankenhaus mehr. Bis zum Beginn der Offensive lebten in Ost-Aleppo nach Schätzungen noch rund 250.000 Menschen.

Lawrow erklärte, nachdem er am Freitag in Rom mit seinem US-Kollegen John Kerry gesprochen habe, sei er für die geplanten Verhandlungen in der Schweiz zuversichtlich. Moskau ist Verbündeter der Regierung in Damaskus. Die USA wiederum unterstützen Regimegegner.

Ein Sprecher der Rebellengruppe Fistakim, Sakaria Malahafji, sagte, in den vergangenen Tagen seien Gespräche in der Türkei zwischen Russland und bewaffneten Gruppen gescheitert. Bei den Treffen ging des demnach unter anderem um den Abzug der Al-Kaida-nahen Miliz Jabhat Fatah-al-Sham (früher: Al-Nusra-Front) aus Aleppo. Er warf Russland vor, Absprachen nicht eingehalten zu haben.

Neustart einer Feuerpause soll verhandelt werden

Eine von Ägypten, Spanien und Neuseeland dem UN-Sicherheitsrat vorgelegte Resolution fordert ein Ende aller Angriffe in Aleppo. Sie soll humanitären Helfern ermöglichen, die notleidende Bevölkerung zu versorgen. Mit der Abstimmung am Montagnachmittag (voraussichtlich 20 Uhr MEZ) sollen Bedingungen für einen Neustart der festgefahrenen Friedensverhandlungen geschaffen werden.

Vor der syrischen Küste stürzte unterdessen erneut ein russisches Kampfflugzeug ins Mittelmeer. Der Pilot habe sich mit dem Schleudersitz retten können, meldeten die russischen Nachrichtenagenturen am Montag unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau. Wann der Unfall stattfand, wurde nicht mitgeteilt. Wegen eines technischen Fehlers bei der Landung habe die Maschine vom Typ Suchoi den russischen Flugzeugträger "Admiral Kusnezow" verfehlt.

Russland und USA reden über Feuerpause für Aleppo
epa04408346 US Secretary of State John Kerry presides over the UN Security Council Meeting on the situation concerning Iraq at the United Nations headquarters in New York, New York, USA, 19 September 2014. The UN Security Council urged the international community to expand its support to the Iraqi government in its fight against Islamic State militants as France launched its first airstrikes against them. EPA/JASON SZENES

Krankenhäuser angegriffen

Mitte November war bereits ein Flugzeug vom Typ MiG-29K wegen eines "technischen Fehlers" einige Kilometer vor dem Flugzeugträger ins Meer gestürzt. Die russische Luftwaffe hatte im September 2015 auf Ersuchen des syrischen Staatschefs Bashar al-Assad in den Bürgerkrieg eingegriffen. In dem Konflikt, der im März 2011 mit zunächst friedlichen Protesten gegen den autoritär regierenden Assad begann, wurden Schätzungen zufolge mehr als 300.000 Menschen getötet und Millionen in die Flucht getrieben.

Bei dem Beschuss eines russischen Feldkrankenhauses durch Rebellen wurde nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau am Montag in Aleppo eine russische Armeeärztin getötet. Zudem seien zwei russische Helfer schwer verletzt worden. Auch eine nicht näher genannte Zahl von Patienten sei verletzt worden.

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