Russland setzt in Syrien auf die falsche Karte

Russland setzt in Syrien auf die falsche Karte
Der Kreml schützt Assad weiter – und kann damit auf Dauer nur verlieren.

Amerikanische, europäische und arabische Politiker bestürmen die russische Führung, endlich auf Distanz zum syrischen Staatschef zu gehen. Denn die Lage im Land eskaliert: Bashar al-Assad lässt seine Sicherheitskräfte immer brutaler gegen Deserteure, Regimekritiker und deren mutmaßliche Sympathisanten vorgehen. In Vororten von Damaskus werden Panzer eingesetzt. Die Blutspur wird immer breiter.

Und trotzdem ist Russland nicht bereit, die Gewalt in einer UNO-Resolution zu verurteilen, einen geordneten Machtwechsel zu fordern oder gar Sanktionen zu dulden. Die Entwürfe seien „unausgewogen“, maulen russische Diplomaten herum, es drohe eine Einmischung von außen. Ihre Gegenvorschläge – etwa Verhandlungen aller Konfliktparteien in Moskau – klingen schön, sind aber völlig unrealistisch und dienen nur dem Zeitgewinn.

De-facto-Bürgerkrieg

Was Russland zu dieser Haltung treibt, liegt auf der Hand: Syrien ist der einzige strategische Partner im arabischen Raum, der sich sonst stark an den USA orientiert. Für die russische Kriegsmarine ist der Hafen Tartus der einzige Stützpunkt im Mittelmeer. Und Assad ist ein gern gesehener Kunde der russischen Rüstungsindustrie, der zehn Prozent ihrer Produktion abnimmt. Sogar jetzt – mitten in einem De-facto-Bürgerkrieg – wird er mit Militärjets und Munition beliefert. Sanktionen könnten dieses Geschäft vermasseln.

Aber Russland liegt falsch: Ein solcher Aufstand, der seit einem Jahr ständig an Stärke gewinnt, lässt sich nicht mehr in Blut ersticken. Russland versteht sich als Schutzmacht Syriens, schützt aber nur den Diktator und seinen Clan. Fällt Assad, was unausweichlich ist, wird auch der Kreml in der Region ausgespielt haben.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Kommentar

Kommentare