Russland lehnt Angriffsstopp in Syrien ab

Sergej Lawrow, Russlands Außenminister
Der syrischer Oppositionsführer reist zu Friedensgesprächen nach Genf.

Im Syrien-Konflikt hat Russland einen Stopp von Luftangriffen in dem Bürgerkriegsland als Vorbedingung für Friedensgespräche abgelehnt. "Damit zu rechnen, dass Ultimaten die Probleme lösen helfen, ist kurzsichtig und perspektivlos", sagte Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge.

"Ich verstehe nicht, warum die Luftschläge aufhören sollen."

Für eine Feuerpause sei wichtiger, den Schmuggel über die syrisch-türkische Grenze einzustellen. "Ohne dies ist eine Waffenruhe wirklich schwierig", betonte er bei einem Besuch in Oman. Syrische Regimegegner hatten bei den Friedensgesprächen in Genf einen Stopp von syrischen und russischen Angriffen gefordert. "Ich verstehe nicht, warum die Luftschläge aufhören sollen", sagte Lawrow dazu.

Internationale Koalition

Russland besitze im Unterschied zur US-geführten Koalition eine Zustimmung der Regierung in Damaskus zu seinem Militärengagement. "Die Angriffe werden nicht aufhören, bis die Terrororganisationen "Islamischer Staat" (IS) und Al-Nusra-Front besiegt sind", betonte Russlands Chefdiplomat. Moskau sei grundsätzlich zur Zusammenarbeit mit der internationalen Koalition bereit.

Russland ist ein enger Partner von Präsident Bashar al-Assad und fliegt seit September Angriffe in Syrien. Ziele sind nach westlicher Darstellung nicht nur IS-Stellungen, sondern auch gemäßigte Rebellen.

Schaden an Syriens Schlüsselindustrien enorm

Die UNO schätzt den Schaden für Syriens Schlüsselindustrien durch den Bürgerkrieg allein bis Ende 2014 auf 200 Milliarden US-Dollar (183,17 Mio. Euro). Bisher habe die internationale Gemeinschaft keine Pläne für den Wiederaufbau vorbereitet - dafür brauche es zunächst eine Friedenslösung, sagte die Chefin des UNO-Entwicklungsprogramms, Helen Clark, dem Standard.

Als besondere Herausforderung für den Wiederaufbau bezeichnete Clark die großen Zerstörungen an bedeutenden Kulturdenkmälern wie jenen in Aleppo und Palmyra. Das treffe den Fremdenverkehr, der vor dem Krieg ein Schlüsselsektor der Wirtschaft war, schwer. Nach dem Krieg werde es sehr "ehrgeizige" Pläne und internationale Investitionen zum Wiederaufbau brauchen, sagte die UNO-Diplomatin und frühere Regierungschefin Neuseelands.

Opposition bei Syrien-Gespräche

Das wichtigste syrische Oppositionsbündnis schickt nun auch seinen Chef zu den Friedensverhandlungen in Genf. Der Koordinator des Hohen Verhandlungskomitees (HNC), Riad Hijab, werde noch am Mittwoch dort eintreffen, sagte ein HNC-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP.

Die Syrien-Verhandlungen in Genf waren stockend angelaufen. Die Delegation des HNC sagte am Dienstag ein Treffen mit dem UN-Beauftragten Staffan de Mistura ab. Die Opposition werde ihre Forderungen - ein Ende der Luftangriffe, die Beendigung der Belagerung von Städten und die Freilassung von Häftlingen - nicht "wiederholen", sagte eine Vertreterin des HNC.

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