Lebenslange Haft für Politkowskaja-Mörder

Moskauer Stadtgericht verurteilte Mörder der kremlkritischen Journalistin zu lebenslanger Haft.

Acht Jahre nach der Ermordung der Regierungskritikerin Anna Politkowskaja hat das Moskauer Stadtgericht den Schuldspruch gegen fünf Tatbeteiligte bestätigt. Richter Pawel Meljochin sah es als erwiesen an, dass die Männer in den Mord an der Reporterin der Zeitung Nowaja Gaseta verwickelt sind, wie die Staatsagentur Itar-Tass am Montag meldete.

Meljochin hat bereits das Strafausmaß des mutmaßlichen Organisators des Mordes an der russischen Journalistin und des Todesschütze verkündet: Lebenslange Haft. Außerdem wruden die drei Komplizen zu 12, 14 und 20 Jahren Straflager verurteilt. Die Regierungskritikerin Politkowskaja war im Oktober 2006 im Treppenhaus ihres Moskauer Wohnhauses erschossen worden.

Verteidigung beantragte Freispruch

Mit dem Urteil gegen die Hauptangeklagten folgte der Richter der Nachrichtenagentur Interfax zufolge dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft hatte für die drei letzten Angeklagten etwas höhere Strafen beantragt, nachdem Geschworene die fünf Verdächtigen im Mai schuldig gesprochen hatten. Die Verteidigung hatte aus Mangel an Beweisen einen Freispruch verlangt und kündigte an, das Urteil anzufechten.

Auftragsmord

Vier der fünf Angeklagten waren schuldig gesprochen worden, den Mord an Politkowskaja organisiert zu haben. Der fünfte führte die Tat nach Überzeugung des Geschworenengerichts aus. Wegen des Verbrechens mussten sich drei Brüder aus Tschetschenien, ihr Onkel sowie ein früherer Moskauer Polizeioffizier vor Gericht verantworten. Wer den Mord an der Journalistin in Auftrag gegeben hat, ist bis heute ungeklärt.

Die Bluttat vom 7. Oktober 2006 hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Die Familie Politkowskajas sowie ihre ehemaligen Kollegen der Zeitung Nowaja Gaseta suchen weiter nach den Hintermännern. Politkowskaja, die eine Gegnerin von Russlands Präsident Wladimir Putin war, wurde vor ihrer Wohnung durch mehrere Schüsse getötet. Sie hatte aus dem früheren Kriegsgebiet Tschetschenien über schwerste Menschenrechtsverletzungen berichtet.

Drahtzieher unbekannt

Menschenrechtsaktivisten und Verwandte haben erklärt, die Verurteilten hätten nur Befehle ausgeführt. Solange die Drahtzieher nicht gefasst und verurteilt seien, sei der Gerechtigkeit nicht Genüge getan. Nach Angaben von Bürgerrechtlern führen die Spuren der Hintermänner möglicherweise bis in Regierungskreise.

Für einen Teil der Beteiligten ist es bereits der zweite Prozess, weil ihnen bei einem ersten Verfahren eine Schuld nicht nachgewiesen werden konnte. Die Urteile seien nur ein "kleiner Schritt" bei der Herstellung der Gerechtigkeit, teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International mit. Auch dieser Prozess lasse viele Fragen offen, sagte der Leiter von Amnesty in Russland, Sergej Nikitin.

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