Russischer UN-Botschafter überraschend gestorben

Der 64-jährige Witali Tschurkin ist an seinem Arbeitsplatz in New York gestorben. Zunächst gab es keine Angaben zur Todesursache.

Russland und die Vereinten Nationen trauern um den russischen UN-Botschafter Witali Tschurkin: Der Diplomat starb am Montag überraschend an seinem Arbeitsplatz am Sitz der UNO in New York, wie das Außenministerium in Moskau mitteilte. Nach Angaben von Diplomaten brach er während der Arbeit in der russischen UN-Vertretung zusammen und wurde offenbar mit Herzproblemen nach Manhattan in ein Krankenhaus gebracht. Tschurkin war seit 2006 Russlands UN-Botschafter. Er wäre am Dienstag 65 Jahre alt geworden.

Das russische Außenministerium sprach Tschurkins Familie sein Beileid aus und würdigte ihn als "herausragenden russischen Diplomaten". Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa schrieb auf ihrer Facebookseite, Tschurkin sei eine außergewöhnliche Persönlichkeit gewesen. Er hatte Russland seit 2006 bei den Vereinten Nationen und im UN-Sicherheitsrat vertreten, wo das Land einen ständigen Sitz hat.

Russischer UN-Botschafter überraschend gestorben
FILE PHOTO - Russia's Foreign Minister Sergey Lavrov (C) confers with Russia's Ambassador to the United Nations Vitaly Churkin (R) before addresing the U.N. Security Council during the 69th U.N. General Assembly in New York, September 24, 2014. REUTERS/Brendan McDermid/File Photo
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte der Nachrichtenagentur Interfax, Präsident Wladimir Putin habe Tschurkins "Professionalität und diplomatisches Talent" wertgeschätzt und seiner Familie und seinen Kollegen sein Beileid übermittelt.

Karrierediplomat

Tschurkin war ein Karrierediplomat. Er wurde in Moskau geboren und studierte am renommierten Moskauer Institut für Internationale Beziehungen. Danach arbeitete er im Außenministerium und in den 80er Jahren in der sowjetischen Botschaft in Washington. Später war Tschurkin unter anderem Botschafter in Belgien und Kanada sowie Gesandter in Jugoslawien.

Am UN-Sitz in New York reagierten viele Vertreter traurig und schockiert auf die Nachricht. Mehrere Diplomaten, die ein Routinetreffen abhielten, legten einen Schweigemoment für Tschurkin ein. UN-Sprecher Farhan Haq sprach Tschurkins Angehörigen sein Beileid aus. Der Tod des russischen Diplomaten mache ihn "fassungslos", erklärte er. Der französische UN-Botschafter Francois Delattre würdigte Tschurkin als einen der "talentiertesten Diplomaten" und als "außergewöhnlichen Vertreter Russlands" bei der UNO.

Russischer UN-Botschafter überraschend gestorben
FILE PHOTO - Russian Ambassador to the United Nations Vitaly Churkin addresses members of the U.N. Security Council during a meeting about the Ukraine situation, at the U.N. headquarters in New York, March 6, 2015. REUTERS/Eduardo Munoz/File Photo TPX IMAGES OF THE DAY
In Tschurkins Amtszeit als Botschafter fielen schwierige Jahre der Spannung im Sicherheitsrat zwischen Russland und den westlichen Staaten, etwa wegen des Georgien-Kriegs 2008, der Krim-Krise 2014 und des Syrien-Konflikts. In Russland wurde der Diplomat immer wieder für seine Auftritte im Sicherheitsrat gelobt. In Reaktion auf seinen Tod berichtete der SenderRossija24am Montag, Tschurkin habe seine Gegner immer wieder "in Schockstarre versetzt" und sie "sprachlos" zurückgelassen.

Wortgefechte im Sicherheitsrat

Tschurkin war bekannt für seine Wortgefechte mit westlichen Diplomaten bei den Vereinten Nationen und seine Blockaden von Syrien-Resolutionen im Weltsicherheitsrat. Der frühere Vizeaußenminister galt als einer der profiliertesten Diplomaten Russlands. Mehr als ein Jahrzehnt war er die Stimme Moskaus bei den Vereinten Nationen in New York. In seine Dienstzeit bei der UNO seit 2006 fallen zahlreiche große Krisen: der Krieg zwischen Russland und Georgien im Sommer 2008; Russlands Annexion der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim 2014; das jahrelange Ringen im Atomstreit der internationalen Gemeinschaft mit dem Iran.

"Die Arbeit eines Diplomaten ist so ähnlich wie die eines Stahlarbeiters", sagte Tschurkin dem russischen Staatsfernsehen 2009 über seine Arbeit. Man könne nicht einfach weggehen, wenn ein Prozess noch nicht abgeschlossen sei.

Nun starb Tschurkin einen Tag vor seinem 65. Geburtstag überraschend.

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