Russischer Botschafter: Assad zum Rücktritt bereit

Assad sei zu einem "zivilisierten Rücktritt" bereit, sagte der Botschafter in Paris. Syrien dementiert die Meldung.

Der syrische Machthaber dürfte das erste Mal in der Zeit seiner Schreckensherrschaft einen Rückzug angedeutet haben. Der russische Botschafter in ParisAlexander Orlow, sagte gegenüber Radio France International, Präsident Bashar al-Assad sei zum Rücktritt bereit. Assad soll bereits einen Repräsentanten für Gespräche mit der Opposition nominiert haben. "Das bedeutet, er akzeptiert seinen Rücktritt, aber in einer zivilisierten Art", sagte Orlow. Der Ablauf des Machtwechsels soll der Abschlusserklärung bei Gesprächen in Genf am 30. Juni folgen. Das syrische Informationsministerium dementiert den möglichen RücktrittMoskau unterhält enge Beziehungen zu Assad. Syrien ist wichtiger Kunde der russischen Rüstungsindustrie, zuletzt wurden Verträge über Kurzstreckenraketen abgeschlossen. Am gestrigen Donnerstag legten Russland und China ein Veto gegen eine UN-Resolution zu Syrien ein.

Angaben der Opposition zufolge hat die Armee einen südlichen Vorort von Damaskus aus Helikoptern mit Raketen beschossen. Dabei seien zumindest drei Menschen getötet worden, sagte ein Aktivist am Freitag. Von der Opposition hieß es, das Midan-Viertel im Zentrum von Damaskus sei inzwischen weiterhin umkämpft. Regimegegner würden gegen von Panzern begleiteten Armeetruppen kämpfen.

Im Land eskaliert seit Tagen der Bürgerkrieg. Rebellen überrannten am Donnerstag drei Grenzposten. Die Muslimbruderschaft teilte mit, "Revolutionäre" hätten zwei Grenzübergänge zur Türkei unter ihre Kontrolle gebracht sowie einen Übergang an der Grenze zum Irak. Der Nachrichtensender Al-Arabiya berichtete, die Rebellen hätten den syrisch-irakischen Grenzübergang bei Al-Bukamal gestürmt, der in der Provinz Deir as-Saur liegt.

Bizarre Angelobung

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Das syrische Staatsfernsehen zeigte unterdessen Bilder, wie der Präsident seinen neuen Verteidigungsminister General Fahad Jassim al-Freij angelobt - allerdings ohne Angaben zu machen, wo die Angelobung stattfand. Zuvor hatte es Gerüchte gegeben, Assad sei in die Küstenstaat Latakia geflohen oder gar selbst von einem Anschlag getroffen worden. Ein Insider berichtete der Nachrichtenagentur AFP, dass sich Assad noch in Damaskus aufhalte und von dort die Militäraktionen koordiniere. Verifizieren lassen sich die Meldungen jedoch nicht.

UNO-Mission: Hoffnung auf Verlängerung

Einer Menschenrechtsorganisation zufolge sind am Donnerstag mehr als 250 Menschen getötet worden. Das sei die höchste Anzahl an Opfern an einem einzelnen Tag seit Beginn des Aufstandes vor 16 Monaten, erklärte die Beobachtungsgruppe für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien. Unter den Opfern seien 155 Zivilisten, darunter 44 in der Hauptstadt Damaskus. Auch 93 Angehörige der Sicherheitskräfte seien ums Leben gekommen. Die Organisation sammle noch Informationen über getötete Kämpfer der Rebellen, teilte sie mit. Die Zahl der Opfer könne daher noch deutlich ansteigen.

Trotz des russisch-chinesischen Doppelvetos gegen eine Syrien-Resolution gibt es wieder Hoffnung auf eine Verlängerung der UNO-Mission in Syrien. Nur Stunden nach der Blockade des westlichen Entwurfs durch Peking und Moskau berieten die Diplomaten am Donnerstagabend (Ortszeit) in New York zwei Resolutionsentwürfe. Über die müsste spätestens am Freitag abgestimmt werden - es ist der letzte Tag der vorerst auf drei Monate angelegten Mission.

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