Ruanda gedenkt des Völkermords

Dancila Nyirabazungu überlebte. Heute ist sie Kuratorin des Genocide Memorials in Ntarama
800.000 Todesopfer vor 20 Jahren: Die Gedenkveranstaltung ist überschattet von einem Streit mit Frankreich.

Ruanda gedenkt 20 Jahre nach Beginn des Völkermords am Montag der rund 800.000 Todesopfer. An der offiziellen Gedenkveranstaltung in Kigali nimmt unter anderem UN-Generalsekretär Ban Ki-moon teil. Präsident Paul Kagame will am Genozid-Denkmal eine Flamme entzünden. Diese soll dann hundert Tage brennen - so lange, wie das brutale Töten 1994 dauerte. Die meisten Opfer des Völkermords in dem ostafrikanischen Land waren Angehörige der Bevölkerungsminderheit der Tutsi, die von der Mehrheit der Hutu umgebracht wurden.

Auch US-Präsident Barack Obama hat am Sonntag der Opfer des Völkermords in Ruanda gedacht. Am Vorabend der offiziellen Gedenkveranstaltung rief er dazu auf, statt Hass Mitgefühl walten zu lassen. Die Massaker hätten das Gewissen der Welt erschüttert. Sie seien weder ein Unfall noch unvermeidlich, sondern ein "vorsätzlicher und systematischer" Akt der Zerstörung von Menschen durch Menschen gewesen. Obama erinnerte in seiner Erklärung auch an diejenigen, die sich dem Morden widersetzt und ihr Leben riskiert hätten, um andere zu retten. Dieses Verhalten "gemahnt uns an unsere Verpflichtung unserem Nächsten gegenüber".

Botschafter ausgeladen

Die Wunden Ruandas klaffen auch heute noch. Im Streit über eine Mitschuld Frankreichs am Völkermord ist der französische Botschafter von der Gedenkveranstaltung ausgeladen worden. Kagame hatte Frankreich am Wochenende erneut eine Mitschuld an dem Völkermord vorgeworfen. Frankreich sagte daraufhin die geplante Teilnahme von Justizministerin Christiane Taubira an der Gedenkfeier am Montag ab. Am Sonntagabend erklärte das französische Außenministerium aber, Frankreich werde durch Botschafter Flesch bei der Zeremonie vertreten. Kagame hatte in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der Zeitschrift "Jeune Afrique" gesagt, Frankreich und Belgien hätten bei der "politischen Vorbereitung" der Massenmorde 1994 eine "direkte Rolle" gespielt. Französische Soldaten, die für einen humanitären Militäreinsatz in der früheren belgischen Kolonie stationiert waren, seien "Akteure" und "Komplizen" bei den Massakern gewesen. Die französische Regierung weist derartige Vorwürfe seit jeher zurück.

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