USA

Von Fox-News in die Botschaft nach Berlin

Richard Grenell: offen schwul, Christ und medienkritisch. Der Fox-News-Kommentator soll Trumps Chefdiplomat in Deutschland werden.

"Ich schreibe euch diese Zeilen, um euch mitzuteilen, dass ich schwul bin, aber Christ bleibe" – als Richard Grenell diesen Brief 1999 an seine Eltern übergab, war noch nicht absehbar, dass er einmal einer der ersten offen homosexuell lebenden Politiker mit Top-Posten sein wird – und das ausgerechnet in der US-Regierung Trump. Der Präsident zählt schon seit vielen Jahren auf den Rat seines loyalen Anhängers Grenell und nominierte ihn nun zum neuen US- Botschafter in Berlin. Die Stelle ist seit sechs Monaten vakant.

Kein Polit-Novize

Grenell, der in einem streng evangelikalen Elternhaus in Michigan aufwuchs, ist kein politischer Novize. Nach seinem Master an der Harvard Kennedy School war er von 2001 bis 2008 Sprecher der US-Botschaft bei den Vereinten Nationen und beriet mehrere Republikaner, darunter die ehemaligen Präsidentschaftskandidaten John McCain und Mitt Romney.

Weniger diplomatisch zeigt sich Grenell auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, wo er mindestens so heftig gegen "Fake News" austeilen kann wie sein Präsident und die Kommentare von Journalisten als geistlos schimpfte. Zuletzt wetterte er über die "wilden Spekulationen" in der Russland-Affäre auf CNN und fragte: "Rät Ihnen denn keiner, bei den Fakten zu bleiben? Wow."

Von Fox-News in die Botschaft nach Berlin
Richard Grenell
Streichelweich wird er, wenn es um sein Faible für Lady Gaga, die er als "Amazing" bezeichnet, und Britney Spears geht, deren Konzerte er oft besucht und Fotos von sich und seinem Partner postet. Matt Lashley war es auch, der ihn privat – und öffentlich im Fernsehen – während seiner Lymphdrüsenkrebs-Erkrankung unterstützte. Was die TV-Präsenz betrifft, kann Grenell durchaus mit seinem Chef im Weißen Haus mithalten: Zwar hat er keine eigene Show, tritt aber regelmäßig als Kommentator im Sender Fox-News auf, der den Republikanern sehr nahe steht.

Grenell, der auch eine PR-Agentur betreibt, weiß, wie er sich medial verkauft und wird dies vermutlich auch in Berlin tun. Offiziell bestätigt hat er seinen Job noch nicht. Kürzlich tauchte aber ein Foto mit Präsident Trump auf, das er mit "Thank you, Mr. President!" kommentierte.

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