Regenbogenparade in Istanbul untersagt

Foto aus dem Jahr 2014
Istanbuler Gouverneur sagte Parade aus Sicherheitsgründen ab.

Der Gouverneur von Istanbul hat die bevorstehende jährliche Lesben- und Schwulenparade im Zentrum der türkischen Millionenmetropole verboten. Der traditionelle "Marsch des Stolzes" am übernächsten Sonntag auf der Einkaufsmeile Istiklal Caddesi werde nicht genehmigt, teilte das Amt des Gouverneurs am Freitag mit. Zur Begründung führte die Behörde die Sicherheit von Teilnehmern und Bürgern an.

Auch der Schutz der öffentlichen Ordnung wurde als Grund genannt. Die Veranstalter kündigten rechtliche Schritte an und kritisierten, das Verbot verstoße gegen die Verfassung. Die Zeitung "Evrensel" zitierte Aktivisten, die trotz des Verbots demonstrieren wollten. Erwartet wurde, dass Teilnehmer des Marsches auch an das Massaker von Orlando im US-Staat Florida erinnern wollten, wo ein Schütze jüngst in einem Schwulen-Club 49 Menschen getötet hat.

Regenbogenparade in Istanbul untersagt
ATTENTION EDITORS - REUTERS PICTURE HIGHLIGHT Riot police use a water cannon to disperse LGBT rights activist before a Gay Pride Parade in central Istanbul, Turkey, June 28, 2015. Turkish police fired water cannon and rubber pellets to disperse a crowd gathered in central Istanbul for the city's annual gay pride parade, a Reuters cameraman at the scene said. The police appeared intent on stopping the crowd gathering near Taksim Square, the cameraman said. Taksim is a traditional rallying ground for demonstrators and saw weeks of unrest in 2013. REUTERS/Kemal Aslan TPX IMAGES OF THE DAY REUTERS NEWS PICTURES HAS NOW MADE IT EASIER TO FIND THE BEST PHOTOS FROM THE MOST IMPORTANT STORIES AND TOP STANDALONES EACH DAY. Search for "TPX" in the IPTC Supplemental Category field or "IMAGES OF THE DAY" in the Caption field and you will find a selection of 80-100 of our daily Top Pictures. REUTERS NEWS PICTURES. TEMPLATE OUT
Die Parade zum Abschluss der Istanbuler "Pride Week" findet seit mehr als zehn Jahren statt und wurde vergangenes Jahr erstmals verboten. Damals verwies der Gouverneur auf den für Muslime heiligen Fastenmonat Ramadan. Dennoch gingen Tausende auf die Straße. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas gegen die friedlichen Demonstranten ein. Auch heuer fällt der Termin in den Ramadan.

Drohungen

Eine ultrarechte nationalistische Gruppe hat den diesjährigen Marsch bedroht. Im Zentrum Istanbuls ist es seit Jahresbeginn außerdem zu insgesamt drei schweren Anschlägen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und einer militanten kurdischen Gruppe gekommen. Einer der IS-Selbstmordanschläge fand auf der Istiklal Caddesi statt, auf der auch der diesjährige Marsch wieder geplant ist.

Die Türkei gehört zu den wenigen Ländern in der Region, in denen Homosexualität nicht verboten ist. Teile der mehrheitlich muslimischen Gesellschaft sind aber sehr konservativ. Kritiker werfen Präsident Recep Tayyip Erdogan vor, das Land islamisieren zu wollen.

Weltweit erinnern Paraden zum Christopher Street Day an einen Aufstand von Schwulen, Lesben und Trans-Menschen am 28. Juni 1969 in der New Yorker Christopher Street. Der Istanbuler "Marsch des Stolzes" findet traditionell am letzten Sonntag im Juni statt.

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