Rebellen verteidigen erbittert Positionen in Ost-Aleppo

Beschädigte Gebäude in Aleppo
Steinmeier verspricht 50 Millionen Euro für Flüchtlinge aus syrischer Metropole.

Im umkämpften Aleppo haben die Rebellen am Freitag erbittert ihre Stellungen im Ostteil der syrischen Metropole gegen die Regierungstruppen verteidigt. Nachdem die Soldaten Kurs auf das große Viertel Sheikh Saeed genommen hatten, schlugen die Aufständischen über Nacht zurück.

Mitte November hatte die syrische Führung eine neue Großoffensive auf Aleppo gestartet und ist entschlossen, die Stadt vollständig von den Rebellen zurückzuerobern. Seitdem wurden nach Angaben der oppositionsnahen "Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte" im Osten der Stadt mehr als 300 Zivilisten getötet, darunter über 40 Kinder. Bei Vergeltungsangriffen von Aufständischen auf den Westen der Stadt starben demnach in dieser Zeit fast 60 Menschen.

Die heftigen Kämpfe um Aleppo trieben zuletzt 50.000 der im Osten eingeschlossenen 250.000 Menschen in die Flucht. Aus Furcht, komplett eingekesselt zu werden, schlugen die von der islamistischen Fateh-al-Sham-Front unterstützten Aufständischen am Freitag die Regierungssoldaten in Sheikh Saeed zurück. Der oppositionsnahen Beobachtungsstelle zufolge, deren Angaben von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen sind, kontrollierten sie dann wieder 70 Prozent des Bezirks im südlichen Ost-Aleppo.

Schlechtes Wetter

"Das Regime und seine Verbündeten wollen dieses Viertel um jeden Preis einnehmen", sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. "Denn wenn sie es erobern, können sie alle restlichen Rebellengebiete angreifen." In Vorbereitung auf harte Straßenkämpfe trafen der Organisation zufolge am Freitag hunderte syrische Elitekämpfer in Aleppo ein. Schlechtes Wetter drosselte zwar die Luftangriffe, wie ein AFP-Korrespondent berichtete, doch war von vielen Seiten weiterhin Artilleriefeuer zu hören.

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte bei einer Libanon-Reise unterdessen 50 Millionen Euro an zusätzlicher Hilfe für die Flüchtlinge im Großraum Aleppo zu. Steinmeier versprach nach dem Besuch in einem Flüchtlingslager im Libanon zusätzliche Gelder, die an verschiedene Hilfsorganisationen gehen sollen. "Wir dürfen nicht aufgeben, in den Bemühungen, eine Entschärfung dieses Krieges hinzukriegen", sagte er im Libanon. Nötig seien Waffenpausen, damit die leidenden Menschen "endlich" versorgt werden könnten. Dem Libanon versprach er zusätzliche zehn Millionen Euro. Das kleine Land beherbergt einen Großteil der Bürgerkriegsflüchtlinge.

"Sicheres" Geleit für Konvois

Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte in Rom, humanitäre Hilfskonvois erhielten "sicheres" Geleit auf dem Weg nach Aleppo. Russland, wichtigster Verbündeter der syrischen Führung, habe die UNO darüber informiert, dass es "keine Probleme" mit den Hilfstransporten gebe, sagte Lawrow. Nötig sei dafür eine Absprache mit der syrischen Regierung.

Der Friedensprozess in Syrien komme derzeit wegen der Gegner von Machthaber Bashar al-Assad nicht voran. Russland befürworte den Dialog, aber die Verhandlungen würden von denjenigen blockiert, die den syrischen Präsidenten zuallererst absetzen wollten, zitierte die Nachrichtenagentur ANSA Lawrow bei einer Pressekonferenz mit seinem italienischen Amtskollegen Paolo Gentiloni am Freitagnachmittag. Dies sei inakzeptabel und nicht Teil der Vereinbarungen.

Unterdessen beklagte das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF das Leid der geflüchteten Kinder aus Ost-Aleppo. Die UNO ging von 31.500 Flüchtlingen binnen einer Woche aus, darunter rund 19.000 Kinder. Angesichts des nahenden Winters sei deren Versorgung ein "Wettrennen gegen die Zeit".

Aufruf an UNO

In einem dramatischen Hilfsappell hatten am Donnerstag 223 internationale Organisationen die UNO-Vollversammlung aufgefordert, sich in den Syrien-Konflikt einzuschalten. In einer Erklärung warfen sie der Versammlung der 193 Mitgliedstaaten vor, in ihrer Verantwortung für die Menschen in Syrien "versagt" zu haben. Dabei ging es den Organisationen, darunter Amnesty International, Human Rights Watch und etliche syrische Gruppen, vor allem auch um Aleppo.

In Istanbul protestierten am Freitag rund tausend Menschen gegen die Regierungsoffensive auf Aleppo. Auf Schildern waren Slogans wie "Stoppt das Massaker" und "Unsere Brüder sind belagert" zu lesen. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt die syrische Opposition.

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