Brüderle: "Ich habe ein reines Gewissen"

Germany Economy Minister Rainer Bruederle speaks to journalists before an IT-security conference at the economy ministry in Berlin, March 29, 2011. Bruederle is under pressure following leaked comments he allegedly made to a closed-door meeting of business leaders shortly before a state vote in Baden Wuertemberg and Rheinland-Palatinate. REUTERS/Thomas Peter (GERMANY - Tags: POLITICS)
Der einstige FDP-Spitzenpolitiker hat ein Buch geschrieben – auch über die Sexismus-Vorwürfe gegen ihn.

Der Herrenwitz“: So nannte sich jene Reportage, die Rainer Brüderle als FDP-Spitzenkandidat für die deutsche Bundestagswahl gehörig ins Trudeln brachte – und die deutschlandweit eine angeregte Debatte über Sexismus im Alltag auslöste. Eine Stern-Reporterin hatte darin geschildert, wie nahe ihr der FDP-Mann bei einer Recherche getreten war; sie schrieb, dass er an der Bar stehend anzügliche Bemerkungen im Stile von „Sie können ein Dirndl auch ausfüllen“ oder „Ich möchte, dass Sie meine Tanzkarte annehmen“ vom Stapel gelassen habe.

Brüderle schwieg damals zu dem Artikel – obwohl seine Aussagen im ganzen Land und vor allem im Internet einen Sturm der Entrüstung hervorriefen. Bis heute ließ er sich Zeit, um etwas dazu zu sagen – oder besser gesagt, zu schreiben: Am heutigen Dienstag stellte Brüderle in Berlin sein Buch vor. Der nicht zu missverstehende Titel: „Jetzt rede ich!

Bewusste Beschädigung

Der Tenor ist eindeutig: „Ich hatte und habe ein reines Gewissen“, so der deutsche Politiker zum Handelsblatt. Denn der Hintergrund der Geschichte sei weniger der ernsthafte Vorwurf des Sexismus denn vielmehr politisches Kalkül gewesen: „Der Stern wollte die FDP und mich beschädigen. Es war eine rein politisch motivierte Attacke“, so Brüderle.

Der Artikel sei, so der einstige FDP-Spitzenmann, von „langer Hand geplant“ gewesen, schließlich seien zwischen Recherche und Druck mehrere Monate vergangen. „Schauen Sie sich mal den Zeitablauf an: Am Montag werde ich zum Spitzenkandidaten gewählt. Am Mittwoch liegt der gedruckte Stern auf meinem Schreibtisch“, so Brüderle. Denn was er gesagt habe, sei „nicht böse gemeint“ gewesen: „Es standen viele Journalisten um uns herum, und keiner hat sich darüber aufgeregt, auch die Dame nicht.“ Sie habe ihn ja auch danach noch begleitet: „Sie ist mit mir im Auto mitgefahren. Das macht doch niemand, der sich belästigt fühlt. Sie hat sich ein Jahr lang nicht bei mir beschwert.“

Feministinnen im Kampfmodus

Bei der Wahl selbst wurde Brüderle bekanntlich abgestraft, die FDP flog aus dem Bundestag – ob die „Dirndl“-Affäre dabei eine gewichtige Rolle spielte, sei dahingestellt. Auch, ob es mit einer Entschuldigung besser gelaufen wäre, darf bezweifelt werden, denn: „Ich bin heute noch überzeugt, dass ich die politische Debatte anders nicht überstanden hätte“, sagt Brüderle im Interview mit der Zeitung. „Da kommen Sie mit der Wahrheit nicht weiter, wenn Frauenrechtlerinnen wie Alice Schwarzer im Kampfmodus sind“.

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