Ex-Geheimdienstler: "Putin hat etwas gegen Trump in der Hand"

Ex-Geheimdienstler: "Putin hat etwas gegen Trump in der Hand"
Trumps Einknicken vor Putin macht nach Expertenansicht noch klarer, wie verfänglich seine Beziehungen nach Moskau sind.

Es war eigentlich nicht die Frage, die man zwei Präsidenten stellt. „Hat die russische Regierung belastendes Material gegen Präsident Trump und seine Familie?“, wurde der Reporter der Nachrichtenagentur AP deutlich – um dann umso undeutlichere Antworten zu bekommen. Putin erklärte ausführlich, dass er von Trumps Besuchen in Moskau nichts gewusst, geschweige denn seinen Geheimdienst auf ihn angesetzt habe. Trump sei einfach unwichtig gewesen.

Eine Antwort, die, wie US-Medien nachweisen, ebenso unlogisch wie unrichtig ist. Putin hatte Trump längst wahrgenommen: Den Millionär, der 2013 Miss Universum-Wahlen in Moskau veranstaltete, ihn dazu einlud und prahlte, dass Putin bald „mein bester Freund“ sein werde.

Zwar schickte Putin nur einen freundlichen Brief mit einer Absage und ein Geschenk, doch zugleich begann sein Geheimdienst damit, Trump auszuspionieren. „Wenn die Russen bis dahin noch kein belastendes Material über Trump gesammelt hatten, 2013 besorgten sie es sich“, schrieb etwa das Magazin New Yorker unmittelbar vor dem Gipfel in Helsinki.

Analyse des Gipfeltreffens von Trump und Putin

Genug für Erpressung

Der britische Ex-Agent Christopher Steele wurde damals von den US-Demokraten auf Trump angesetzt. Was er über ihn und und seine damaligen Russland-Kontakte herausfand, fasste er in einem Dossier zusammen, das 2017 wie eine Bombe platzte. Die Russen hätten Unmengen an belastendem Material über Trump, unter anderem über dessen sexuelle Spielchen mit Prostituierten in Moskauer Hotelzimmern. Vieles davon mag halbgares Geheimdienst-Material sein, politisch viel brisanter ist die Analyse, die der Agent dazu anstellte: „Der Kreml hat Trump über Jahre unterstützt, begleitet und kultiviert – und er hat genug in der Hand, um ihn zu erpressen.“

Trumps Beziehungen nach Moskau sollten nicht mehr abreißen – bis zum Präsidentschaftswahlkampf 2016, in den sich die Moskauer Propaganda einschaltete. Schließlich war Trump für Putin auch politisch äußerst attraktiv: Er wetterte gegen die NATO und die geizigen europäischen Verbündeten, wollte kein Geld mehr für Kriege im Ausland ausgeben und sprach in bewundernden Worten über den „starken Führer“ Putin.

Netzwerk um Trump

Längst war auch Trumps engstes Umfeld engstens mit Russland verbunden. Trumps späterer Wahlkampf-Manager Paul Manafort war für Viktor Janukowitsch tätig: Präsident der Ukraine von Russlands Gnaden. Manafort, bis heute enger Vertrauter Trumps, bezog auch großzügige Beraterhonorare von Oleg Deripaska, einem der Oligarchen, die direkt im Auftrag Putins tätig sind.

Michael Flynn, später Trumps Nationaler Sicherheitsberater saß schon 2015 bei Galas in Moskau mit Putin am Tisch. Während des Wahlkampfs soll er den Kontakt nach Moskau gehalten haben. Ein Kontakt, der offensichtlich so heikel war, dass Flynn darüber sogar unter Eid log. Als das aufflog, musste er als Nationaler Sicherheitsberater abtreten.

Wie massiv Russland sich im US-Wahlkampf engagierte, darüber fördert US-Sonderermittler Robert Mueller ständig Neues zutage. Unmittelbar vor dem Gipfel hat Mueller zwölf russische Agenten angeklagt, die Trumps Konkurrentin Hillary Clinton und die Demokratische Partei ausspioniert haben sollen, und zwar „offiziell“, also im Auftrag des Kreml. Trumps auch in Helsinki stur wiederholte Behauptung, „es gab keine geheimen Absprachen“, wird zunehmend unhaltbar.

Es geht aber um viel mehr als Absprachen. Ein verzweigtes Netzwerk zwischen Trump, Putin und beider engsten Vertrauten wurde seit den 1980er-Jahren geknüpft. In diesem Netzwerk ging es um Millionen aus Russland für Trumps Geschäfte, um Spionage-Aktivitäten und zuletzt um Eingriffe in den US-Wahlkampf. Die Konsequenzen daraus bringen zwei frühere US-Geheimdienstoffiziere gegenüber der Washington Post auf den Punkt: "Putin hat etwas gegen Trump in der Hand."

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