Prognose: Drei Mio. weitere Flüchtlinge bis 2017

Der Winter wird die über Griechenland kommenden Menschen besonders treffen.
Die UN warnt vor Eskalation der Lage in den Wintermonaten. Schweden kann keine Flüchtlinge mehr unterbringen.

Die EU-Kommission erwartet bis 2017 die Ankunft von drei Millionen weiteren Flüchtlingen in Europa. Das erklärte die Brüsseler Behörde am Donnerstag in ihrem Wirtschaftsausblick für die Jahre 2015 bis 2017. Zuvor hatte EU-Kommissar Pierre Moscovici erklärt, der Flüchtlingsandrang werde eine "schwache, aber positive" Wirkung auf das Wirtschaftswachstum in der EU haben.

Mehr zum Thema:

Harter Winter

Die Vereinten Nationen rechnen auch in den Wintermonaten mit einem anhaltenden Flüchtlingsstrom nach Europa. Von November bis Februar sei mit täglich bis zu 5.000 Flüchtlingen zu rechnen, die über die Türkei einreisten, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Donnerstag mit. Der Winter dürfte das Leiden der in Griechenland eintreffenden Menschen noch verschärfen. Wenn nichts getan werde, sei mit weiteren Todesopfern zu rechnen. In seinem Appell bat das Hilfswerk um gut 96 Millionen Dollar zusätzlich. Mit dem Geld sollten Griechenland, Kroatien, Serbien, Slowenien und Mazedonien unterstützt werden. Damit würde ihre Gesamtsumme zur Bewältigung der Flüchtlingskrise auf 172,7 Millionen Dollar steigen.

Deutschland

In diesem Jahr sind nach offiziellen Zahlen rund 758.000 Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Allein im Oktober wurde mit 181.000 Migranten ein Höchststand erreicht, wie das deutsche Innenministerium am Donnerstag in Berlin mitteilte. Dabei handelt es sich um Flüchtlinge, die von den Bundesländern registriert und im Datensystem Easy gespeichert wurden.

Die vom Bund prognostizierte Zahl von 800.000 Flüchtlingen für 2015 ist damit bereits zwei Monate vor Jahresende annähernd erreicht. Vermutlich wurde sie schon übertroffen, weil der tatsächliche Wert der eingereisten Personen meist höher als die Easy-Zahlen ist.

Die Zahl der beim deutschen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge eingereichten Asylanträge lag im Oktober bei 54.877. In den ersten zehn Monaten stellten 362.153 Personen einen Asylantrag. Hauptherkunftsland war Syrien, gefolgt von den als sicher geltenden Balkanstaaten Albanien, Kosovo und Serbien. Auf den weiteren Plätzen folgen der Irak und Afghanistan.

Schweden: Grenze des Machbaren erreicht

Schweden kann Flüchtlingen keine Unterkunft mehr garantieren. Migrationsminister Morgan Johansson sagte am Donnerstagabend bei einer Pressekonferenz, Neuankömmlinge hätten die Wahl, entweder nach Dänemark oder Deutschland zurückzukehren oder sich selbst eine Unterkunft zu suchen.

"Wir haben die Grenze des Machbaren erreicht", sagte der Minister. Er hoffe, die Nachricht habe einen dämpfenden Effekt.

Inzwischen kommen täglich 1500 neue Asylbewerber in Schweden an. Darunter seien viele, die zuvor in Deutschland in Zelten untergebracht waren und sich angesichts der verschärften Aufnahmebedingungen entschieden hätten, nach Schweden weiterzureisen, sagte Johansson. In der Region der norddeutschen Stadt Rostock sollen sich nach Angaben der schwedische Einwanderungsbehörde 5000 Menschen aufhalten, die nach Schweden wollten. Die Behörde hatte zuvor an die Gemeinden appelliert, mehr Plätze, zum Beispiel in Sporthallen, zur Verfügung zu stellen.

Kommentare