Präsidentenwahl in Tschechien: Zeman und Drahos in Stichwahl

Milos Zeman.
In einer Stichwahl in zwei Wochen trifft Milos Zeman damit auf den parteilosen Chemieprofessor Jiri Drahos.

Der tschechische Staatschef Milos Zeman hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl klar gewonnen. Laut vorläufigen Ergebnissen, die auf der Auszählung von über 99 Prozent der Wahllokale basieren, erhielt Zeman 38,6 Prozent der Stimmen. Auf Platz Zwei mit 26,6 Prozent landete erwartungsgemäß der frühere Direktor der Wissenschaftsakademie, Jiri Drahos.

Da keiner der Kandidaten über 50 Prozent der Stimmen bekommen hat, wird es in zwei Wochen eine Stichwahl zwischen Zeman und Drahos geben.

Die übrigen sieben Kandidaten blieben mit einem großen Abstand bei oder nahe der 10-Prozent-Marke zurück. Auf Platz drei drängten sich drei Bewerber - der frühere Botschafter in Frankreich und Mitarbeiter von Vaclav Havel, Pavel Fischer (10,2 Prozent), der Poptexter und Schriftsteller Michal Horacek (9,1 Prozent) und überraschend auch der Arzt und Aktivist Marek Hilser (8,8 Prozent). Der frühere konservative Regierungschef Mirek Topolanek musste sich mit rund 4,2 Prozent zufriedengeben.

61 Prozent Wahlbeteiligung

Der einstige Chef des Pkw-Herstellers Skoda Auto, Vratislav Kulhanek, der Direktor der tschechischen Assoziierung der Waffenindustrie, Jiri Hynek, und der Musiker Petr Hannig lagen um bzw. unter einem Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung machte rund 61 Prozent aus.

Die Stichwahl dürfte sehr spannend werden. Zwar hat Zeman die erste Runde mit einem größeren Vorsprung gewonnen, allerdings kann man laut Medienberichten damit rechnen, dass die Kandidaten auf Platz drei bis sechs sowie ihre Wähler eher Drahos bevorzugen. Topolanek hatte dazu bereits aufgefordert. Zeman gewann in allen Landesteilen außer in Prag. In der Hauptstadt führte dagegen Drahos, sowie auch bei den Auslandstschechen.

Präsidentenwahl in Tschechien: Zeman und Drahos in Stichwahl
Stimmenanteile der Kandidaten, die in die Stichwahl kommen - Säulengrafik

Zeman zeigte sich in einer ersten Reaktion "erfreut", dass er in der ersten Runde fast 40 Prozent der Stimmen erhalten habe, während es in der ersten Runde vor fünf Jahren nur 24 Prozent gewesen seien. "Jetzt beginnt aber alles wieder bei Null", kommentierte Zeman auf einer Pressekonferenz, wo er auch die Bereitschaft äußerte, mit Drahos in einem TV-Duell zusammenzukommen. Vor der ersten Runde hatte Zeman es strikt abgelehnt, an Wahldebatten teilzunehmen.

"Wir sind im Finale"

Drahos erklärte, sein Ergebnis stimme ihn "hoffnungsvoll". "Wir sind im Finale", freute er sich in seinem Wahlkampfbüro. "Sie alle, die eine Wende und Änderung wünschen, kommen Sie zur Stichwahl", forderte Drahos Wähler auf. Er wolle ein Staatspräsident sein, der verbinde, nicht spalte. Drahos vertritt deutlich liberalere, proeuropäische Positionen als Zeman. Er setzt sich für eine stärkere Rolle Tschechiens in der EU sowie für eine Einführung des Euro ein.

Zeman dagegen setzt sich für gute Beziehungen zu Moskau ein und lehnt Einwanderer aus muslimischen Ländern ab. "Niemand hat Sie hierher eingeladen", ließ der 73-Jährige, der für seine islamfeindliche und proisraelische Haltung bekannt ist, kürzlich Migranten wissen. Seit 2013 steht Zeman an der Spitze des tschechischen Staates.

Bei der Stimmabgabe Zemans am Freitag kam es zu einem kleinen Zwischenfall: Eine Aktivistin der Frauengruppe Femen mit nacktem Oberkörper versuchte zu dem Amtsinhaber vorzudringen. Dabei schrie sie "Zeman - Putins Schlampe". Die Frau versuchte im Wahllokal in Prag zu Zeman vorzudringen, wurde aber von dessen Leibwächtern abgefangen und auf den Boden geworfen. Zeman zeigte sich danach über die Attacke geehrt, weil es sich um jene Frau gehandelt habe, die bereits einen Angriff auf den Papst verübt hatte.

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