Polen: Aktivisten gegen Urwald-Abholzung festgenommen

Demonstranten am Sitz der Forstbehörde in Warschau
Die Demonstranten blockierten die staatliche Forstbehörde in Warschau.

Die polnische Polizei hat eine Sitzblockade von Umweltaktivisten, die gegen die Abholzung von Bäumen im Bialowieza-Urwald protestierten, gewaltsam beendet. 22 Menschen, die sich am Sitz der staatlichen Forstbehörde in Warschau angekettet hatten, wurden am Donnerstagabend festgenommen. Ihnen drohen bis zu einem Jahr Haft.

Die Demonstranten hatten den Abzug schwerer Maschinen aus dem Wald gefordert, der teilweise zum Weltnaturerbe gehört. "All unsere Aktionen - friedliche Märsche, Petitionen, Blockaden vor Ort - haben nichts gebracht", sagte der Aktivist Adam Bohdan der Nachrichtenagentur AFP telefonisch vor den Festnahmen. Die Behörden ließen trotz des Verbots des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) weiter Bäume fällen. "Deswegen haben wir uns für diese äußerste Form des Protests entschieden", sagte der Aktivist. Eine Sprecherin der Behörde nannte die von einem Zusammenschluss verschiedener Umweltschutzgruppen organisierte Blockadeaktion "illegal".

Einstweilige Verfügung

Die EU-Kommission hatte Mitte Juli beim EuGH eine einstweilige Verfügung beantragt, weil Polen mit Holzeinschlag in dem geschützten Bialowieza-Gebiet begonnen hatte. Der EuGH hatte dem Antrag der Europäischen Kommission am 27. Juli stattgegeben und die Aussetzung der Abholzung in dem oft als Europas letzter Urwald bezeichneten Gebiet verordnet.

Damals gab die nationalkonservative Regierung in Warschau an, die Entscheidung des Gerichts zu respektieren. Von nun an wolle sie nur noch Bäume fällen, um Schädlinge zu bekämpfen, Verkehrsrouten zu schützen oder Waldbränden vorzubeugen. Zahlreiche Wissenschafter und Umweltorganisationen bestreiten das. Ein endgültiges Urteil des EuGH steht noch aus. Das Verfahren soll allerdings eineinhalb bis zwei Jahre lang dauern.

Der Wald von Bialowieza erstreckt sich über 150.000 Hektar entlang der Grenze zwischen Polen und Weißrussland. Ein Teil des Waldes ist Schutzgebiet und zählt zum Weltnaturerbe und Biosphärenreservat der UNO-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO).

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