Deutsche Geisel tot: Terror auf den Philippinen

Soldaten auf den Philippinen
Ein deutscher Segler ist auf den Philippinen enthauptet worden. Abu Sayyaf sorgt seit Jahren für Terror auf der Insel.

Am Montag ist das Ultimatum abgelaufen, rund 570.000 Euro hat die Extremistengruppe Abu Sayyaf für die Freilassung des Deutschen Jürgen K. gefordert. Nach zwölf Tagen war die Zeit um. Ein Video, das im Internet (unter anderem von der US-amerikanischen Organisation SITE Intel Group) veröffentlicht wurde, zeigt die Enthauptung des 70-Jährigen. Das deutsche Außenamt hat die Ermordung bereits bestätigt. "Wir sind zutiefst erschüttert über das unmenschliche und grausame Vorgehen der Täter", erklärte ein Sprecher.

Jürgen K. wurde vor gut zwei Monaten gemeinsam mit seiner Partnerin Sabine M. entführt. Die Leiche der Frau fand man damals im Boot. Sie wurde von Mitgliedern von Abu Sayyaf (auf Deutsch "Träger des Schwertes", Anm.) an Ort und Stelle getötet. Es war bereits das zweite Mal, dass das Paar gekidnappt wurde. Somalische Piraten hatten die Weltumsegler 2008 entführt und nach 52 Tagen freigelassen.

Terror auf den Philippinen

Schon seit Jahren terrorisiert die Extremistengruppe die Bevölkerung auf den Philippinen. Sie ist für zahlreiche Anschläge verantwortlich. Die Gruppe besteht aus einigen hundert bewaffneten Kämpfern. Bereits seit den Sechzigern kämpfen muslimische Separatisten auf den mehrheitlich katholischen Philippinnen für mehr Autonomie. Unter dem Einfluss von Al-Kaida entstand 1991 die Organisation Abu Sayyaf, die ihren Kampf mit der Entführung von Ausländern und Lösegelderpressungen finanziert. Das Ziel ist ein eigener Staat.

Deutsche Geisel tot: Terror auf den Philippinen
Philippine President Rodrigo Duterte sits next to Norwegian national Kjartan Sekkingstad as they meet in Davao city, after Sekkingstad was freed from the al Qaeda-linked Abu Sayyaf Islamist militant group in Jolo, Sulu in southern Philippines September 18, 2016. REUTERS/Lean Daval Jr

Hochburg von Abu Sayyaf ist die Insel Jolo im Südwesten der Philippinen. Ihr Gründer Abdurajak Janjalani ließ sich zunächst in Saudi-Arabien zum Islamgelehrten ausbilden, ehe er beim Al-Kaida-Chef Osama bin Laden in Afghanistan in der Lehre ging. Er wurde 1998 bei einem Gefecht getötet. Sein Bruder Khaddafy Janjalani wurde Chef, kam aber 2006 bei einem Militäreinsatz ebenfalls um. Die Organisation formierte sich unter anderen Anführern neu und hat 2014 der in Syrien und im Irak aktiven Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) die Treue geschworen. Beobachter gehen aber davon aus, dass Abu Sayyaf durch das Bekenntnis zum IS hauptsächlich Lösegelder in die Höhe treiben will.

Die Brutalität der Abu-Sayyaf-Gruppe ist spätestens seit 1995 berüchtigt: In dem Ort Ipil, eine Gemeinde in der Provinz Zamboanga Sibugay, metzelten sie 54 Einwohner nieder, Häuser wurde geplündert und in Brand gesteckt.

Freilassung nur gegen Lösegeld

Im Jahr 2000 entführte Abu Sayyaf 21 Touristen von einer Taucherinsel in Malaysia auf die Philippinen. Darunter war eine deutsche Familie, die erst nach Monaten im Dschungel gegen millionenschweres Lösegeld von mindestens zwölf Millionen Dollar freikam. 2004 starben bei einem Anschlag auf eine Fähre auf den Philippinen 116 Menschen. 2014 entführte sie ein deutsches Paar von seiner Segeljacht und ließ es erst nach Monaten frei. Die Islamisten erklärten, sie hätten umgerechnet mehr als fünf Millionen Dollar Lösegeld für das Paar erhalten.

Im April 2016 hatte ein entführter Kanadier erklärt, seine Geiselnehmer würden ihn am 25. April töten, wenn bis dahin nicht umgerechnet 5,68 Millionen Euro Lösegeld gezahlt werde. Wenige Stunden nach Ablauf des Ultimatums warfen Motorradfahrer den abgeschlagenen Kopf der kanadischen Geisel vor das Rathaus auf Jolo.

Deutsche Geisel tot: Terror auf den Philippinen
Hostages Canadian national Robert Hall (R) and Norwegian national Kjartan Sekkingstad (L) are seen in this undated picture released to local media, in Jolo island in southern Philippines. The Philippines confirmed on Tuesday the execution of Robert Hall, a Canadian who had been held hostage by the al Qaeda-linked Abu Sayyaf Islamist militant group on a remote southern island with three other people since September 2015. Handout/ via REUTERS ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. FOR EDITORIAL USE ONLY. THIS PICTURE WAS PROCESSED BY REUTERS TO ENHANCE QUALITY. AN UNPROCESSED VERSION HAS BEEN PROVIDED SEPARATELY.

Wenige Monate später, im September 2016 hatten die Exremisten nach einer fast einjährigen Geiselhaft einen norwegischen Hotelmanager auf der philippinischen Insel Jolo freigelassen. Er war mit dem Kanadier und einer Filipina entführt worden - sie wurden von der Extremistengruppe getötet. Ob Lösegeld gezahlt wurde, blieb unklar.

Der philippinische Staatschef Rodrigo Duterte wies 2016 das Militär an, die Gruppe zu zerschlagen und erklärte einen "Zustand der Gesetzlosigkeit". Nach Verfassungsartikel 18 kann er damit das Militär heranziehen, um für Recht und Ordnung zu sorgen.

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