Pekings Wunschkandidatin wird Hongkongs Regierungschefin

Peking wohlgesonnen: Carrie Lam
Demonstranten beklagten "Wahlschwindel" und forderten freie Wahlen.

Überschattet von Protesten hat in Hongkong ein Peking-freundliches Wahlkomitee die bisherige Verwaltungschefin Carrie Lam zur neuen Regierungschefin der Sonderverwaltungsregion Chinas gemacht. Die Wunschkandidatin Pekings erhielt am Sonntag mit mehr als 600 Stimmen erwartungsgemäß die erforderliche Mehrheit, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Die chinesische Staatsagentur verkündete das Ergebnis noch während die öffentliche Auszählung lief und die endgültigen offiziellen Zahlen noch nicht einmal geprüft und amtlich vorgelegt waren.

Bevölkerung war für John Tsang

Pekings Wunschkandidatin wird Hongkongs Regierungschefin
Hong Kong chief executive candidate John Tsang speaks during a press release after Carrie Lam was announced the winner of the Hong Kong chief executive election in Hong Kong on March 26, 2017. A pro-China committee voted for a new Hong Kong leader on March 26 to take the helm of a deeply divided city that is fearful Beijing is squeezing its freedoms. / AFP PHOTO / DALE DE LA REY
Obwohl ihr Gegenkandidat John Tsang in der Bevölkerung viel beliebter ist, erhob das mehrheitlich Peking-freundliche Wahlkomitee die 59-Jährige an die Spitze der früheren britischen Kronkolonie. Demonstranten beklagten "Wahlschwindel" und forderten freie Wahlen.

Während der Abstimmung im Hongkonger Kongresszentrum kam es zu Protesten. Hunderte prodemokratischer Demonstranten durchbrachen eine Polizeisperre, wurden aber schließlich von einer Kette von Sicherheitskräften vor dem Gelände aufgehalten. Es gab ein heftiges Gerangel zwischen Demonstranten und Polizisten.

Hongkonger wollen endlich freie Wahl

Pekings Wunschkandidatin wird Hongkongs Regierungschefin
Pro-democracy activists protest outside the venue of the Hong Kong chief executive election in Hong Kong on March 26, 2017. A mainly pro-China committee began voting for a new leader of Hong Kong on March 26 to take the helm of the deeply divided city, which is fearful Beijing is curtailing its freedoms. / AFP PHOTO / Jayne Russell
Viele der sieben Millionen Hongkonger sind enttäuscht, dass ihnen die kommunistische Führung in Peking - ungeachtet früherer Versprechen - weiterhin keine freie Wahl erlaubt. So besetzten 1.194 Mitglieder der Wirtschaftselite und anderer Interessengruppen, die von guten Beziehungen zu China profitieren, das Spitzenamt und folgten wieder mehrheitlich den Vorgaben aus Peking.

Kritiker fürchten neue Spannungen in Hongkong. Mit dem Ruf nach mehr Demokratie hatte die "Regenschirm-Bewegung" schon 2014 Teile der asiatischen Wirtschafts- und Finanzmetropole wochenlang lahmgelegt.

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