Attentat auf Charlie Hebdo: "Inhumane Barbarei"

Attentat auf Charlie Hebdo: "Inhumane Barbarei"
Politik und Medienwelt zeigen sich tief schockiert - das Magazin Titanic reagiert mit Ironie.

Der Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo (einen ausführlichen Bericht dazu lesen Sie hier) sorgt weltweit für Entsetzen. Die USA haben den Anschlag auf eine französische Satire-Zeitung "auf das Schärfste" verurteilt. "Jeder hier im Weißen Haus ist im Gedanken bei den Familien derjenigen, die bei diesem Angriff getötet oder verletzt wurden", sagte Präsidentensprecher Josh Earnest. Die US-Regierung stehe wegen des Angriffs, im engen Kontakt mit Frankreich. Washington sei bereit, bei der Aufklärung zu helfen.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg teilte mit: "Dies war eine barbarische Tat und ein abscheulicher Angriff auf die Pressefreiheit. (...) Terrorismus in all seinen Arten und Erscheinungsformen kann niemals toleriert oder gerechtfertigt werden."

Bundeskanzler Werner Faymann betonte, dass sein "Mitgefühl und meine persönliche Anteilnahme den Kolleginnen und Kollegen der getöteten Journalisten, ihren Familien und Freunden" gelte. Ein solches Attentat könne die Werte der freien, aufgeklärten Gesellschaft nicht angreifen. "Unsere Werte - Demokratie und Menschlichkeit, Meinungsfreiheit und Pressefreiheit - werden siegen", erklärte der Kanzler am Mittwoch. Außenministerin Sebastian Kurz zeigte sich in ersten Reaktionen erschüttert. "Demokratische Gesellschaften wie unsere dürfen sich dadurch nicht einschüchtern lassen. Wir müssen weiterhin unsere Grundwerte wie die Presse- und Meinungsfreiheit mit Nachdruck verteidigen", sagte Kurz per Aussendung am Mittwoch.

Der italienische Regierungschef Matteo Renzi äußerte "Entsetzen und Bestürzung". "Die Gewalt wird immer verlieren gegen die Freiheit und die Demokratie", schrieb der 39-Jährige am Mittwoch auf Twitter. Der Sozialdemokrat drückte seinem Gesinnungsgenossen, Frankreichs Präsident Francois Hollande, seine "totale Nähe (...) in diesem schrecklichen Moment" aus.

Die abscheuliche Tat sei nicht nur ein Angriff auf die Franzosen und die innere Sicherheit Frankreichs. "Sie stellt auch einen Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit dar, ein Kernelement unserer freiheitlich-demokratischen Kultur, der durch nichts zu rechtfertigen ist", schrieb Angela Merkel in einem Telegramm an Frankreichs Staatschef Francois Hollande.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker spricht von einem "unerträglichen Akt" und "Barbarei". Juncker erklärte am Mittwoch in einer Stellungnahme in Brüssel, er sei "zutiefst schockiert von der brutalen und inhumanen Attacke". Juncker sprach im Namen der EU-Kommission Frankreich seine Solidarität aus und erklärte, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Familien.

Auch Russlands Präsident Wladimir Putin hat angesichts des Anschlags jede Art von Terrorismus verurteilt. Der Präsident drücke sein "tiefes Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer und auch für die Menschen von Paris und alle Franzosen" aus, sagte ein Kreml-Sprecher am Mittwoch. "Moskau verurteilt scharf jede Form von Terrorismus."

Die muslimische Kultusgemeinde in Paris - die größte offizielle Vertretung der islamischen Glaubensgemeinschaft in Frankreich - hat den Anschlag als "barbarischen Akt" verurteilt, der sich gegen die Demokratie richte.

Der Europäisch Jüdische Kongress (EJC) hat nach dem Anschlag vor einer Terrorwelle gewarnt. "Leider sehen wir den Beginn einer Welle des Terrors auf den Straßen Europas", sagte EJC-Präsident Moshe Kantor am Mittwoch laut einer Mitteilung in Brüssel. "Dies ist ein Krieg gegen die Redefreiheit und die europäische Lebensweise."

Auch die britische Königin hat sich in einem persönlichen Statement geäußert:

Auch der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) hat sich angesichts des Anschlags in Paris zur Wort gemeldet: Präsident Thomas Kralinger zeigt sich "schockiert über das brutale Attentat auf die Redaktion des Pariser Satiremagazins Charlie Hebdo. Wer Journalisten tötet, zielt auf das Herz der Demokratie. Wenn Medienmitarbeiter um ihr Leben fürchten müssen, wenn sie ihrem Job nachkommen und Kritik äußern, ist die Freiheit der Gesellschaft in Gefahr. Die Antwort auf eine missliebige Berichterstattung darf niemals Gewalt sein. Bei unseren Appellen für mehr Pressefreiheit dachten wir meist zuerst an junge Demokratien oder diktatorische Regime, nun sterben Journalisten in der Mitte Europas. Heute ist ein schwarzer Tag für die europäische Pressefreiheit", betonte Kralinger in einer ersten Reaktion.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) rief inzwischen zum Schutz der Presse- und Meinungsfreiheit auf. "Es ist unfassbar, dass in einem demokratischen und freiheitlichen Land eine Satirezeitschrift in den Fokus von Fanatikern geraten kann, die mit brutalsten Mitteln versuchen, islamkritische Standpunkte zu unterdrücken", erklärte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken am Mittwoch in Berlin. Der Verband sei entsetzt. Bei dem Terrorakt auf das religionskritische Blatt waren mindestens zwölf Menschen getötet worden.

Titanic-Reaktion

Das deutsche Satiremagazin "Titanic" hat mit wenig Betroffenheit, sondern mit Ironie auf das Attentat reagiert. "Langsam verfestigt sich redaktionsintern die Meinung, daß Mord 'eher nicht so gut' wäre, Anschläge auf Satiremagazine 'unangenehm'", hieß es nach dem Massaker an Redaktionsmitarbeitern der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" am Mittwoch von "Titanic".

"Titanic", das für seinen Humor auch über die Grenzen zum guten Geschmack hinaus bekannt ist, setzt nach: "TERRORHINWEIS: Für 16 Uhr ist in der TITANIC-Redaktion eine Pressekonferenz angesetzt, bei der RTL, Hessischer Rundfunk, Frankfurter Rundschau und sämtliche weitere Privat- und Systemmedien anwesend sind. Für Terroristen bietet sich hier die Möglichkeit, nicht nur eine Satireredaktion auszulöschen, sondern auch die gesamte deutsche Lügenpresse. Es gibt Schnittchen (hinterher)!"

Auch im Netz ruft man Solidarität auf - mehr dazu lesen Sie hier.

Kommentare