Terroranschläge fordern mehr als 50 Tote

Mehr als 50 Menschen wurde bei Anschlägen in Pakistan getötet, 28 davon am Flughafen in Karachi.
Mindestens 52 Menschen wurden bei Terroranschlägen in Pakistan getötet. Extremisten bekannten sich zur Tat.

Die Talibankämpfer sind als Polizisten verkleidet, tragen schusssichere Westen und verschaffen sich mit gefälschten Ausweisen Zugang zum Flughafen von Karachi. Dann feuern sie los. Auch an der Grenze zum Iran zünden Extremisten Bomben. Die Bilanz: Dutzende Tote.

Bei verheerenden Terroranschlägen sind in Pakistan mindestens 52 Menschen ums Leben gekommen. Ziele waren der internationale Flughafen von Karachi und schiitische Pilger an der Grenze zum Iran. Bei der Attacke auf den Airport in der Nacht auf Montag wurden nach stundenlangen Schusswechseln mindestens 28 Menschen getötet, darunter die zehn schwer bewaffneten Angreifer. Die islamistischen Taliban bekannten sich zu der Tat. In der westlichen Provinz Belutschistan zündeten Selbstmordattentäter Sprengsätze vor zwei Hotels. Mindestens 20 Pilger und vier Terroristen starben.

Bombenanschlag auf Flughafen

Am Flughafen der Hafenstadt Karachi, der mit rund zehn Millionen Einwohnern größten Stadt Pakistans, griffen die als Polizisten verkleideten Islamisten ein Terminal an, wo Privatmaschinen und Frachtflugzeuge abgefertigt werden. Augenzeugen berichteten von heftigen Schießereien; auch mehrere Explosionen waren zu hören.

"Der Angriff ist vorbei", der Flughafen sei gesichert worden, sagte der Sprecher einer paramilitärischen Einheit am Montag nach insgesamt zwölfstündigen Gefechten. Nach Behördenangaben wurden bei den Kämpfen alle zehn Angreifer sowie 18 weitere Menschen getötet, unter ihnen acht Wachleute des Flughafens und vier Angestellte der pakistanischen Fluglinie PIA.

Die Angreifer waren demnach mit automatischen Waffen, Raketenwerfern und Granaten ausgerüstet. Sieben wurden erschossen, drei hätten sich in die Luft gesprengt. Nach seinen Angaben trugen die Kämpfer schusssichere Westen und kamen mit gefälschten Ausweisen auf das Gelände. Dort setzten sie auch ein Lagergebäude in Brand.

Von Flugzeugentführung zu Selbstmordattentat

Der Plan der Täter sah demnach ursprünglich vor, ein Flugzeug zu entführen, wurde nach dem Scheitern aber zu einem Attentat auf den Flughafen selbst geändert. Drei der Talibankämpfer sprengten sich nach Zeugenaussagen selbst in die Luft, als auf sie geschossen wurde. Die PIA teilte mit, alle Fluggäste seien in Sicherheit gebracht worden.

Nach den Worten der Ärztin Seemi Jamali der Jinnah-Klinik kamen 13 Angehörige der Sicherheitskräfte und fünf Zivilisten ums Leben. Von den mindestens 25 Verletzten befänden sich fünf in kritischem Zustand.

Am Montagmorgen (Ortszeit) waren auf dem Flughafen kurzzeitig erneut Schüsse zu hören. Dabei hatten Soldaten versehentlich auf einen Mitarbeiter der Flughafensicherheit geschossen, den sie für einen weiteren Terroristen hielten. Der Mann wurde verletzt. Der Flughafen sollte am Nachmittag (Ortszeit) seinen Betrieb wieder aufnehmen. Nach Militärangaben wurde kein Flugzeug beschädigt.

Seit 2003 40.000 Menschen getötet

Der Ministerpräsident der Provinz Sindh, Syyed Qaim Ali Shah, erklärte, die Terroristen seien einem ausgeklügelten Plan gefolgt und gut ausgebildet gewesen. Seit 2003 sind bei Talibanattacken in Pakistan rund 40.000 Menschen getötet worden.

Die Extremisten der Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) bekannten sich zu dem Anschlag und sprachen von einem "ersten" Racheakt nach der Ermordung ihres Anführers Hakimullah Mehsud, der im November bei einem US-Drohnenangriff getötet worden war. Ein Sprecher der islamistischen Extremisten, Shahidullah Shahid, erklärte, die Attacke sei die Rache für Luftangriffe der pakistanischen Armee auf "Unschuldige" in den Stammesgebieten nahe der Grenze zu Afghanistan.

Im Mai waren bei den Luftangriffen nach Militärangaben rund 100 mutmaßliche Militante getötet worden, darunter einige hochrangige Talibananführer. Zuvor hatte es in monatelangen Bemühungen um eine Friedenslösung keine Fortschritte gegeben.

Selbstmordanschläge an iranischer Grenze

Zu den Selbstmordanschlägen nahe der iranischen Grenze bekannte sich die sunnitische Extremistengruppe Jaishul Islam, wie das pakistanische Onlineportal dawn.com unter Berufung auf Behördenangaben schrieb. Die Pilger waren demnach mit zehn Bussen aus dem Iran zurückgekehrt und gerade auf dem Weg in ihre Hotels, als die Sprengsätze detonierten. Anschließend fielen Schüsse. Von den 18 teils Schwerverletzten waren 14 in einem kritischen Zustand. In der Vergangenheit waren in diesem Teil Pakistans Schiiten immer wieder Ziel von Anschlägen.

Die TTP und andere Extremisten kämpfen seit über zehn Jahren gegen die Regierung Pakistans, tausende Menschen wurden dabei getötet. Anfang März hatten die pakistanischen Taliban eine Waffenruhe ausgerufen, um Friedensgespräche mit der Regierung in Islamabad zu erleichtern. Wenig später kündigten sie diese jedoch auf. Seitdem kam es wieder vermehrt zu Anschlägen.

Die Taliban in Pakistan haben sich zu dem terroristischen Angriff auf den Flughafen von Karachi mit mindestens 28 Toten bekannt. Die Attacke sei die Rache für Luftangriffe der pakistanischen Armee auf "Unschuldige" in den Stammesgebieten nahe der Grenze zu Afghanistan, sagte ein Sprecher der islamistischen Extremisten, Shahidullah Shahid, am Montag.

"Dies ist eine Botschaft an die pakistanische Regierung, dass wir noch am Leben sind." Laut Militär hatten zehn schwer bewaffnete Terroristen den Flughafen in der Nacht auf Montag angegriffen. Nach stundenlangen Schusswechseln meldete Generalmajor Rizwan Akhtar am Morgen, dass alle Terroristen tot seien. Sieben wurden demnach erschossen, drei hätten sich in die Luft gesprengt. Nach Worten der Ärztin Seemi Jamali der Junnah-Klinik kamen 13 Angehörige der Sicherheitskräfte und fünf Zivilisten ums Leben. Von den 23 Verletzten befänden sich fünf in kritischem Zustand.

Am Montagmorgen (Ortszeit) waren kurzzeitig erneut Schüsse zu hören. Dabei hatten Armeeangehöre versehentlich auf einen Mitarbeiter der Flughafensicherheit geschossen, den sie für einen weiteren Terroristen hielten. Der Mann wurde verletzt. Der Flughafen sollte am Montagmittag (Ortszeit) seinen Betrieb wieder aufnehmen.

23 Tote in Grenzregion

In der Stadt Kaftan an der Grenze zum Iran wurden indes schiitische Pilger, die von einer Fahrt mit Bussen zu heiligen Stätten in dem Nachbarland zurückkehrten, angegriffen. Es habe sich um einen "Feuer- und Selbstmordanschlag" gehandelt, sagten pakistanische Behördenvertreter AFP. Der Angriff ereignete sich demnach, als die Pilger in zwei Restaurants in der Grenzstadt zu Abend aßen.

Der Innenminister der südwestlichen Unruheprovinz Baluchistan, Akbar Durrani, sagte zunächst, unter den Toten seien mehrere Pilger und Sicherheitskräfte gewesen. Später gab er an, bei allen 23 Toten handle es sich um Pilger. Mindestens sieben Menschen seien zudem verletzt worden, sechs Frauen und ein Kind. Sie wurden laut Durrani zur Behandlung in den Iran gebracht.

Bei den Angreifern handelte es sich den Angaben zufolge um vier Selbstmordattentäter. Sie hätten die beiden von Pilgern besuchten Restaurants angreifen wollen. Einer der Angreifer wurde demnach vor einem der Lokale erschossen, die anderen drei drangen in das zweite Restaurant ein und sprengten sich dort in die Luft. Insgesamt hätten sich zur Tatzeit am Ort der Attacke etwa 300 Menschen befunden.

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