"Klage gegen neues AKW hat keine Chance"

Neben den seit Jahrzehnten laufenden Reaktoren von Hinkley Park soll ein neues AKW gebaut werden
Großbritannien/Österreich: Regierung in London sieht Österreichs Vorgehen gegen das geplante britische AKW Hinkley Point gelassen.

Zu teuer, zu unsicher und vor allem gegen EU-Richtlinien: Seit Monaten zieht Österreich gegen das geplante neue AKW Großbritanniens, Hinkley Point C, ins Feld. Gemeinsam mit Luxemburg hat man Klage beim Europäischen Gerichtshof eingereicht.

Grund genug für die Regierung in London, in die Gegenoffensive zu gehen. Vorerst sieht man Österreichs Versuche, den Bau zu stoppen, gelassen: "Österreichs Klage hat nach unserer Überzeugung keine Chance". Trotzdem versucht man jetzt, den eigenen Standpunkt deutlicher zu machen. Die kürzlich getroffene Entscheidung der EU-Kommission, die Finanzierung des AKW zu genehmigen, sei "gesetzlich völlig gedeckt".

Die Behauptung, dass das von einem französischen Atomgiganten betriebene AKW die britischen Bürger teuer zu stehen komme, sei nicht haltbar. "Das AKW wird den britischen Steuerzahler keinen Cent kosten", legt sich das Energieministerium fest.

Rekord-Strompreise

Das allerdings hängt von der zukünftigen Entwicklung der Strompreise auf dem EU-Markt ab. Denn die Förderung des neuen AKW läuft über den Strompreis. Der ist mit umgerechnet 124 Euro per Megawattstunde eklatant hoch und liegt so klar über den Tarifen, die etwa Deutschland seinen Wind- und Solarenergieproduzenten zugesteht. Diesen Preis garantiert die britische Regierung über die gesamte Laufzeit des AKW, also mindestens 35 Jahre.

Für Großbritannien, so betont man in London, gebe es eben derzeit keine billigeren, und vor allem klimaneutralen (AKW produzieren keine Kohlendioxid-Emissionen) Energiequellen. Windparks in der Nordsee, von der Größe wie sie Deutschland baut, seien rund um die britischen Inseln nicht möglich, das Wasser sei zu tief.

Obwohl man sich im Recht fühlt, ist der Gegendruck aus Österreich den Briten unangenehm. Könnte er doch den Bau des AKW um Jahre verzögern. Und das wäre ein schwerer Schlag für das britische Energiekonzept. Seit dreißig Jahren, so betont man in London, habe man kein neues AKW gebaut. Jetzt aber müssten mehrere alte Kraftwerke rasch vom Netz, der Strom müsse also aus anderen Quellen kommen – und eine der wichtigsten sei eben Atomkraft.

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